NÜRNBERGER LAND. „Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.“
Mit diesem Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker leitete Laufs Bürgermeister Benedikt Bisping seine Rede zum heutigen Volkstrauertag ein. In allen Gemeinden des PZ-Verbreitungsgebiets gedachten Menschen nicht nur der Toten der Weltkriege, sondern allen Opfern von Gewaltherrschaft.
Doch welche Rolle spielt dieser Gedenktag heutzutage eigentlich noch, angesichts zunehmend schwindender Besucherzahlen auf den Friedhöfen? Denn meist trifft man dort fast ausschließlich „Offizielle“, also Lokalpolitiker oder Abordnungen von Feuerwehren, THW, Rotem Kreuz oder Reservistenkameradschaften. Viele Menschen wüssten mit dem Volkstrauertag nichts mehr anzufangen, bedauerte Benedikt Bisping. Dabei erinnere er nicht nur an die Opfer der Vergangenheit, sondern sei ein Auftrag für die Gegenwart und die Zukunft, die man gemeinsam verantwortungsvoll und friedlich gestalten wolle.
Denn der Ton werde schärfer, so Bisping, der Frieden stehe auf wackligen Beinen, auch in Deutschland radikalisieren sich Menschen. „Populistische Parteien gewinnen Aufmerksamkeit und Holocaust-Leugner verschaffen sich Gehör“, mahnte der Bürgermeister. Den Frieden zu bewahren sei eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.
Der Volkstrauertag sei eben kein „Heldengedenktag“, betonte der katholische Gemeindereferent Hans-Josef Aschemann, sondern ein Trauertag. Trauer und Verluste wirken lange nach, Traumata würden innerhalb von Familien weitergegeben. Deshalb sei es wichtig, auch junge Menschen an das Thema Trauer heranzuführen.
Bürgermeister Bisping und Landrat Kroder legten im Anschluss Kränze nieder. Umrahmt wurde die halbstündige Feier am Ehrenmal auf dem Laufer Friedhof von der Singgemeinschaft Lauf und dem Spielmannszug „Das Original“ des TSV Lauf.
Traditionell werden in den beiden christlichen Gemeinden Neunkirchens die Gottesdienste am Volkstrauertag mit Vereinsvertretern begangen. In der evangelischen Christuskirche wurde unter Teilnahme der Speikerner Feuerwehr der Gottesdienst von Pfarrrer Hans Weghorn gefeiert, während in der katholischen Pfarrkirche Mariä erstmals ein Wortgottesdienst von der Gemeindereferentin Gabriele Netal-Backöfer gestaltet wurde. Hier waren Mitglieder der FFW Neunkirchen, FFW Rollhofen, DSKB Speikern-Neunkirchen und des Krieger- und Soldatenverein Rollhofen mit ihren Fahnen vertreten.
Die Neunkirchener Bürger zogen von der Ortsmitte unter musikalischer Begleitung zum Waldfriedhof. 1. Bürgermeisterin Martina Baumann erinnerte an die schrecklichen Zahlen der beiden Weltkriege mit Millionen von Toten und Geflüchteten. Sie betonte, die jetzige Zeit ohne Krieg in Deutschland sei etwas Besonderes. Man dürfe aber nicht die Toten und die Menschen, denen Gewalt angetan wurde, vergessen. Sie legte schließlich einen Kranz am Ehrenmal nieder.
Stefanie Buchner-Freiberger/Franz Semlinger