RÖTHENBACH – Bei zwei Schadstoffuntersuchungen ist im Schulzentrum am Steinberg in Röthenbach Asbest gefunden worden. Betroffen ist nach jetzigem Kenntnisstand der Klassentrakt des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, der wegen des bevorstehenden Teilneubaus der Schule derzeit nur eingeschränkt genutzt wird, und der Verwaltungstrakt, den sich das Gymnasium mit der Röthenbacher Mittelschule teilt.
Erst 2020 wurde die Sanierung dieses Gebäudeteils abgeschlossen, in dem auch die Stadtbücherei untergebracht ist.
Noch unklar ist, inwieweit der angrenzende Trakt der Mittelschule betroffen ist. Hier sollen nun weitere Proben genommen werden.
Der krebserregende Schadstoff befindet sich offenbar in Spachtelmassen, mit denen Stahlbetonstützen und -wände in der Bauphase des Schulzentrums, also Anfang der 70er Jahre, behandelt wurden.
Aktuell „keine Gefahr“
Der Landkreis Nürnberger Land, der die Untersuchungen als Vorbereitung für die im Gymnasium anstehenden Bauarbeiten in Auftrag gegeben hat, verweist darauf, dass von dem Asbest aktuell „keine Gefahr“ ausgeht. „So lange man nicht bohrt oder schleift, ist der Stoff fest gebunden“, sagt Rolf List, Sprecher des Landratsamts. Die fraglichen Stahlbetonteile seien zudem „mehrfach überstrichen“. Der Schulbetrieb läuft deshalb weiter.
Allerdings stehen Raumluftanalysen aus. In den Räumen des Gymnasiums im Verwaltungstrakt sollen diese nächste Woche durchgeführt werden. Auch der Schulverband wird solche Analysen für die Räume der Mittelschule in Auftrag geben, wie Klaus Hacker mitteilte, der als Röthenbacher Bürgermeister Vorsitzender des Verbands ist.
Es gab schon 2017 ein Gutachten
Hacker, der am Mittwochabend den Stadtrat über den Asbestfund informiert hat, verweist darauf, dass bereits 2017, also vor der Sanierung des Verwaltungstrakts, ein Schadstoffgutachten existierte.
Es wurde vom Schulverband in Auftrag gegeben, dem neben Röthenbach die Gemeinden Rückersdorf, Leinburg und Schwaig angehören. Zu klären sei nun, warum die Asbest-Spachtelmasse nicht auffiel.
In einer schriftlichen Antwort auf eine Anfrage der Pegnitz-Zeitung hält das Landratsamt fest, dass ihm das damalige Gutachten vorliegt und dass „nach diesem Gutachten Untersuchungen im Hinblick auf Asbest offenbar nicht vorgenommen wurden“.
Schadstoffe entfernt
Hingegen sagt der Hersbrucker Architekt Norbert Thiel, der das Bauvorhaben geplant und begleitet hat, von dem das Gutachten aber nicht stammt: „In den Schulteilen, die wir saniert haben, wurden die Schadstoffe entfernt.“
Asbest sei auch dabei gewesen, etwa in Form von Dichtungen in Lüftungsleitungen. Er hält es für „äußerst ungewöhnlich“, dass Betonstützen mit derartiger Spachtelmasse bearbeitet wurden.
Schulverband und Architekt wollen nun die Ergebnisse der insgesamt 35 Proben, die der Landkreis im Verwaltungstrakt hat nehmen lassen, mit dem damaligen Gutachten abgleichen. Nötig sei zudem eine „Gefährdungs- und Risikobeurteilung“.
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„Beton kann man abschleifen“
Muss der frisch sanierte Trakt am Ende wieder saniert werden? Grundsätzlich, sagt Thiel, könne man den Beton abschleifen, „so etwas machen wir oft“. Nötig sind dann allerdings Sicherheitsvorkehrungen wie ein Atemschutz für die Arbeiter oder spezielle Staubsauger.
Es handle sich allerdings nicht um einen Baumangel, meint der Hersbrucker, „es gibt bei einer Sanierung keine Verpflichtung, alle asbesthaltigen Bauteile rauszureißen“. Entscheidend wird wohl auch sein, welche Auswirkungen auf die Nutzung des Gebäudes durch den Fund zu erwarten sind.
„Zum Schaden einer Schule“
Clemens Berthold, der Direktor des Gymnasiums, will sich kein fachliches Urteil anmaßen. Für ihn steht aber fest: „Es ist ungeheuerlich, dass bei einem Gebäude, das wie neu da steht, ein solcher Zustand eintritt.“ Da sei definitiv etwas schiefgelaufen.
Auch wenn aktuell keine Gesundheitsgefahr bestehe, sei ein Asbestfund „zwangsläufig zum Schaden einer Schule“. Berthold hat die Eltern bereits am Mittwoch informiert. Bisher sei es ruhig geblieben, meint er.
Immerhin: Auf den Neubau des Klassentrakts dürfte die Entdeckung des Schadstoffs keine Auswirkungen haben. Beim Abbruch des alten Gebäudes sei eine vorherige Sanierung eingeplant, auch die Kosten seien „bereits eingepreist“, teilt der Landkreis mit.Andreas Sichelstiel