Experte Markus Bathen erklärt, wie sich Wanderer und Hundehalter verhalten sollten

Hersbrucker Alb: Ist der Wolf eine Gefahr?

Siedeln sich Wölfe auch wieder in der Hersbrucker Alb an? Bisher leben die Tiere vornehmlich im Osten Deutschlands. Foto: Fotolia – Giorgia Pesarini2016/04/ist-der-Wolf-eine-Gefahr.jpg

HERSBRUCKER ALB – Ist der Wolf in die Hersbrucker Alb zurückgekehrt? Die Wildbeobachtungskamera eines Jägers nahm Anfang April eines der Raubtiere auf. Doch welche Konsequenzen hätte es für Wanderer oder Hundebesitzer, sollte der Wolf auch bei uns wieder heimisch werden?

„Für Waldspaziergänger bedeutet es gar nichts, wenn sich der Wolf in einem Gebiet ansiedelt“, weiß Markus Bathen, Wolfsexperte des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Die Tiere sind scheu und gehen dem Menschen aus dem Weg. „Sie nehmen den Geruch wahr und ziehen sich zurück. Wölfe sind jedoch keine Fluchttiere, sondern haben einfach kein Interesse am Menschen.“

Auch Angriffe von Wölfen sind extrem selten. „Wölfe sind auf Wildtiere spezialisiert“, erklärt Markus Bathen. „Sie sehen Menschen nicht als Beute an.“ Waren die Wölfe um 1850 in Deutschland ausgerottet, nimmt ihre Population seit 1996 wieder zu, wenn auch bisher vornehmlich im Osten der Republik. In Brandenburg leben bereits etwa 40 Wolfsrudel oder –paare, ohne dass es zu Attacken kam.

Probleme kann es jedoch dann geben, wenn Wölfe von Menschen angefüttert und so an Zweibeiner gewöhnt werden. Diese „futterkonditionierten Exemplare“ sind laut Jagdexperten Ulrich Wotschikowsky „Zeitbomben“ und müssten mit Gummigeschossen vergrämt oder schlimmstenfalls erschossen werden.

Geringe Gefahr für Hunde

Auch für Hunde besteht laut Markus Bathen nicht zwingend Gefahr. „Entscheidend ist, wie gut ein Hund sozialisiert ist und die Körpersprache eines Wolfes erkennen kann“, weiß der Experte, der selbst mit seinen beiden Vierbeinern häufig im Wolfsgebiet unterwegs ist. Wichtig ist, die Tiere im Einflussbereich des Halters zu behalten, damit sie auf Rufe hören und, wenn nötig, schnell an die Leine genommen werden können. Es kann nämlich sein, dass ein Wolf einen Hund als Konkurrenten wahrnimmt und sein Revier gegen den vermeintlichen Eindringling verteidigen will.

Ist ein Hund in so einer Situation nahe beim Halter, nimmt der Wolf sie als eine „Einheit“ wahr. Die „Aura“ des Menschen wird auf den Vierbeiner übertragen und der Wolf verliert das Interesse.

Doch auch bei freilaufenden Hunden greifen Wölfe nicht automatisch an. „Sie sind Raubtiere und wägen ab, ob sich ein Kampf lohnt“, so Bathen. „Sollte die Gefahr bestehen, dass sie verletzt werden, wäre ihre Jagdfähigkeit in Gefahr.“ Umgekehrt kommt es dagegen häufiger vor, dass Hunde auf Wölfe losgehen. In den vergangenen 15 Jahren gab es einen Wolfsangriff auf einen Hund, so Bathen. Dagegen wurden drei Attacken auf Wölfe verzeichnet.

Doch wie soll sich ein Spaziergänger verhalten, wenn er im Wald plötzlich einem Wolf Auge in Auge gegenübersteht? „Auf keinen Fall näher rangehen oder gar streicheln oder füttern“, rät Markus Bathen. „Wenn man Angst hat, kann man die Arme ausstrecken, sich groß machen und das Tier anschreien.“ Im Gegensatz zu Wildschweinen reagieren Wölfe defensiv und ziehen sich zurück. Das gilt auch, wenn Jungtiere dabei sind. „Während Wildschweine direkt angreifen, um ihren Nachwuchs zu schützen, tragen oder locken Wolfseltern ihre Welpen fort.“

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