Dressurreiterin besucht Lebenshilfe

Paralympics-Siegerin in Schönberg

Britta Näpel (rechts), Paralympics-Siegerin im Dressurreiten, lernte bei ihrem Besuch in Schönberg die Therapieponys „Bounty“ und „Moonfleet“ kennen. Mit dabei Friseur Marcel Schneider, Werner Merkel, der im Vorstand der Lebenshilfe sitzt, und Petra Hoffmann, die Leiterin des Reittherapiezentrums (von links). | Foto: Cichon2017/06/Paralympics-Siegerin-Dressur-Britta-Napel-bei-Lebenshilfe-ci.jpg

SCHÖNBERG — Dass Reittherapie bei Behinderungen helfen kann, weiß Britta Näpel aus eigener Erfahrung. Nach einer Vergiftung mit Insektiziden ist sie spastisch gelähmt. Nun hat die Paralympics-Siegerin im Dressurreiten das Reittherapiezentrum der Lebenshilfe in Schönberg besucht.

„Mir ging es sehr schlecht. Ich war lang im Krankenhaus. An Reiten war nicht mehr zu denken“, beschreibt Näpel die Situation vor 19 Jahren, die ihr Leben grundlegend veränderte. Die heute 51-Jährige, die in Wohnsheim bei Mainz ein eigenes Reittherapiezentrum leitet, erzählt nüchtern und abgeklärt, was damals passierte. Sie habe verschiedene Insektizide miteinander vermischt und diese auf ihrer Reitanlage versprüht, um die Rote Vogelmilbe zu bekämpfen. Doch dadurch vergiftete sie sich selbst, was zu einer spastischen Lähmung führte.

Erst vier Jahre nach ihrem Unfall begann Näpel, sich durch eine Reittherapie langsam wieder an ihren Sport heranzutasten. „Anfangs war das sehr frustrierend, weil das Pferd nicht gemacht hat, was ich wollte“, erzählt sie. Dennoch lernte sie den Beindruck, mit dem ein Reiter sein Pferd lenkt, durch zwei Reitgerten zu ersetzen.

Später stieg sie in den Leistungssport ein und gewann 24 Medaillen für Deutschland im Behinderten-Dressurreiten. Sie war mehrfach deutsche Meisterin, Vizeeuropameisterin und Weltmeisterin und nahm an drei Paralympics teil. Gleich beim ersten Mal, 2004 in Athen, holte sie Silber. In Hongkong, wo die Reitwettbewerbe der Olympischen Spiele von Peking ausgetragen wurden, gewann sie Gold, in London Silber.

Hat es ihr geholfen, den Sport nach ihrem Unfall weiter auszuüben? „Auf alle Fälle“, sagt sie, „ich kann behinderten Reitschülern viel bessere Tipps geben, weil ich weiß, wie es ist, in dieser Situation zu sein.“

Der Nürnberger Friseur Marcel Schneider, der die Lebenshilfe seit 2002 unterstützt, hatte Britta Näpel nach Schönberg eingeladen. Er kannte sie von einer seiner Benefizveranstaltungen, bei der Näpel Schirmherrin war. Petra Hoffmann, Leiterin des Reittherapiezentrums in Schönberg, führte die Paralympics-Siegerin über das Gelände. „Hier steckt viel Herzblut drin. Es ist schön, wie liebevoll sich um die Pferde gekümmert wird“, lobt sie die Anlage, „ich nehme sicher ein paar Tipps für meine eigene Arbeit mit.“

Das Reittherapiezentrum der Lebenshilfe wurde vor fünf Jahren eröffnet. Durch die vier speziell ausgebildeten Therapieponys verbessern die Behinderten etwa beim Voltigieren, mit Kutschfahrten und Physiotherapie auf dem Pferd, ihre Koordination, Feinmotorik und Konzentration.

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