NÜRNBERGER LAND – Gewinner im Landkreis Nürnberger Land sind die beiden großen Volksparteien CSU und SPD, wobei der Zugewinn bei den Christsozialen gegenüber 2009 noch sehr viel deutlicher ist, als die Stimmengewinne der SPD. Verloren haben neben der FDP alle kleinen Parteien. Bis auf die neue AFD: Die kam aus dem Stand auf immerhin 3,87 Prozent. Knapp darüber die Freien Wähler, die im Gegensatz zur AFD aber bereits als kommunale Kraft und in Bayern auch im Landtag etabliert sind, beim Sprung in den Bundestag aber jetzt an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten. Weshalb man bei den Freien im Nürnberger Land mit dem erreichten Ergebnis auch nicht zufrieden ist.
Die im Landkreis gefühlte bessere Wahlbeteiligung als 2009 erwies sich am Ende als das was sie war: als Gefühl eben. Tatsächlich sank sie im Nürnberger Land geringfügig gegen den Bundestrend von 76,29 vor vier Jahren auf jetzt 75,29 Prozent. Dabei triumphieren auch im Landkreis die Christsozialen. Marlene Mortler holte souverän das Direktmandat und verbesserte ihr Ergebnis gegenüber 2009 um fast vier Prozent auf jetzt 48,92 Prozent der Wählerstimmen. Das Zweitstimmen-Ergebnis der CSU blieb zwar mit 43,17 Prozent darunter. Bemerkenswert ist aber die Entwicklung gegenüber 2009: Damals schafften die Christsozialen im Nürnberger Land „nur“ 36,05 Prozent, jetzt legte man um knapp sieben Prozentpunkte zu.
Gute Erststimmen-Ergebnisse
Der Vergleich von Erst- und Zweitstimmen bei Mortler zeigt: Die Person Marlene Mortler kommt bei den Wählern noch besser an als die Partei. Dasselbe gilt für ihren Konkurrenten Christian Nürnberger von der SPD. Der holte im Nürnberger Land immerhin 30,05 Prozent der Erststimmen, während knapp 26 Prozent der Wähler sich mit der Zweitstimme für die SPD entschieden. Womit sich ein Aufwärtstrend nach den schlechten Ergebnissen von vor vier Jahren zeigt. Damals stand die SPD bei knapp 23 Prozent im Landkreis, Hannedore Nowotny holte lediglich 24,46 Prozent der Erststimmen.
Insgesamt also Stimmenzugewinne bei den beiden großen Volksparteien im Nürnberger Land, dabei mehr für die CSU als für die SPD. Die Verlierer sind die kleinen Parteien, wobei die Liberalen im Landkreis ebenso abstürzten, wie in fast allen anderen Stimmkreisen bundesweit. Marina Schusters Erststimmenanteil fiel von 9,09 Prozentpunkten in 2009 auf jetzt nur noch 2,26 Prozentpunkte. Die Zweitstimmen brachen ein von 13,52 auf 4,44 Prozent. Gründe für den Absturz? Man habe den Wählern die gute Arbeit der FDP nicht vermitteln können, vermutete MdB Marina Schuster am Wahlabend.
Weniger drastisch, aber immer noch schmerzlich stellt sich das Ergebnis aus Sicht der Grünen dar. Direktkandidat Tom Aurnhammer konnte nur noch 6,49 Prozent der Erststimmen holen. Seine Vorgängerin Jutta Berlinghof war 2009 noch für ein zweistelliges Ergebnis gut. Das Zweitstimmenergebnis für die Grünen im Nürnberger Land lag allerdings mit 9,34 Prozent über den Erststimmen für den Direktkandidaten, aber um knapp drei Prozent hinter dem Ergebnis von 2009. Aurnhammer nennt die Pädophilie-Debatte und die Steuerdiskussion, wenn er das schlechte Abschneiden der Grünen erklären soll.
Für die Linken hatte sich der Feuchter Richard Schlappa 2009 im Landkreis wacker geschlagen. 5500 Wähler gaben ihm damals ihre Erststimme, immerhin 5,69 Prozent, und 6,69 Prozent der Zweitstimmen gingen 2009 an die Linke. Sein Nachfolger Dr. Helmut Johach konnte dieses Ergebnis nicht mehr erreichen. Er kam nur noch auf 3,48 Prozent der Erststimmen. Bei den Zweitstimmen holte die Linke jetzt nur noch 3,85 Prozent.
Piraten schlechter als 2009
Überraschend schlecht auch das Ergebnis bei den Piraten, deren Zweitstimmenanteil noch unter dem Ergebnis von 2009 landete, als die Öffentlichkeit die kleine Partei lediglich als sektiererischen Hackerclub wahrnahm – wenn überhaupt. Der Altdorfer Christian Kubisch kandidierte damals im Landkreis für den Bundestag und erreichte immerhin 1,89 Prozent, 2,21 Prozent der Zweitstimmen landeten seinerzeit bei den Piraten. Und jetzt? Nur noch 1,92 Prozent der Zweitstimmen stehen da zu Buche, und Direktkandidat Michael Ceglar verbesserte sich geringfügig auf gerade einmal 2,49 Prozent bei den Erststimmen.
Freie Wähler sind enttäuscht
Einen Achtungserfolg erreichte die Alternative für Deutschland (AFD) im Nürnberger Land. Hier entschieden sich 3718 Wähler für die neue Partei, das sind 3,87 Prozent. Nur knapp darüber (3,91 Prozent) liegen die Freien Wähler im Nürnberger Land. Deren Projekt Bundestag ist nun gescheitert. Direktkandidat Dr.Hartwig Kohl aus Hersbruck sprach am Wahlabend deshalb auch ganz offen von einem enttäuschenden Ergebnis. Dabei lag Kohl mit seinem Ergebnis noch über dem Landesschnitt. Dass man aber innerhalb von nur einer Woche derart massiv einbrechen würde, hatte der Kandidat der Freien Wähler nicht erwartet.