Ihr eigener Name ist Programm: „Gruber & Gruber“ haben die Zwillinge Thomas und Rainer Gruber ihr neues Konzert genannt. Denn die zwei zaubern mit Gitarre, Akkordeon und Hackbrett ihren eigenen Weltmusiksound zwischen Klassik und Rock. Der Konzertmühle Simmelsdorf bescherten sie einen einmaligen Abend.
Still und bescheiden steht Rainer Gruber bei der dritten Zugabe am Mikro und sagt ganz leise zum Publikum: „Schön.“ Das fasst zusammen, was er und sein Bruder den ganzen Abend über auf die Bühne der heimeligen Mühle stellten. Mit einem knarzenden alten Segelschiff (auch diese Töne gibt das Hackbrett her) starten die zwei von Italien aus (wo sich eben noch Don Camillo und Peppone rockig fetzten) nach Spanien (wo Bizets Carmen-Klänge betören) und weiter übers Mittelmeer nach Afrika.
Dort erklimmen Akkordeon und Hackbrett den Kilimandscharo – mal mühsam schleichend, mal fröhlich tänzelnd im Walzerschritt. Man kann wie im Hörspiel den kammermusikalischen Bildermalern, wie sie sich selbst nennen, auf jeder Etappe begleiten. Oder auch mal anhalten und eigene Visionen entwickeln.
Die Gruberschen Kompositionen schwirren zwischen Klassik und Blues, zwischen stampfenden Beats und zögerlichem Zupfen. Und bleiben stets hochkonzentriert, verlieren sich nie in sich steigernde Soli oder weitschweifige Crescendi. Auf einen lauten Höhepunkt folgt schnell wieder eine leise, lauernde Passage. So ruhig, intellektuell und nachdenklich wie die beiden Musiker selbst sind auch ihre Werke. Mit technischer Perfektion, tüftelnder Hingabe und stiller Liebe bieten sie sie dar. Zwei Stunden lang würde man in der Scheune jede Stecknadel fallen hören.
Dass das Akkordeon schon mal wie ein E-Bass klingt und die Gitarre wie ein Schlagzeug, steigert die Vielfalt dieser instrumentalen Artisten. Für sein Hackbrett lässt sich Thomas Gruber vom Vater Spezial-Schlegel fertigen, die auch aus Glasfaser, Metall, Bambus, Karbon oder Basalholz sein können.
Fürs Hersbrucker Gitarrenfestival, das immer wieder die Grenzen der Saitenmusik auslotet, wären die Grubers eine echte Entdeckung.
Walter Grzesiek