Mehrgenerationenhaus wird doch nicht gebaut

Altdorfer Stadtrat stoppt Lebenshilfe-Wohnheim

Hinter der südlichen Häuserzeile an der Pfaffentalstraße wollte die Lebenshilfe ihr Wohnheim als Mehrgenerationenhaus für geistig behinderte Senioren und jüngere Menschen mit Behinderung bauen. Der Stadtrat hat das Vorhaben nun mit knapper Mehrheit abgelehnt. | Foto: Blinten2018/12/Altdorf-Lebenshilfe-Projekt.jpg

ALTDORF – Faustdicke Überraschung im Altdorfer Stadtrat: Das Projekt der Lebenshilfe an der Pfaffentalstraße ist gestorben. Mit knapper Mehrheit hat der Stadtrat – entgegen der Empfehlung aus dem Stadtentwicklungsausschuss – die Pläne zum Bau eines Wohnheims für behinderte Senioren abgelehnt. Dem Negativ-Votum ging eine knappe Diskussion voraus, in der Horst Topp für die Grünen noch einmal die Bedenken wegen der sensiblen Lage unmittelbar am Pfaffental deutlich machte und Ernst Bergmann (SPD) auf einen Beschluss des Stadtrats aus der Vergangenheit verwies.

Wie berichtet, wollte die Lebenshilfe auf einem Grundstück hinter der südlichen Häuserzeile an der Pfaffentalstraße ein Wohnheim bauen, 15 der insgesamt 24 Plätze sollten geistig behinderten Senioren vorbehalten bleiben, die übrigen sollten für jüngere Menschen zur Verfügung stehen. Gerhard John, Vorsitzender der Lebenshilfe Nürnberger Land, sprach von einem Mehrgenerationenhaus (wir berichteten).

Die Vorplanungen waren bereits weit gediehen, mit dem Grundstücksbesitzer war sich die Lebenshilfe einig, und aus dem Rathaus gab es zustimmende Signale. Bürgermeister Erich Odörfer machte allerdings klar, dass die Stadt ihre Zustimmung nur geben würde, wenn in einem städtebaulichen Vertrag die Dauernutzung der Einrichtung als Wohnheim für behinderte Senioren festgelegt würde. Verhindern wollte man damit, dass die Lebenshilfe das Objekt möglicherweise irgendwann einmal verkaufen und das ganze dann als teures Baugrundstück weiter veräußert werden könnte.

„Landschaftlich wertvoll“

Überhaupt nicht einverstanden mit dem Vorhaben der Lebenshilfe waren die Anlieger in der Pfaffentalstraße. Als das Projekt öffentlich wurde, setzten sich mehrere Pfaffentalstraßen-Anwohner zusammen und beschlossen, die Lebenshilfe beim Kauf des Grundstücks zu überbieten, den Baugrund selbst zu erwerben und dann als Grünland bestehen zu lassen.

Doch hier spielte nach Informationen des Boten der Grundeigentümer nicht mit. Er verwies auf einen Vorvertrag mit der Lebenshilfe Nürnberger Land und lehnte das Ansinnen ab. „Wir haben überhaupt nichts gegen die Lebenshilfe“, betonte Horst Topp. Die Organisation mache gute Arbeit. Allerdings sei der gewünschte Wohnheim-Standort an der Pfaffentalstraße ungeeignet. „Wir können hier keine Bebauung zulassen“, appellierte der Stadtrat der Grünen an seine Kollegen. Es handle sich um ein landschaftlich wertvolles Grundstück, ein sensibles Areal, das nicht überbaut werden dürfe. Außerdem sei eine Zufahrt zu dem Wohnheim kaum zu realisieren.

Das könne man über einen Bebauungsplan regeln, hielt CSU-Fraktionssprecher Thomas Kramer dem entgegen, bevor Ernst Bergmann daran erinnerte, dass der Stadtrat in der Vergangenheit eine Bebauung auf dem von der Lebenshilfe gewünschten Grundstück immer abgelehnt habe.

„Zutiefst enttäuscht“

Während der Stadtentwicklungsausschuss das Wohnheim-Projekt noch mehrheitlich befürwortet hatte, lehnte der Stadtrat es nun mit knapper Mehrheit ab, wobei ablehnende Stimmen aus allen Fraktionen kamen. „Ich bin zutiefst enttäuscht und sehr traurig“, sagt Lebenshilfe-Chef Gerhard John tags darauf im Gespräch mit dem Boten.


Seine Organisation hat bereits viel Arbeit in das Projekt investiert und war guter Dinge, es nach der Stadtratssitzung auf den Weg bringen zu können. Das Grundstück an der Pfaffentalstraße hatte die Lebenshilfe nach langer Suche in Altdorf gefunden, nachdem sich die Pläne zum Bau eines Wohnheims an der Riedener Straße aus wasserrechtlichen Gründen zerschlagen hatten.

Wie geht es jetzt weiter? John sieht beim aktuellen Stand der Dinge kaum noch eine Chance, das geplante Wohnheim in Altdorf zu realisieren. Es sei denn, man findet doch noch einen Weg, die wasserrechtlichen Probleme am Standort Riedener Straße zu lösen.

In den kommenden Jahren werden immer mehr Heimplätze für Senioren mit geistiger Behinderung gebraucht. Deshalb will die Lebenshilfe ihr entsprechendes Angebot erweitern. Derzeit betreuen ihre Mitarbeiter geistig behinderte Senioren in der Wohnstätte am Bitterbach in Lauf.

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