NÜRNBERGER LAND – Spätestens seit Montag, als Grundschüler und Abschlussklassen nach Monaten erzwungener „Heimarbeit“ wieder in den Unterricht zurückkehren durften, stehen Schulen wieder verstärkt im Blickpunkt: Tragen sie dazu bei, das Coronavirus und seine noch ansteckenderen Mutationen zu verbreiten? Was können Schulen tun, um nicht zu „Hotspots“ zu werden? Und wie laufen die Testungen? Die Grünen wollten dazu im Kreistagsausschuss für Bildung, Sport und Kultur erneut nähere Informationen haben.
Schon Anfang Dezember 2020, also vor den erneuten Schulschließungen, hatte Grünen-Kreisrätin Elisabeth Altmann aus Pommelsbrunn eine ähnliche Anfrage gestellt, jetzt wollte sie zusätzlich etwas über die von Bund und Land vollmundig angekündigte Teststrategie erfahren – die viele Schulen wegen der kurzfristigen Ankündigung auf dem falschen Fuß erwischte.
Dazu konnte Kreiskämmerer Werner Rapp dann allerdings wenig Verbindliches sagen. Nun hat die bayerische Staatsregierung im Rahmen der Teststrategie angekündigt, ab sofort Selbsttests an die Schulen auszuliefern. Klar ist: Die Tests dürfen nur von medizinisch geschultem Personal durchgeführt werden, eine Zertifizierung der Schnelltestverfahren, darunter auch sogenannte „Gurgeltests“, steht noch aus. Dennoch liefen am Montag in vielen Schulen die Tests an.
Nicht alle beim Test
Dr. Uwe Drochner, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamts und Leiter des Sachgebiets Hygiene und Infektionsschutz, ergänzte, dass die Schulen für die Tests selbst Kontakt zu niedergelassenen Hausärzten aufnehmen müssen (eine Liste mit 45 in Frage kommenden Praxen gibt es beim Gesundheitsamt). Auffallend dabei sei, dass sich de facto nur relativ wenige Lehrer testen lassen würden. Gleiches gelte für Schüler, bei denen erschwerend hinzukomme, dass sie weniger mobil sind. Vielleicht wären Reihentestungen in den Testzentren Hersbruck und Altdorf hier eine gute Alternative, so Drochner. Eine Gemeinde aus dem Landkreis habe dafür sogar den Weg über die örtliche Apotheke gewählt.
Insgesamt gab sich Drochner allerdings eher skeptisch, was den „Erfolg“ dieser Testungen und erst recht der inzwischen zwar zugelassenen, aber noch nicht flächendeckend vorhandenen Schnelltests angeht: „Abgesehen davon, wie gut so ein Schnelltest durchgeführt wird, ist die Frage doch, was ich mache, wenn er positiv ausfällt – lasse ich dann den weit verlässlicheren PCR-Test machen samt Meldung ans Gesundheitsamt oder lasse ich das Ergebnis verschwinden, weil ich ein paar Tage später eine wichtige Schulaufgabe schreiben muss?“ Auch Landrat Armin Kroder hält allzu hohe Erwartungen in die Schnelltests für übertrieben: „Sie haben einen gewissen Erkenntniswert, aber auch nicht mehr“, sagte er, „erst der PCR-Nachtest gibt dann wirklich Sicherheit.“
Auch bei den Lüftungsanlagen oder -reinigern, deren Installation den Grünen laut Altmann „besonders am Herzen liegt“, gilt ein ähnlicher Befund – sie alleine garantieren wohl keine 100-prozentige Sicherheit. „Die Viruslast im Raum wird gesenkt“, gestand Dr. Drochner zu, „aber nicht die Viruslast bei einem eventuell infizierten Schüler, der nach wie vor Lehrer und Banknachbarn anstecken kann.“
Ampel fürs Lüften
Klaus Hacker (Freie Wähler) konnte dem nur beipflichten: Die Diskussion um die Lüftungsanlagen könne man führen, allerdings habe der Fördergeber (in diesem Fall die Staatsregierung, Anm. d. Red.) noch keinen Standard festgelegt, sagte der Röthenbacher Bürgermeister. Und: „Konsequentes Lüften ist ohnehin das Beste, das können diese Anlagen nicht ersetzen“, sagte er, „im Zusammenspiel mit den CO2-Ampeln funktioniert Lüften hervorragend.“
Schon Anfang Oktober 2020 hatte das Landratsamt deren Bedarf in den Schulen abgefragt und seitdem alle 547 bestellten CO2-Ampeln ausgeliefert. Kostenpunkt: rund 73 400 Euro, die entsprechende Förderung des Freistaats beläuft sich auf fast 66 000 Euro. Die Ampeln tragen dazu bei, den richtigen Zeitpunkt zum Lüften zu bestimmen. In einem Rahmenhygieneplan ist dazu unter anderem festgelegt, dass mindestens jede Dreiviertelstunde für mindestens fünf Minuten stoß- oder quergelüftet wird, wenn möglich auch während des Unterrichts.
Von den zwölf Schulen, für die der Landkreis Nürnberger Land zuständig ist, hätten sieben keine Lüftungsanlage, sagte Rapp – die beiden Förderzentren in Hersbruck und Lauf, die Gymnasien in Hersbruck, Lauf und Röthenbach sowie die Berufs- und Wirtschaftsfachoberschule. Im Laufer CJT werden in den sechs sogenannten, nicht zu lüftenden „Bullaugenräumen“ spezielle Zu-/Abluftanlagen installiert, so Rapp.
Luft für die Sporthallen
Alle übrigen – die Realschulen in Hersbruck, Lauf und Röthenbach sowie Gymnasium und Faks in Altdorf – verfügen über eine Außenluftanlage. Deutlich besser ist die Situation bei den dazugehörigen Sporthallen, die allesamt über Lüftungsanlagen verfügen, entweder mit Außenluft oder mit Mischluft.
Auch mobile Luftreiniger können sinnvoll sein – allerdings nur ergänzend und wenn keine Frischluftzufuhr möglich ist. „Richtiges Lüften hat ganz klar Vorrang“, wiederholte Rapp mit Verweis auf eine entsprechende Empfehlung der Innenluftkommission des Umweltbundesamtes. Wie auch andere Untersuchungen sieht die Behörde Luftreiniger eher kritisch, weil vor dem Einsatz erst einmal der jeweilige Ort genau unter die Lupe genommen werden müsste, um herauszufinden, welches Gerät wie eingesetzt werden muss, um zu guten Ergebnissen zu kommen. Ähnlich wie das Bayerische Kultusministerium gebe das UBA deshalb „keinerlei Empfehlung für solche Geräte“, sagte Rapp.
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Genau deshalb seien im Landkreis keine mobilen Lösungen geplant. „Wir arbeiten aber laufend und in Rücksprache mit den Schulen an passgenauen Lösungen“, ergänzte Landrat Armin Kroder, „dabei orientieren wir uns an den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Innenluftkommission – weil wir auch nicht schlauer sind als die Experten dort.“
Wie digital sind Schulen?
Ein weiteres, heiß diskutiertes und von Elisabeth Altmann angesprochenes Thema ist die für Homeschooling wie auch Wechselunterricht unabdingbare Ausstattung der Schulen mit digitalen Endgeräten und schnellen Internetverbindungen.
In puncto W-Lan wurde – nach der vorgeschriebenen europaweiten Ausschreibung – vor gut zwei Wochen der Auftrag an den billigsten Anbieter für die entsprechende Infrastruktur erteilt. In Hersbruck, Lauf, Altdorf und Feucht sind die Schulen bereits ans Glasfasernetz angeschlossen, in Röthenbach soll das – nach verschiedenen baulichen Verzögerungen bei Maßnahmen der Stadt – im zweiten Quartal 2021 geschehen. Auch bei den Endgeräten hat der Kreis die verschiedenen Förderprogramme „angezapft“ – hier vor allem den Digitalpakt Schule – und über 450 Laptops und Tablets angeschafft.
Zudem kümmert sich die Verwaltung darum, auch die Lehrer mit entsprechenden Geräten auszustatten – wenngleich hier (noch) nicht alle Wünsche erfüllt werden können, so Rapp. Hintergrund ist dabei die Frage, wer für die Geräte zahlen soll, die Kommunen oder der Freistaat als Arbeitgeber. Deshalb verständigten sich die Räte auf den Kompromiss, nur die von der maximalen Fördersumme von 467 000 Euro abgedeckten 467 Geräte zu kaufen. Auf dem Wunschzettel der Schulen stehen rund 200 iPads und Convertibles mehr, für insgesamt rund 535 000 Euro.
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