ALTDORF – „Kultur ist kein Luxus. Sie ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit.“ Der Vorsitzende des Wallenstein-Festspielvereins Jan Andree fand starke Worte zur Eröffnung der diesjährigen Festspielsaison, die tatsächlich nicht erst am Samstag mit der feierlichen Zeremonie auf dem Marktplatz begann, sondern bereits am Vorabend im Wichernhaushof: mit dem großen Eröffnungskonzert des Sinfonieorchesters der Hochschule für Musik Nürnberg.
Und mit Kultur, das war schnell klar, meinte Andree nicht nur die Hochkultur eines solchen Konzertes, sondern das gesamte, breite Spektrum dieser Wallenstein-Festspiele zwischen Lagerleben und Schiller-Drama, Kabarett und Kleinkunst, feiernden Studenten und tanzenden Marodeuren. Kultur als Ort des Miteinanders – unabhängig von Herkunft, Alter, Meinung, Religion oder Status –, als Ort, der verbindet, Verständnis schafft, Perspektiven eröffnet. Und so aus den Festspielen mit all ihrer Kraft des gemeinschaftlichen Engagements einen Gegenentwurf zu Spaltung, Populismus und Radikalisierung mache, so Andree.
Dank ans Ehrenamt
Er dankte seinen Kolleginnen und Kollegen im Vorstandsteam sowie den vielen ehrenamtlichen Organisatoren und Mitverantwortlichen, aber auch Bürgermeister Martin Tabor, dem städtischen Bauhof und nicht zuletzt den finanziellen Unterstützern, allen voran der Zukunfts- und Kulturstiftung der Sparkasse Nürnberg als Hauptsponsor des Konzertabends.
Auch Orchesterleiter Professor Guido J. Rumstadt ergriff zunächst das Wort und nicht den Taktstock. Das eigens zusammengestellte Programm des Abends sei möglicherweise ein wenig erklärungsbedürftig, erläuterte er und bezweifelte, dass das erste Stück, „Wallensteins Lager“ von Vincent d’Indy, anderswo auf der Welt schon einmal zur Aufführung gekommen sein dürfte.
Launig und sehr kurzweilig nahm Rumstadt das Publikum mit in die orchestrale Wallensteinwelt, erklärte instrumentale Vertonungen und ließ immer wieder kleine Kostproben anspielen. Ähnlich verfuhr der Orchesterleiter bei Henri Tomasis „Konzert für Posaune“, wies hier auf das Pizzicato im Bass und dort auf die gedämpfte Trompete hin und vergaß dabei fast den Star des Stücks, Raphael Finck an der Solo-Posaune. Nach der Pause erklangen vertraute Töne: In kleinerer Besetzung spielte das Orchester die Eröffnungsmusik des Volksstücks „Wallenstein in Altdorf“ von Heinrich Schmidt, das „Hauptvorspiel“ – und ein Raunen ging durch die Ränge.
Auch wenn diese nicht ganz gefüllt waren, brandete bereits Applaus im Hof auf, bevor das Hochschulorchester den Abend mit der „Symphonie Classique“ von Sergej Prokofjew beendete. Es war ein stimmungsvoller Auftakt für die Wallensteinwochen mit einem letzten Satz „nur in Dur“, so Rumstadt, „voll positiver Ausstrahlung und Fröhlichkeit, wie wir sie Ihnen auch für die Festspiele wünschen.“