KIRCHENSITTENBACH / SIEGLITZHOF – „Wen der Hopfen einmal gekratzt hat, den lässt er nicht mehr los, ein Leben lang.“ Wenn dieser Spruch auf jemanden zutrifft, dann auf das Ehepaar Elfriede (78) und Heinrich Deinzer (84) aus Sieglitzhof, die dort nach wie vor mit viel Herzblut und Leidenschaft einen der traditionsreichsten Hopfenbaubetriebe im Nürnberger Land führen.
Der Namen Deinzer hat schon immer, nicht nur im Kreis der Hopfenpflanzer aus dem Hersbrucker Siegelbezirk, sondern weit darüber hinaus einen guten Klang, denn die Hopfengärten der Deinzers sind, wie es Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf formuliert, „immer mit die schönsten, mit sehr guten Erträgen und Qualitäten“.
Staunen über das Alter
Dass selbst aus der Hallertau, dem größten Anbaugebiet in Deutschland, immer wieder Hopfenbauern anreisen und im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Staunen nicht herauskommen, hat einen besonderen Grund und betrifft die Sorte „Hallertauer Mittelfrüh“, gepflanzt vor nunmehr 67 Jahren.
Diese Anlage ist ein Phänomen, und Wolf, in Sachen Hopfen weit gereist, ist sich absolut sicher, dass es auf der ganzen Welt keinen zweiten Hopfengarten gibt, in dem von Stöcken dieses Alters nach wie vor Jahr für Jahr Spitzenerträge – im vergangenen Jahr zum Beispiel mehr als 40 Zentner vom Hektar – bester Qualität geerntet werden. Über das Erfolgsgeheimnis dieses Hopfengartens ist schon viel gerätselt worden, gelüftet hat es noch niemand.
Viel Handarbeit
„Da haben sich schon manche gewundert“, erzählen Elfriede und Heinrich Deinzer, die selbst wenig Aufhebens darüber machen. „Vielleicht macht es die gute Luft und die Tatsache, dass wir den Hopfen besonders gut hegen und pflegen und vor allem noch viel Handarbeit machen.“
Denn auf einen lockeren Boden legen sie großen Wert. Auch deswegen hält sich die maschinelle Ausstattung in Grenzen, aber auch weil sie letztendlich nicht wissen, wie es mit dem Betrieb einmal weitergeht. Da überlegt man sich größere Investitionen zweimal. Sohn Manfred, der hauptberuflich einen Getränkehandel betreibt, hilft den Eltern beim Hopfen zwar gerne und würde auch weitermachen, gibt aber unumwunden zu, dass ihm dafür das Know-how fehlt.
Auch Pferde am Hof
So hofft der Sohn, dass Elfriede und Heinrich Deinzer noch lange so fit bleiben und den Hopfenanbau fortführen. Er widmet sich mit der Freundin mehr dem zweiten Standbein des Betriebs: Reitschule und Pensionspferdehaltung.
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Die Eltern sind froh, dass sie auf eine Reihe rüstiger Helferinnen und Helfer zurückgreifen können, wenn es im Hopfengarten arbeitsintensiv ist: beim Schneiden, beim Anbinden und aktuell bei der Ernte. Selbstredend vergeht kein Tag, ohne dass Heinrich Deinzer nach dem Rechten sieht, „denn der Hopfen will jeden Tag seinen Herrn sehen.“
Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf zollt den Hopfenbauern Respekt und Anerkennung und zeigt sich beim Abschied schließlich zuversichtlich, dass der Hopfenbau im Hersbrucker Gebirge eine gute Zukunft hat, vor allem deswegen, „weil die Kulturpflanze Hopfen bei uns so leidenschaftlich gepflegt wird.“