LAUF — Ein Laufer ist Direktkandidat der Piraten für die Bundestagswahl im nächsten Jahr: Michael Ceglar, der im Wahlkreis Nürnberger Land/Roth antritt, setzt seine Schwerpunkte bei Basisdemokratie, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Der 49-jährige Ingenieur, der ein Kind hat und in der Pegnitzstadt aufgewachsen ist, steht damit auch für eine Partei, die längst mehr sein will als eine Internet-Lobbygruppe.
Herr Ceglar, Sie sind erst im Oktober Parteimitglied geworden, nun sind Sie bereits Direktkandidat. Kann man bei den Piraten im Augenblick schnell Karriere machen?
Ceglar: Nein, kann man nicht. Vor allem in großen Landesverbänden wie dem bayerischen nicht. Wer wirklich in den Bundestag will, muss vorne auf die Liste kommen, mindestens Platz 6 nach aktuellen Umfragen. Es gibt aber rund 90 Kandidaten für die Liste. Im Augenblick wird noch diskutiert, wie die Aufstellung genau vonstatten gehen soll. Der Landesparteitag findet im September statt.
Glauben Sie, dass Sie genügend politische Erfahrung haben? Die Kandidaten der anderen Parteien werden damit punkten.
Ceglar: Ich habe auch schon früher Politik gemacht, war bei den Jusos und der SPD. Aber der kompetenteste Politiker ist doch sowieso der normale Bürger. Wer länger im Bundestag sitzt, weiß gar nicht mehr, wie das normale Leben aussieht. Die Piratenpartei ist eine Bürgerpartei, sie besteht aus ganz normalen Leuten.
Warum gerade die Piraten, warum sind Sie nicht bei der SPD geblieben?
Ceglar: Ich bin vor der Wahl 1998 abgesprungen. Die etablierten Parteien nehmen nicht mehr auf, was an der Basis passiert, die SPD zum Beispiel hat ihre sozialpolitische Kompetenz an einen Herrn Hartz outgesourct. Das hat mit Demokratie nichts zu tun. Im Gegensatz zu den Piraten: Dort kann jeder selbst zu den Parteitagen gehen, dort reden und Anträge stellen und über das Internet mit anderen Mitgliedern diskutieren.
Aber so erhalten auch Spinner eine Plattform.
Ceglar: Das ist doch ein Argument der Feiglinge. Spinner werden durch die Diskussion aussortiert. Die Masse verhält sich intelligent, wenn man sie nur informiert und ihr genügend Raum zur Diskussion lässt. Bundestagsabgeordnete wissen auch nicht immer, worüber sie abstimmen. Nehmen Sie nur den Euro-Rettungsschirm. Die wenigsten Abgeordneten hatte eine Ahnung, welchen Blankoscheck sie gerade ausstellten.
Das ist ein gutes Stichwort. Sie treten ein für eine Europäische Föderation. Ist das angesichts der Währungskrise der richtige Zeitpunkt für so einen Vorschlag?
Ceglar: Es ist der beste Zeitpunkt, weil der Vorschlag die Probleme löst. Wir müssen uns auf übernationaler Ebene organisieren. Die globale Wirtschaft nimmt keine Rücksicht, sie reißt sich alles unter den Nagel, weil es kaum Regeln gibt, die sie daran hindern. Unsere Krise ist ja auch keine Währungskrise, sondern eine Bankenkrise und eine politische Krise. Die Banken haben sich mit griechischen Anleihen vollgepumpt, dafür gab es das meiste Geld. Ihr Hintergedanke: Europa wird einen Staat schon nicht pleitegehen lassen. Das Hauptproblem ist, dass wir Europäer nicht genügend organisiert sind, um dem eine demokratische Steuerung entgegenzusetzen. Warum haben die USA trotz höherer Schulden keine Währungskrise? Weil sie ein Staat sind und eine einheitliche Wirtschaftspolitik haben. Die Märkte suchen sich immer die Schwächsten aus – und der Euro hat keinen Staat.
Warum traut die Öffentlichkeit den Piraten eigentlich keinen wirtschaftspolitischen Standpunkt zu?
Ceglar: Weil man noch zu wenig über uns weiß. Wir haben unser Gesamtprogramm noch nicht vollendet. Dieses werden wir bei unserem Bundesparteitag darlegen. Es kann aber jeder unsere Diskussionen im Internet verfolgen.
Die Grünen haben lange gebraucht, um mehr als bloß Öko-Partei zu sein.
Ceglar: Bei uns ist das ein schneller Prozess, schneller als bei den Grünen. Die hatten nämlich viele Reibungsverluste bei der Umsetzung von Basisdemokratie. Mit dem Internet lässt sich das besser organisieren. Ich gehe davon aus, dass wir bei der Bundestagswahl weniger Protestwähler als überzeugte Wähler haben werden. Die Leute sehen, dass wir nicht nur Musik kostenlos downloaden wollen.
Bei der letzten Bundestagswahl kamen die Piraten auf 1,9 Prozent der Direktstimmen im Wahlkreis. Was erhoffen Sie sich?
Ceglar: 1,9 Prozent war damals schon ein gutes Ergebnis. In den Umfragen liegen wir aktuell bei acht Prozent. Mein Ziel ist, mindestens so viele Erststimmen zu bekommen, wie die Partei Zweitstimmen erhält.
Ich finde es gut! Habe selber für die Piraten gestimmt, mal was neues,….und es sind Piraten arrrrgh 😉
mfg aus Lauf
Da ist noch keine richtige Linie erkennbar in der Partei was die überhaupt wollen oder nicht wollen.
Werde sie aber trotzdem wählen bevor ich den Sehofer und das andere Gschwatl unterstütze.
Sehr geehrter Herr Franzen, der „Seehofer“ kommt aus Ingolstadt
und schreibt sich nicht einfach „sehofer“. Der Horst ist eigentlich ein umgangsfreundlicher Mensch. „Piraterie“ tendiert
eigentlich mehr nach links und ist völlig konzeptlos. Aber neue
Besen kehren ja bekanntlich gut!
@Geo Global: Es ist immer wieder schön wenn es Leute gibt die sich von den Polotikern einlullen lassen.
Das der Horst umgangsfreundlich ist hat er ja bewiesen als er Berlin tätig war.Da hat er seine eigene Frau betrogen und solchen Leuten kann man nicht mehr glauben, da kann der noch so schön unschuldig vom Fernseher rauslächeln.
Na vieleicht wird er mal unser Kanzler.
Aber dann nicht im Hosenanzug rumlaufen.
Ich und mein Weib wählen Sie.
Wie auch viele andere im meinem Bekanntenkreis.
Ach ja noch eins ich möchte das Vorverkaufsrecht von Ihrem jetzigen Auto.
Nicht dass es bei Ebay versteigert wird.
Ach Du meine Güte – vom Regen in die Traufe ! Da meint ein Ingenieur, mal eben locker-flockig „Wirtschafts- und Sozialpolitik“ als Schwerpunkte setzen zu können. Genau diese Selbstüberschätzung der Politik-Treibenden bricht uns gerade das Genick ! Die Themen und Probleme sind derart komplex, dass kompetente Entscheidungen nur dann getroffen werden können, wenn man Sachkunde hat. Sachkunde, um den Fraktions-Vorturnern Paroli bieten zu können, aber auch die Beamten-Klüngel in den Ministerien kontrollieren zu können. Die Piraten haben bisher auf beiden genannten Gebieten weder ein Programm noch erkennbare Kompetenz. Schade, dass auch nicht zu erkennen ist, wie die Piraten diese eklatanten Lücken zu schliessen gedenken – denn Alternativen zu den derzeitgen Pfeifen-Parteien wären dringend wünschenswert. Ich wünsche Herrn Ceglar, dass er sich der Tatsache bewusst ist, welches Arbeitspensum auf einen Abgeordneten wartet, so er sein Amt wirklich ernst nimmt. Respekt vor dem Engagement und alles Gute !
Was soll man von solchen Sätzen halten wie „Die globale Wirtschaft nimmt keine Rücksicht, sie reißt sich alles unter den Nagel“? Genauso könnte man schreiben: „Die Piraten sind lauter eigenbrötlerische Computer-Nerds, die nicht mehr in der Lage sind normal mit den Leuten zu reden!“ Und wenn die Piraten glauben, dass sie über das Internet-Basisdemokratie organisieren können, dann sind sie genauso weltfremd, wie die abgehobenen Politiker, die sie gerade kritistieren.
Hmmm „Wirtschafts- und Sozialpolitik“, wenn eine im sozialismus sehr aktive Kantlerin die (Hals?) Wende hinbekommt dann traue ich das den Piraten auch zu ein Programm aufzustellen. Das einzige echte Manko der
Piraten ist das die Trägheit mit der Masse zunimmt, was
bei einer Basisdemokratie zu einem Wal führen kann, den sein Eigengewicht erdrückt.
Herrn Ceglar würde ich raten sich mehr mit den Kernthemen anzufreunden. Das die Piraten sich Zentral mit Themen rund um das Zentrum Informationsfluss/austausch befassen ist keine Schwäche sondern Stärke denn erst aus diesem Gesichtspunkt lässt sich alles anders neu angehen.
@Mustermann
Wir betreiben diese Basisdemokratie schon und ich sehe keine echten Probleme. Über das Internet ist das heute eben kein Problem mehr.
Demokratie ist eines unserer Kernthemen.
Aber ich bin auch z.B. mit den Internetthemen einigermaßen vertraut.
Das ein schließt das andere ja nicht aus.
Michael Ceglar
Bundestagskandidat der Piratenpartei
Wahlkreis 246 Roth – Nürnberger Land
@Landkreis- Buerger, N-Land, 26.07.2012 08:30:
Ich meine nicht nur mal so eben locker-flockig diese Schwerpunkte setzen zu können, sondern ich muß leider.
Eben weil die Politiktreibenden noch nicht mal mehr über gesunden Menschenverstand verfügen. Der Bürger darf selbst mal überprüfen, wo in dieser „Euro“-Krise überhaupt Wirtschaftspolitik betrieben wird. Ich sehe da gar nix.
Von irgendeiner Art „Komplexität“ in dieser Frage kann also gar nicht die Rede sein, weil da nichts getan wird.
Anstatt die Hilfen zu verwenden, um die Wirtschaft anzukurbeln – und das bedeutet, daß 100e Mrd. Staatsgelder eben durch Millionen Hände gehen, werden „nur“ Schulden bei Großanlegern bezahlt. Würde das Geld den Umweg über den Wirtschaftskreislauf gehen, würde man auch etwas bewegen.
So ist es heraus geschmissenes Geld.
Vielleicht soll ja die zur Schau gestellte Komplexität nur verschleiern, warum die Großanleger immer ihr Geld kriegen und die normalen Bürger dieses bezahlen.
Was soll man von Politikern wie Dobrindt, Rößler und Söder halten, die erst Deutschland für ca. 300 Milliarden Euro bürgen lassen und dann Vorschläge unterbreiten, wie die am schnellsten fällig werden, nämlich daß Griechenland aus dem Euro austeigt.
Laßt euch nicht die Story von der Komplexität reindrücken!
Die Frage ist immer nur, wem was nützt.
Michael Ceglar
Bundestagskandidat der Piratenpartei
Wahlkreis 246 Roth – Nürnberger-Land
@Lindemann:
Der Satz „Die globale Wirtschaft nimmt keine Rücksicht, sie reißt sich alles unter den Nagel“ stand da leider etwas aus dem Zusammenhang gerissen da.
Es ist eben so daß große globale Firmen tatsächlich auf von Menschen gemachte Gesetze kaum noch Rücksicht nehmen müssen. Überall verleiben sie sich die Resourcen des Planeten ein; ob das Rohstoffe, Energie, Gene oder Land ist oder bei uns eben die Kontrolle über das Internet (da haben wir es erstmals so richtig gemerkt).
Dem ist nur Demokratie entgegenzusetzen und das ist der ursprünliche Grund für die Forderung nach einer (zunächst mal) Europäischen Demokratie, also einer Föderation.
Alle Gewalt geht eben nur dann vom Volk aus, wenn auf der Ebene, wo entschieden wird, ein Volk demokratisch bestimmt, was getan werden darf/soll.
Die EU ist keine Staat und wird aufgrund seiner Konstruktion auch keiner. Dort kann man also keine Demokratie betreiben und auch nie legislative Befugnisse hintransferieren.
Der Vorwurf Basisdemokratie übers Internet wäre „weltfremd“ ist ein wenig weltfremd, weil wir genau das schon tun.
Es mag jetzt, da wir schon froh wären, wenigsten ein bundesweites Volksbegehren zu haben, noch ein wenig utopisch klingen, aber in nicht all zu ferner Zeit wird es für die Bürger selbstverständlich sein, Gesetze über das Internet abzustimmen.
In Estland geht das schon 😉
http://de.wikipedia.org/wiki/Estland#Wahlen_per_SMS_und_Internet
Michael Ceglar
Bundestagskandidat der Piratenpartei
Wahlkreis 246 Roth – Nürnberger-Land
Buon giorno senori,
warum reden immer mit so viel worthülzen,eh?
Waz gehen in Estland, muessen nicht gehen woanders. Estland viel kleiner als Deutzland, eh.
Bazizdemokratie, eh, kann nicht jeder, wie hobbypolitika ganzen tag am pc sitzen und über hinz und kunz abstimmen und senf dazu geben, alora
@Herr Ceglar
„Wir betreiben diese Basisdemokratie schon und ich sehe keine echten Probleme. Über das Internet ist das heute eben kein Problem mehr.“
Nun ja^^ gerade Bayern ist da noch recht hinterher. (sonst wäre ich lange schon Mitglied) Denn was nützt das Internet wenn man an der Basis die Transparenz durch Stammtische aufgiebt und zum Abstimmen eine Lanparty nötig ist? … das das der falsche Weg ist hat nödlich schon das Gezerge beim letzten Versuch ein Mitglied los zu werden gezeigt. Ich wähle die Piraten weiter, auch wenn ich befürchte das der Wandel zur Massenparei zu viel hin zum Populismus führen wird …
@Mustermann:
Die Stammtische sind ja eher dazu da, daß man sich auch mal persönlich kennenlernt und einfach mal so miteinander plaudert, daß Interessierte uns kennenlernen können, Bürger mit uns diskutieren können oder wir Neueinsteigern helfen mit Tools klar zu kommen.
Wir führen da auch mal Vorträge durch, wie neulich eben in Schwarzenbruck zum Thema Urheberrecht.
Aber nötig, um etwas zu machen, sind sie nicht.
Und selbst, wenn da was initialisiert wird, geht es spätestens am nächsten Tag online weiter.
Die eigentlichen Diskussionen finden bei uns eh auf Maillisten, Liquid Feedback, AG Sitzungen und natürlich auf den Parteitagen auf allen Ebenen statt und alle Piraten haben die Möglichkeit, die Diskussion zu beginnen, die ihnen belieben.
Alles was die Partei da macht und vor allem beschließt ist im Internet nachzulesen und völlig transparent.
Und bei uns gilt auch: selbst ist der Pirat.
Wem was nicht paßt, möge seinen Mund aufmachen.
Das ist ja das tolle an uns: Wir haben keine Polit-Funktionäre, die man um Erlaubnis fragen müßte 😉
Michael Ceglar
Bundestagskandidat der Piratenpartei
Wahlkreis 246 Roth – Nürnberger Land