Christen mit dem Kreuz durch Lauf

Am Ende des Kreuzwegs im Salvatorfriedhof erhielten alle Teilnehmer eine Osterblume und einen Segenszuspruch
Am Ende des Kreuzwegs im Salvatorfriedhof erhielten alle Teilnehmer eine Osterblume und einen Segenszuspruch2011/04/19818_New_1302536764.jpg

LAUF — Für viele Laufer Christen gehört der ökumenische Kreuzweg durch die Stadt Lauf längst zur Passions- und Fastenzeit, zur Vorbereitung auf Ostern. Das bewies heuer wieder die Zahl von rund 200 Teilnehmern, die hinter dem Kreuz durch die Stadt zogen und an verschiedenen Stationen Halt machten.

Das große, mit typischen Laufer Motiven gestaltete Holzkreuz stand bereits in der katholischen St.-Otto-Kirche, als die Teilnehmer das Gotteshaus betraten, von Mitgliedern des ökumenischen Vorbereitungskreises begrüßt wurden und das Liedblatt und ein selbst gefertigtes kleines Holzkreuz überreicht bekamen: ein Zeichen für den ganz persönlichen Weg mit Gott und zugleich für viele ein Erinnerungsstück, das sie mit nach Hause nehmen konnten.

Die erste der insgesamt sechs Stationen behandelte das Geschehen im Garten Gethsemane: Jesus als einsamer Mensch, voller Angst, verlassen von seinen Freunden, schwach und bedürftig. Wer kennt nicht selbst solche Momente – in Krankheit oder Enttäuschung? „Bleibet hier und wachet mit mir!“ sang die Gemeinde zu den Klängen des Posaunenchores wobei die beklemmende Situation richtig spürbar wurde.

Ein langer Zug setzte sich anschließend bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Wenzelschloss in Bewegung: An der Spitze das große schwere Holzkreuz, dann die Auferstehungsikone der griechisch-orthodoxen Gemeinde, gefolgt vom Posaunenchor der „Offenen Bläser“ des Dekanats, den Sprechern und allen Teilnehmern.

Zahlreiche Jugendliche halfen mit bei der Verkehrsregelung oder beim Tragen des Kreuzes, sodass der Zug, der vom Dreijährigen bis zum über 80-jährigen Opa bunt gemischt war, ohne Zwischenfälle seinen Weg nehmen konnte. Gefolgt von manch neugierigen Blicken. Einige wenige ungeduldige Autofahrer hupten kurz, einem entfuhr beim Anblick der ihm entgegen-kommenden Prozession ein deutliches „Oh Gott!“ …

Ergreifend die Atmosphäre im engen Innenhof des Wenzelschlosses, dem ehemaligen Laufer Gerichtsgebäude. In einem Rollenspiel wurde der Verurteilung und Folter Jesu gedacht, gipfelnd in den widerhallenden Rufen des aufgebrachten Volkes „Kreuzige ihn!“ Man erinnerte an die Verfolgung von Christen in Afrika oder Asien und an Gewalt gegenüber Andersdenkenden oder Fremden. „Stärke uns mit deinem Geist, damit wir Unrecht nicht einfach hinnehmen. Wo Recht zum Unrecht wird, da lass uns klar und entschieden entgegentreten!“ beteten die Gläubigen.

Die dritte Station am Spitalhof stand unter dem Stichwort „Lasten“ – Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern: Aus Liebe zu uns Menschen geht er gebeugt diesen Weg bis zur letzten Konsequenz. Am Spitalhof, einem Ort wo schon seit Jahrhunderten Alte und Schwache gepflegt werden erinnerte man an Pflegebedürftige, Einsame, Arme, die unsere Unterstützung brauchen.

Am Marktplatzbrunnen, der vierten Station „Simon hilft Jesus das Kreuz tragen“ stand die Solidarität im Mittelpunkt, z.B. mit den Erdbebenopfern in Haiti und Japan. Hier wurden auch ganz konkret Wege aufgezeigt, wie Laufer aktiv mithelfen können.

Eindrucksvoll die Gestaltung des Kreuzigungsgeschehens in der Johanniskirche: musikalisch sehr einfühlsam umrahmt von einem besinnlichen Orgelstück von Karl-Heinz Backöfer und dem hervorragenden Vokalensemble St. Otto stand der Tod Jesu im Blickpunkt; aber auch, dass er die Gesetzlichkeit des Todes durchbrochen hat: Das Kreuz ist zum Hoffnungszeichen geworden!

Am Ende erreichte der Zug den Salvatorfriedhof, dessen benachbarte Kirche die griechisch-orthodoxe Gemeinde für ihre Gottesdienste nutzt. Hier wurde deutlich: der Friedhof ist für uns nicht die Endstation! Es gibt Hoffnung, denn nach dem Karfreitag kommt ein Ostermorgen, der unsere Traurigkeit in Freude verwandelt.

Zum gemeinsamen Vaterunser, zunächst auf Griechisch, dann auf Deutsch, zauberte die Abendsonne eine besonders stimmungsvolle Atmosphäre. Zum Zeichen der Hoffnung erhielten alle Teilnehmer eine Osterblume und einen Segensspruch und konnten symbolhaft unter dem großen Holzkreuz hindurchschreiten: Wie durch eine Tür zu neuem Leben.Sichtlich bewegt sangen alle zum Lied des Posaunenchores „Meine Hoffnung und meine Freude“.

Der ökumenische Kreuzweg durch Lauf knüpfte an diesem Sonntag nicht nur ein symbolisches Band zwischen Laufer Stadtteilen, verschiedene Kirchen und Konfessionen, sondern stellte ein weithin beachtetes Glaubenszeugnis dar.

Das künstlerisch gestaltete Kreuz wird künftig abwechselnd in der katholischen St.-Otto-Kirche und in der evangelischen Johanniskirche zu bestaunen sein – als Sinnbild für unseren christlichen Glauben und die Einheit aller Christen, insbesondere in Lauf.

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