ALTDORF – In der Hesselgasse, also mitten in der Altstadt, werden derzeit Wohnungen gebaut. Im denkmalgeschützten Altbau des ehemaligen Bauernhofes befinden sich in zwei Etagen vier Wohnungen mit je fünf Zimmern, ins Dachgeschoss kommen zwei Zweizimmerwohnungen. Im Hof des Anwesens wurde ein Ersatzbau für die landwirtschaftlichen Nebengebäude errichtet. Zwei Vierzimmerwohnungen entstehen dort im ersten Obergeschoß und im Dach.
Das Besondere daran: Alle Wohnungen sind barrierefrei über einen Außenaufzug zu erreichen, der an einer Galerie endet, die zu den Wohnungen führt. Zu jeder Wohnung gehört ein überdachter PKW-Stellplatz im Hof. Direkt hinter der Baustelle verläuft die Treuturmgasse.
Richard Biersack von der Eignerfamilie hatte am Tag der offenen Baustelle einvernehmlich mit dem Amt für Denkmalpflege, dem Architekten und den Handwerkern zu einer Besichtigung eingeladen. Dieser Einladung waren zahlreiche Besucher gefolgt, obwohl das Wetter alles andere als einladend war.

Architekt Erwin Pröpster war auf der Baustelle anwesend und beantwortete bereitwillig alle Fragen der Besucher.
Am frühen Nachmittag traf dann ein weiterer Gast ein. Dipl. Ing. Thomas Wenderoth vom Landesamt für Denkmalpflege hatte sich „an seinem freien Tag“, wie ein Besucher anmerkte, Zeit genommen, um auf die Besonderheiten des Altbaus hinzuweisen.
Wenderoth erläuterte die Überraschungen, die der Bau im Lauf der Zeit freigegeben hat. So war das Haus wohl immer schon in Bereichen vermietet gewesen, wie kleinere Wohneinheiten vermuten lassen. Das Haupthaus, das im Jahr 1678 errichtet wurde, brannte 1765 ab und wurde von Grund auf neu aufgebaut.
Der Universitätskutscher Funk wohnte 1779 dort und erst 1859 ging das Anwesen von der Familie Funk an Districtstierarzt Uebler. Seit 1961 ist die Familie Biersack dort ansässig. Während der Arbeiten entdeckte man Mauerteile mit handgestrichenen Ziegeln und Untersuchungen zeigten, dass die Fenster ursprünglich grün gestrichen waren. Wenderoth freute sich besonders darüber, dass diese Farbgebung jetzt wieder aufgegriffen wird.
Auch die noch gut erhaltenen Fenster im Bauernhaus sollen ausgetauscht werden und es werden denkmalgerechte Modelle eingebaut. Dass die grünen Fenster einen schönen Akzent in der Altstadt erzeugen, konnten die Besucher bereits bei den Musterfenstern an zwei Erkern sehen.

Architekt Pröpster erläuterte die technischen Details des Baus. Er erklärte, dass die Heizung zu 60 Prozent durch Solarwärme erzeugt wird, der Rest wird über Gas zugespeist. Die dunklen historischen Balkendecken sollen einen weißen Anstrich erhalten, damit die Zimmer noch lichter und heller wirken.
Die Restaurierungsarbeiten an den Balkendecken und am Dachstuhl hat die Zimmerei Leonhardt durchgeführt. Wolfgang Leonhardt erklärte den interessierten Besuchern, dass man in Baudenkmalen nicht ganze Balken austauscht, sondern nur die maroden Teile des Holzes ersetzt.
Die Besucher hatten dem Vortrag von Dipl.Ing. Thomas Wenderoth Gelegenheit Fragen zu stellen und dann durch die Baustelle zu gehen. Besonders reizvoll fanden alle die beiden Wohnungen direkt unter dem Dach, die man sich anhand des Bauplans gut vorstellen konnte.
Wer künftig in den ehemaligen Bauernhof einzieht, kann sich über eine moderne Wohnung in historischer Umgebung mitten im Zentrum freuen.
Das jetzt schon erkennbare, erfreuliche Ergebnis zeigt, dass Besitzer, Denkmalschutz und Handwerker gut zusammenarbeiten.