Realschulabsolventen in Hauswirtschaft kochten auf

Prüfungsstress am Herd

Das junge Küchenteam überzeugte gastronomisch, sorgte aber auch für ein ansprechendes Ambiente und einen Service, der keine Wünsche offen ließ. Foto: Spandler2016/04/feucht-realschule-abschlussessen.jpg

FEUCHT – Zwei geschmackvoll eingedeckte Tische, Gäste, die sich die fünf köstlichen Gänge schmecken lassen, gedämpfte Unterhaltung. Das soll eine Abschlussprüfung an einer staatlichen Realschule sein? Genau. Die angenehme Atmosphäre kann zwar Außenstehende leicht darüber hinwegtäuschen, dass es für die acht Prüflinge um viel geht, aber die beiden Fachlehrerinnen wissen: Die sieben Mädels und der Junge aus der 10f haben den ganzen Vormittag schwer gearbeitet und alles gegeben.

Nadja Zitzmann und Angela Fetschele, die Lehrkräfte für Haushalt und Ernährung, unterrichten in diesem Jahr 46 Zehntklässler im Hauswirtschaftszweig, die in mehreren Kleingruppen an sechs Tagen ihre praktische Prüfung derzeit in der Schulküche ablegen. 240 Minuten dauert die Prüfungszeit, jeder Schüler darf aus drei gestellten Aufgaben eine wählen und anschließend zubereiten. Die Gerichte werden von den Lehrkäften aus jenen etwa 90 ausgewählt, die man im Laufe des Jahres schon „gelernt“ hat. Stehen die Herausforderungen für den langen Prüfungstag fest, schreiben die Absolventen einen Organisationsplan und bereiten die Speisen in der Schulküche selbstständig zu. Ende Juni gibt es dann noch eine theoretische Prüfung.

Um die Bedeutung des Abschlusstests zu untermauern, wird zu jedem Menü lokale Prominenz eingeladen, denn mitgeprüft werden auch der optische Rahmen, die Präsentation der Speisen und der Service. Nicht zuletzt gehört auch ein adrettes Erscheinungsbild der jungen Leute dazu, die jungen Damen und der junge Herr servieren in klassischem Schwarz-Weiß. Keiner von den acht Prüflingen hat allerdings eine Tätigkeit in der Gastronomie als Berufsziel, aber „irgendwas mit Essen vielleicht“ oder im Ernährungsbereich generell können sich einige schon vorstellen. Sie haben dieses Prüfungsfach eher aus einer praktischen Perspektive heraus gewählt: „Kochen muss man in jedem Fall können“, wissen sie, deshalb wird auch viel zu Hause gebrutzelt, denn das Unterrichtsfach hat ihnen während ihrer zu Ende gehenden Schulzeit besonders gut gefallen. Zu den bewirteten Gästen zählen Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, „Lieblingslehrer“, die sie selbst auswählen dürfen, Verwaltungsangestellte, Mitglieder vom Förderverein und dem Elternbeirat und nächste Woche auch Landrat Kroder.

Beim Servieren von Antipasti-Quiche, Möhren-Ingwer-Suppe, einem Duett von Pilz- und Zucchini-Risotto sowie Schwarzwälder Kirschtorte im Glas zeigten die Acht schließlich, dass sie sich nicht nur am Herd gut auskennen, sondern auch die Regeln der Bewirtung souverän beherrschen. Welche Zensuren die benotenden Lehrkräfte beim Testessen auch immer vergeben – den Gästen hat’s geschmeckt, ein paar Sternchen für die Nachwuchsköchinnen und den -koch sollten drin sein.

 

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