HERSBRUCK – Jazz und Folk; Tango, Klassik und Weltmusik sowie Django und Jimi – und das bei einem Gitarrenfestival? Welche Idee dahinter steckt und warum es sich dabei nicht um einen wilden Musikmix handelt, erklärt Johannes Tonio Kreusch. Der künstlerische Leiter des Hersbrucker Festivals macht damit Lust auf die drei Konzertabende von 10. bis 12. September.
Wie gehen Sie an die Planung einer solchen Veranstaltung heran? Wird eingeladen, wer gerade Zeit hat?
Johannes Tonio Kreusch: Mir geht es in meiner Planung nicht darum, Künstlerinnen oder Künstler zu buchen, weil sie berühmt oder gerade auf Tour sind. Unser Festival steht für Vielseitigkeit und soll sich dadurch abheben, dass wir nicht auf eine Musikrichtung fokussiert sind. Ich möchte Kontraste schaffen, nicht nur über das Wochenende hinweg, sondern auch in den einzelnen Konzerten. In diesem Sinne stelle ich für jedes Festival die Programme und die entsprechenden Künstler immer individuell zusammen.
Diesmal genauer gesagt für nur drei Abende.
Da unser Festival heuer nicht wie üblich über eine ganze Woche hinweg stattfindet, dürfen wir uns über ein intensives Festivalwochenende freuen. Die drei Konzertabende mit sehr unterschiedlichen Doppelkonzerten werden einen Einblick über unsere große Bandbreite geben.
Werfen wir doch mal einen Blick auf die Konzerte: Wieso haben Sie Folk und Jazz zum Auftakt zusammengepackt?
Mir geht es auch in diesem Jahr darum, die Gitarre im Zusammenhang mit anderen Instrumenten wie Violine, mit Band oder auch Gesang zu präsentieren. Die Gitarre ist in dieser Hinsicht ein sehr vielseitiges Instrument. Im Rahmen des Eröffnungskonzertes mit dem Pianisten Cornelius Claudio Kreusch und der Sängerin Laura und ihrer Band kann nachgehört werden, dass sich Stilrichtungen wie Folk, französischer Chanson oder Jazz durchaus ergänzen und zu einer gemeinsamen Sprache werden.
Die Konzerte bilden sozusagen also weiter.
Gewissermaßen, ja! Der zweite Konzertabend mit Luis Borda, Roman Bunka, Ehab Abou Fakhr, meiner Frau Doris Orsan und mir beispielsweise erzählt mit arabischen Klängen, Tango und Weltmusik eine Geschichte darüber, wie sich Musik entwickelt hat und sich verschiedenste Stilrichtungen miteinander verschmolzen haben. Auch wenn sie von verschiedenen Orten kommt, kann Musik ein verbindendes Element sein. Genau das hat uns in der letzten Zeit gefehlt: unbeschwert zusammenzukommen und durch Begegnung oder künstlerisches Erleben Impulse für das eigene Leben mitnehmen zu können.
Mit dem Joscho Stephan Trio und Claus Boesser-Ferrari wartet am letzten Abend aber weniger Einklang, sondern mehr Gegensatz.
Django Reinhardt und Jimi Hendrix sind Gitarren- und Musikikonen. Beide haben maßgeblich zur Bekanntheit der Gitarre beigetragen und einen neuen, unverwechselbaren Stil entwickelt. Joscho Stephan und Claus Boesser-Ferrari sind ebenfalls innovative Musiker, die sich ganz individuell mit diesen beiden Großmeistern auseinandersetzen. Dieser Konzertabend verspricht so interessant mitreißend zu werden, dass man als Zuhörer gar nicht über vermeintliche Gegensätze nachdenken wird.
Das klingt so, als wären die Konzerte mit den verschiedenen Stilen gar nicht als Gegensätze gedacht?
Musik ist eine Sprache mit verschiedenen Ausprägungen aus der selben Wurzel. In jeder Richtung sind Analogien zu finden. Als Musiker baut man immer auf dem auf, was es schon gab und entwickelt im besten Fall daraus etwas Neues.
Böse gesagt könnte man aber dennoch meinen, die Abende sind so bunt gemischt, dass für jeden etwas dabei ist.
Ich empfehle immer, sich bei unserem Festival den Pass zu besorgen, um alle Konzerte zu erleben. Auf der einen Seite gestalte ich die Konzertabende so, dass für jeden etwas dabei sein sollte. Aber auf der anderen Seite folgt das Gesamtprogramm einer Idee und künstlerischen Stringenz. Ich möchte auf eine musikalische Reise einladen, auf der es auch Neues zu entdecken gibt, auf der neue Horizonte eröffnet werden und von der man bereichert zurückkehrt.
Infos unter https://gitarre-hersbruck.de/; Karten im Bürgerbüro Hersbruck und bei der Hersbrucker Zeitung.