HERSBRUCK – Im Hintergrund lärmte das Sommerfest, im Schlosshof vor dem Hersbrucker Amtsgericht wurden sanftere Töne angeschlagen: Das Collegium Musicum mit seiner engagierten Leiterin Susanne Pflaumer spielte bei lauem Sommerlüftchen seine alljährliche Serenade.
Ein Konzert im Freien ist so eine Sache: Wetter und Straßenlärm können den Künstlern einen ordentlichen Strich durch die Rechnung machen. Das Collegium Musicum hatte Glück: Ein gewitterfreier, warmer Abend, das Sommerfest am Plärrer übertönten die Musiker mühelos, nur das abendliche Hersbrucker Glockengeläut hatte Vorrang, bevor Susanne Pflaumer konzentriert den Taktstock hob.
Dass das Orchester es locker mit den Hersbrucker Kirchenglocken aufnehmen kann, zeigte es beim „Carillon“ von Georges Bizets „L`Arlésienne“, Suite Nr. 1: Der berühmte „Carmen“-Komponist lässt die Blechbläser darin dörfliches Glockengeläut nachahmen. Unverkennbar ließen die Hörner die französischen Glocken bimmeln. Das provenzalische Liebesdrama „L`Arlésienne“ mit seinen charakteristischen, stimmungsvollen Sätzen zog die Zuhörer regelrecht in seinen Bann. Mit geschlossenen Augen und wippenden Füßen lauschte das Publikum, unter das sich auch ein paar ganz junge Zuhörer mischten.
Zum Spannungsaufbau trug Gioacchino Rossinis Ouverture zu „Semiramis“ bei: Festliche Marschpassagen samt Pauken wechselten sich mit den sanften Einsätzen der Holzbläser und zupfenden Streicher ab.
Bei Édouard Lalos Konzert in d-Moll für Cello und Orchester dominierte Cellist Oleg Galperin das Stück mit starken Strichen. Der gebürtige St. Petersburger lebt erst seit einem Jahr in Neuhaus an der Pegnitz, hat schon mit dem Bayerischen Kammerorchester, den Hofer Symphonikern und der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg gespielt. Bei der dynamischen Begleitung „ihrer“ Violinen hoben die Absätze der Dirigentin regelrecht vom Podest ab, so dynamisch leitete Susanne Pflaumer ihr Orchester.
Und als die Wäscheklammern, die die Noten des Solisten vor Wind schützen sollten, einfach nicht an Ort und Stelle bleiben wollten, flüsterte die Dirigentin dem Cellisten ein kurzes „du weißt ja, wie es geht“ zu. Beweisen musste Oleg Galperin das nicht, die Notenblätter blieben, wo sie waren. Und nach einem tosenden Applaus für die gefühlvolle Einlage des Solisten gab s nach kurzer Absprache mit der „Chefin“ auch noch eine kurze Zugabe.
Bei der feurigen Farandole, dem letzten Satz von Georges Bizets „L`Arlésienne“, Suite Nr. 2, sprangen in der letzten Reihe die Schlagzeuger nur so auf und ab und bescherten der sonst sanften Sommerserenade ein furioses Finale – und zwar so mitreißend, dass die Musiker nicht darum herumkamen, die letzten Takte nochmal als Zugabe zu wiederholen. Erst danach waren wieder von Weitem Festzeltmusik und kreischende Fahrgeschäftpassagiere zu hören. Was für ein schöner Kontrast.