Schnaittacher tritt für „Bunte Liste“ statt für die Grünen an

Dobbert gegen Bisping

Die Gründungsmitglieder der „Bunten Liste“: Nobert Spiegel (Alfeld), Dieter Kuhn (Hersbruck), Michael Ceglar (Lauf), Ulrich Peters (Schnaittach), Richard Schlappa (Schwarzenbruck), Martin Linek (Schnaittach), Georg Hofrichter (Schnaittach), Stephan Tralau (Lauf), Achim Dobbert (Schnaittach), Karin Dobbert (Schnaittach), Matthias Windisch (Lauf), Christian Kubisch (Altdorf), Bernd Bonnländer (Schwaig), Florian Thomae (Lauf), Volkmar Scharf (Lauf), Hannelore Marxen (Lauf) und Wolfgang Saffer (Schnaittach). Foto: Privat
Die Gründungsmitglieder der „Bunten Liste“: Nobert Spiegel (Alfeld), Dieter Kuhn (Hersbruck), Michael Ceglar (Lauf), Ulrich Peters (Schnaittach), Richard Schlappa (Schwarzenbruck), Martin Linek (Schnaittach), Georg Hofrichter (Schnaittach), Stephan Tralau (Lauf), Achim Dobbert (Schnaittach), Karin Dobbert (Schnaittach), Matthias Windisch (Lauf), Christian Kubisch (Altdorf), Bernd Bonnländer (Schwaig), Florian Thomae (Lauf), Volkmar Scharf (Lauf), Hannelore Marxen (Lauf) und Wolfgang Saffer (Schnaittach). Foto: Privat2013/11/72920_buntelistekreisnominiert_New_1384188064.jpg

NÜRNBERGER LAND — Diese Meldung kam wie ein Paukenschlag: Im Nürnberger Land hat sich am Wochenende eine „Bunte Liste – Bürgerdemokratie“ aus Mitgliedern von Freien Wählern, Grünen, ÖDP, Piraten, Linken und Parteilosen gegründet, die im März bei der Wahl des neuen Kreistags antritt. Auch Grünen-Politiker Achim Dobbert und Ehefrau Karin gehören der Gruppierung an.

In Schnaittach gibt es die Bunte Liste bereits. Nachdem Freie Wähler und Grüne seit Jahren eine Fraktionsgemeinschaft im Marktgemeinderat bilden, schlossen sie sich im Frühjahr dieses Jahres mit parteiunabhängigen Bürgern zu einer Bunten Liste zusammen, die in Schnaittach bei der Wahl im März antreten wird (wir berichteten). Darunter ist Martin Linek, der früher der Jungen Union und dann den Freien Wählern angehörte.

Die Idee, so Linek: „Die Bunte Liste soll die Potentiale der kleinen Parteien bündeln, aber auch unabhängige Bürger motivieren, in die Politik einzusteigen.“ Früher sei dies die Idee der Freien Wähler gewesen, doch die hätten sich inzwischen zur Partei gewandelt. Und so gehören zu den Gründungsmitgliedern der Bunten auch eine Reihe bekannterer Freier Wähler, wie Georg Hofrichter aus Schnaittach und Stephan Tralau aus Lauf.

Die größte Überraschung ist aber die Personalie Achim Dobbert. Seit 1996 sitzt er für die Grünen im Kreistag, war zwölf Jahre lang deren Fraktionssprecher und ist seit 2008 zweiter Stellvertreter des Landrats. Was hat ihn nun dazu bewegt, nicht mehr für die Grünen, sondern für die neue Gruppierung ins Rennen zu gehen?

„Ich war nicht damit einverstanden, dass Benedikt Bisping als Laufer Bürgermeister auf Listenplatz zwei bei der Wahl antritt“, sagt Dobbert auf Nachfrage der PZ. Er hätte an dieser Stelle lieber einen Nachwuchskandidaten gesehen. „Früher war es bei den Grünen üblich, jungen Leuten eine Chance zu geben, die alten Platzhirsche werden auch von schlechteren Listenplätzen gewählt“, erklärt er. Er habe vorgeschlagen, Bisping und sich selbst weiter hinten auf die Liste zu setzen, Doch weil Bisping dies nicht gewollt habe, sei er selbst um den zweiten Platz ins Rennen gegangen. Die Nominierungsversammlung wählte Bisping gleich im ersten Wahlgang. Daraufhin verließ Dobbert samt Ehefrau Karin die Versammlung.

In einem Brief an einige Parteigenossen, der der Redaktion vorliegt, erklärt Dobbert seinen Entschluss: „Das fatale Signal an die Kreisbevölkerung ist nun: Die Grünen machen Politik ausschließlich zum Wohle Laufs.“ Bürgermeister könnten nie so neutral sein, wie ein Kreisrat ohne derartiges Amt, glaubt Dobbert. Deshalb würde er am liebsten gar keine Rathauschefs im Kreistag sehen. „Zudem ist Bispings Politik in Lauf nicht immer gerade vorbildlich grün, zum Beispiel, wenn es um die Ausweisung neuer Gewerbeflächen geht“, so Dobbert.

Der Schnaittacher schreibt von einer „Bürgermeister-Bisping-Liste“ und beklagt, Laufs Rathauschef versuche, alle möglichen Ämter an sich zu reißen: „Am liebsten wäre er gleichzeitig auch noch Landrat und eigentlich auch Papst.“ Solche Ämterhäufungen und Doppelmandate seien eine Abkehr von den basisdemokratischen Grundwerten seiner Partei und ein „totaler Paradigmenwechsel“, den er als neutraler Kreistagspolitiker nicht mittragen könne. Er bleibe aber trotzdem „von ganzem Herzen Grüner“.

Bisping, der angab, von den Vorwürfen erst gestern durch die Zeitung erfahren zu haben, wollte sich erst dann öffentlich äußern, wenn er sich ein umfassenderes Bild verschafft hat. Sebastian Reitzenstein aus Lauf sagte im Namen des Grünen Kreisvorstands, man bedauere die Entscheidung der Dobberts zutiefst. „Es ist schade, wenn Menschen mit eigentlich ähnlichen politischen Vorstellungen gegeneinander antreten, aber es ist natürlich absolut legitim.“ Er halte es für richtig, dass Bürgermeister ihre Erfahrung im Kreistag einbringen.

Die Bunte Liste will am 13. Dezember ihre Kreistagskandidaten nominieren und auch um den Landratsposten kämpfen. Im Gespräch war kurzzeitig sogar Fürths ehemalige Landrätin Gabriele Pauli. Doch dies sei, so Dobbert, mit einigen „bunten“ Mitgliedern nicht zu machen und wohl „eine Spinnerei“.

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