LAUF — Aquarelle statt Aktenordner, christliche Wandteppiche statt alter Stadtpläne. Kunst im Archiv. Geht das zusammen? Ja, sagt der Laufer Stadtarchivar Ewald Glückert und organisierte in den Räumen am Spitalhof eine Ausstellung vor allem mit sehenswerten Landschafsbildern des Heroldsberger Kunstprofessors und früheren Präsidenten der Kunstakademie Nürnberg, Fritz Griebel.
Glückert wäre aber wohl kein Archivar, hätte er nicht auch eine Kunstausstellung unter einem dokumentarischen Gesichtspunkt gestellt. „Bilder aus dem Nürnberger Land“, hat er deshalb die Griebel-Schau überschrieben, und damit ist nicht der Landkreis gemeint. Der 1899 geborene und 1976 gestorbene Künstler nämlich, so stellte Glückert fest, muss gerade in den 20er und 30er Jahren viel unterwegs gewesen sein. Als Wanderer besuchte er von seinem Wohnort Heroldsberg aus die Hochfläche von Günthersbühl und Tauchersreuth, zeichnete und malte Landschaften wie den Albanstieg mit dem Lindlberg und Ortsansichten von Beerbach oder Eschenau. Dokumentierte Menschen, wie den ehemaligen Günthersbühler Tagelöhner Leonhard Leipold und lässt in sehr farbdicken Aquarellen einer wuchernden Natur bei Oedenberg sein späteres Faible für das Abstrakte erstmals erkennen.
Die Landschaft um Lauf also verbindet den Künstler mit der Stadt wie Glückert bei der Ausstellungseröffnung erläutert. Und deshalb ist auch das Archiv selbst im Besitz zahlreicher Werke von Fritz Griebel, die neben Leihgaben in der Schau zu sehen sind. Die zweite Verbindung mit der Kreisstadt ist die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Griebel war hier nicht nur Professor, er leitete die Einrichtung auch von 1948 bis 1957 und war so auch federführend verantwortlich für die Pavillonneubauten der Kunstschule an der Bingstraße. Und weil Lauf mit dem Wenzelschloss seit Mitte der 80er Jahre eine Dependance der Akademie besitzt, gibt es auch hier einen Zusammenhang.
Die Ausstellung in Lauf zeigt aber nicht nur den Landschaftsmaler Griebel. Sondern einen Künstler der an Vielfalt wohl nur schwer zu überbieten ist. Als Meister des Scherenschnittes beispielsweise machte er sich einen Namen, wie auch Kulturbürgermeister Georg Schweikert bei seiner Rede zur Ausstellungseröffnung erwähnte. Als Illustrator von Kinderbüchern wurde er weit über die Grenzen Frankens hinaus bekannt und als gläubiger Christ und Pfarrersohn stammen von ihm viele christlich Entwürfe und Motive für Kirchen.
Zwei textile Arbeiten, mit konkretem Bezug zu Lauf, sind in der Ausstellung zu sehen. So das grüne Altarparament (Stoffbild) aus der Neunhofer Johanniskirche, und der Wandteppich aus dem Gemeindehaus Kotzenhof, der nach einem Griebelentwurf in der Nürnberger Goblinmanufaktur gefertigt wurden.
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In diesen Zusammenhang konnte man bei der Vernissage im Archiv eine besondere Begegnung erleben. Griebels Sohn Peter, der mit seiner Frau zur Eröffnung nach Lauf gekommen war, erfuhr von dem engagierten evangelischen Laufer Kirchenmann Willy Adam Datails zum Auftrag und Ankauf des Griebelteppichs durch die Laufer Kirchengemeinde. Und dann fachsimpelten die beiden Männer über das ausgestellte Kunstwerk.
Der Austellung von Fritz Griebel im Laufer Archiv, sie dauert bis Februar 2012, soll im nächsten Jahr eine weitere Kunstschau folgen. Dann mit Werken des Nürnberger Graphikers Konrad Volkert, der 1999 in Lauf gestorben ist und von dem das Archiv ebenfalls zahlreiche Werke besitzt.
