Hoffnung im Hersbrucker Kulturausschuss

Gute Aussichten für den „Obersten“

Im Hirtenmuseum wird gesponnen: Einmal im Monat treffen sich die Anhänger des alten Handwerks und freuen sich, wenn sich Besucher zu ihnen gesellen. | Foto: Ruppert2021/10/redwebKulturausschuss-Heb1-scaled.jpg

HERSBRUCK – „Es sieht gut aus“, wagte Ingrid Pflaum einen Blick in die Glaskugel, ob der „Oberste“ am Dreikönigstag stattfinden kann. Anfang 2020 war der Festtag der Viehhüter ein Renner und hat rekordverdächtige 1660 Besucher ins Deutsche Hirtenmuseum gelockt, berichtete die Leiterin dem Kulturausschuss des Stadtrates. Weitere Themen der Sitzung waren die Erinnerungsräume und der Stand der Dinge in der Stadtbücherei.

Wie nicht anders zu erwarten, hat die Pandemie die Bilanz des Hirtenmuseums im vorigen Jahr gründlich verhagelt. Nach dem verheißungsvollen Auftakt mit dem Hirtentag an Dreikönig wurden die weiteren Traditionsveranstaltungen wie Schaffest, Sardischer Abend und Handwerkermarkt 2020 wegen der Coronavorschriften gestrichen. Zu den wenigen Aktivitäten gehörten sieben Trauungen, die Entlassfeier der Grete-Schickedanz-Mittelschule und die Hersbrucker Spinnstube, die jeden ersten Sonntag in den Ausstellungsräumen stattfindet.

Das museumspädagogische Angebot mit vielfältigen Aktionen zum Mitmachen musste ausfallen, wodurch die Nachfrage von Schulklassen, Kindergärten und Gruppen deutlich sank. Ebenso steil bergab ging es mit den Kindergeburtstagen.

Geringer als befürchtet

Doch trotz kompletter Schließung während der beiden Lockdowns und sehr eingeschränkter Öffnungszeiten fiel der Einbruch bei den Gästezahlen in einigen Bereichen geringer als befürchtet aus. Insbesondere Einzelpersonen zeigten Interesse am Hirtenmuseum. Stadträtin Gudrun Zeltner fragte, ob unter den rund 1200 Besuchern mehr Einheimische oder Auswärtige waren. Ingrid Pflaum antwortete, dass es zu den Herkunftsorten keine Statistik gebe. Bürgermeister Robert Ilg schlug daraufhin vor, die Postleitzahlen zu ermitteln, was anhand der Ergebnisse eine gezielte Tourismuswerbung ermögliche.

Götz Reichel beschäftigte sich mit der Frage, warum etliche Hersbrucker noch nie im Hirtenmuseum waren, obwohl sich „ein Besuch immer rentiert“. Ein Vorschlag, das zu ändern, kam von Stephan Krimm. Beim Neubürgerempfang sollten Gutscheine für freien Eintritt verteilt werden.

Die Umgestaltung des Eingangsbereichs (über das ehemalige Christliche Buchcafé) zieht sich hin. Dorothea Müller Philipps Sohn lobt den erfolgreichen Förderantrag beim Bundes-Landwirtschaftsministerium. Eine Bereicherung ist das „Tönende Hirtenhorn“. „Jeder Besucher drückt auf die Tasten, um die früher typischen Hirtenrufe erklingen zu lassen“, berichtete Ingrid Pflaum.

Lob für Kunstwettbewerb

„Erinnerung als Prävention“, nannte Robert Ilg den Kunstwettbewerb Erinnerungsräume. Die Idee stammt aus der gescheiterten Bewerbung Nürnbergs als Kulturhauptstadt. Das Stadtoberhaupt dankte dem Dokuverein, der das Projekt übernommen hat. Ziel sind Arbeiten zu den Orten des Leidens und Verbrechens während der Nazizeit in Hersbruck und Umgebung.

„Alle Genres sind zugelassen, also nicht nur bildende Kunst, sondern auch Literarisches, Konzerte und Theaterstücke“, sagte Christl Schäfer-Geiger von der Verwaltung. Sie bezeichnete es als wichtig, dass sich die Stadt zu ihrer Geschichte bekennt. Schließlich fehlten bald die Zeitzeugen, die über das KZ-Außenlager, den Bau der Doggerstollen, die Verbrennungsstätten bis hin zu den Todesmärschen aufklären. Maximal 30 Entwürfe werden ausgesucht. Die Preisverleihung findet am 22. Juli 2022 statt.

„Tonies“ sehr beliebt

Drittes Thema der Ausschusssitzung war die Stadtbücherei. Die Räume am Schlossplatz umfassen 18.000 Medien. Außerdem gibt es die Zugriffsmöglichkeit auf 50.000 eMedien. Neu sind die „Tonies“ für Kinder. Von diesen 120 Hörfiguren sind aktuell meist 100 ausgeliehen. In Kürze kommt eine Erweiterung des Nutzungsangebots um englischsprachige e-Books.

Die Zahl der Nutzer und der Öffnungstage hat sich wegen der Corona-Pandemie 2020 im Vergleich zum Vorjahr etwa halbiert. Die Ausleihen gingen allerdings nur von rund 74.000 auf 55.000 zurück. Während des zweiten Lockdowns haben Leiterin Susanne Schaefer und ihr Team zeitweise den Service „Books to go“ angeboten, was die Leser gerne nutzten. Der neue Rückgabekasten erfreut sich großer Beliebtheit. Derzeit überlegen die Verantwortlichen, die Vorlesestunden „Ausflug in Bücherwelten“ für Vorschüler wieder zu starten.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren