Vorsicht vor Pilzbefall

Gesundheit des Hopfens wird ständig überwacht

Hopfenbauer Gerhard Merkl wirft im Mikroskop einen Blick auf den Inhalt der Sporenfalle. | Foto: Semlinger2020/08/hopfen-Pernospera-untersuchung-3-Foto-Semlinger_0001.jpg

SPEIKERN – Der Hopfen steht rund vier Wochen vor der Ernte heuer gut da, braucht aber dringend Regen und er muss ständig auf die Pilzkrankheit Peronospora untersucht werden, um gute Ernteergebnisse zu erzielen. Einer, der damit wöchentlich beschäftigt ist, ist der Speikerner Gerhard Merkl.

In Bayern gibt es sieben Kontrollstellen, davon fünf in der Hallertau, dem größten Hopfenanbaugebiet der Welt, eine im Spalter Gebiet und eine im Hersbrucker Gebiet, das von Forchheim bis kurz vor Neumarkt, von Nürnberg bis in die Oberpfalz reicht. Dieses wird von Speikern aus kontrolliert. Landwirt Gerhard Merkl und Landwirt Herbert Singer aus Weißenbach sitzen abwechselnd montags, mittwochs und freitags von acht Uhr bis etwa elf Uhr vormittags am Mikroskop, um die Sporen der Peronospora-Krankheit auszuzählen, aber auch Temperaturen und Niederschlag zu notieren, die in der Messstation im Speikerner Hopfenfeld aufgezeichnet wurden.

Mittels dieser Messstation im Hopfenfeld bei Speikern wird die Konzentration von Sporen der Pilzkrankheit Peronospora (Falscher Mehltau) kontrolliert. Ausgelesen werden die Ergebnisse im Hof von Gerhard Merkl. /Foto: Semlinger2020/08/hopfen-Pernospera-untersuchung-3-Foto-Semlinger_0004.jpg

Kontrollstation seit 1985

Bereits 1985 wurde die Peronospora-Kontrollstation im Feld in Speikern aufgestellt. Sie wurde bis 2019 vom Landwirtschaftsamt Hersbruck betreut. Die Behörde musste diese Tätigkeit aber aus Personalmangel aufgeben. Peter Bodendörfer, der die Auswertung vom Amt aus durchgeführt hatte, übte die Tätigkeit noch zwölf Jahre im Ruhestand aus.

Seit heuer teilen sich diese Aufgabe Gerhard Merkl und Herbert Singer, die eigens vom Landwirtschaftsamt in Hersbruck eingewiesen wurden und für die Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung erhalten. Die Kontrolle muss von Mai bis Anfang September (Hopfenernte) täglich durchgeführt werden, die Auswertung erfolgt alle zwei Tage.

Zuerst muss die Messstation im Acker funktionieren. Drei Geräte stehen in Speikern. Der Hydrothermograph zeichnet die Luftfeuchtigkeit, die Blattbenetzung und die Temperatur auf einem Messstreifen auf. Dazu liefert der Regenmesser, wann und wie viel Niederschlag in der gemessenen Zeit binnen 24 Stunden gefallen ist. Ferner gibt es eine sogenannte Sporenfalle, die die Peronospora-Sporen sammelt. Die Trommel der Falle dreht sich je nach Windrichtung. Im Bauernhof wurde zuvor ein Melinexband mit einer genauen Längenmessung anhand eines Präparierstabes auf eine Trommel aufgezogen, dann wurde dieses mit Vaseline dünn bestrichen, anschließend in einem Ofen etwa 10 Minuten erhitzt, damit die Vaseline gleichmäßig verläuft. Nun konnte die Trommel im Feld in die Sporenfalle eingesetzt werden.

Auswertung mittels Mikroskop

Täglich werden die Ergebnisse der Messgeräte vom Bauern abgelesen. Im Hof des Landwirtes Merkl in Speikern erfolgt die Auswertung der Messergebnisse. Dort steht in einem Extraraum ein Mikroskop mit 600-facher Vergrößerung. Zuerst muss der Präparierstab mit Alkohol gereinigt werden, Objektträger und Deckglas müssen bereitgehalten werden.
Durch genaue Kennzeichnung wird jeder Tag festgehalten.

Auf die Objektträger wird Gelvatol in dünnen Streifen aufgetragen, um Bläschenbildung zu vermeiden. Die Flüssigkeit macht Abgesaugtes wie etwa Zoosporangien im Mikroskop sichtbar. Vom Melinexband wird dann eine Tagbreite abgeschnitten und mit Pinzette auf den Objektträger gelegt. Der Objektträger wird schließlich im Mikroskop betrachtet.

Anhand einer waagrechten Skala sind je halbe Stunde Fremdkörper zu erkennen, unterstützt von zehn senkrechten Bahnen mit je 0,90 Millimetern, um später eine eventuell nochmalige Findung der Sporen zu vereinfachen. Die Sporen, die gut im Mikroskop sichtbar sind, werden gezählt.


Innerhalb von vier gemessenen Tagen dürfen höchstens zehn Sporen (Schwellenwert) für Spezialhopfensorten (anfällige Sorten) auftreten, sonst 20 Sporen für nichtanfällige Sorten. Früher waren die Schwellenwerte doppelt so hoch.

Weniger Sporen, weniger Pestizide

Das Ergebnis wird in Meldelisten eingetragen und mittels Fax oder E-Mail an die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LFL) in Wolnzach geschickt. Schon am Nachmittag sind die festgestellten Werte aller sieben Kontrollstationen in Bayern im Internet von den Hopfenbauern abzurufen.

Der Wert für Speikern wurde am 10. August mit vier Sporen angegeben. Also gab es keine Gefahr einer Peronospora-Sekundärinfektion. Die genauen Ergebnisse der Messungen ergaben heuer für Bayern nur zwei Mal nötiges Spritzen für alle Hopfensorten, was am 13. und 29. Juli geschah. Spezialsorten werden eventuell bei einem anderen Schwellenwert nochmals gespritzt. Früher hatten die Landwirte etwa zehnmal im Jahr spritzen müssen. Nun kann man Zeit und Geld sparen, weil nicht mehr so oft gespritzt werden muss. Zudem werden weniger Pestizide verwendet, was die Umwelt schont. 

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