DEHNBERG — Günther Sigl hat mit seiner Band im Dehnberger Hoftheater für erstklassige Musik gesorgt. Der Frontmann der Spider Murphy Gang brachte die Scheune zum Tanzen. Bei seinem humorvollen, selbstironischen Erscheinen hieß es schnell „Auf geht’s Rock’n’Roll.
Auf dem Programm standen alte, neu interpretierte und aktuelle Songs aus dem Album „Habe die Ehre“. Sigl versprühte eine besondere Atmosphäre.
Inzwischen hat er bald sein siebtes Lebensjahrzehnt vollendet, jedoch merkt man das dem agilen Musiker kaum an. Immer wieder stellt er sich als 1,62 kleinen Musiker dar. Das Publikum erlebte ihn aber als ganz Großen. Dies wurde ihm des Öfteren laut zugerufen.
Es ist die Abwechslung von Songs unterschiedlicher Sounds und Musikepochen, die im satten bayrisch lebensnahe Geschichten erzählen, die den Abend zum Genuss machen. Mal leise mal laut. Mal heiter mal nachdenklich. Darunter natürlich auch Hits wie „Schickeria“, Skandal im „Sperrbezirk“ und auch mit „Frosch im Hals und Schwammerl in die Knie“.
Im Programm als Sigls Soloprogramm angekündigt, vermitteln die Musiker hinter ihm eine ebenfalls hervorragende musikalische Performance. Sein Freund aus Kindertagen, Dieter Radig, spielt im Hintergrund seine Percussions und untermahlt die Songs mit seiner Stimme. Willie Ducan, der wohl einzige Schotte der bayrisch singen muss, beherrscht seine Saiteninstrumente mit einer außergewöhnlichen Vielfalt. Auf der Mandoline ist er genauso zu Hause wie an der Steelguitar.
An den Keyboards sitzt der ehemalige Regensburger Domspatz Wolfgang Götz. Seit kurzem unterstützt Robert Gorozawsky die Band am Schlagzeug. Einfühlsam gibt er den Rhythmus vor. Zusammen merkt man dem Quintett an, dass sie Freude an diesem außergewöhnlichen Projekt haben.
Als der Frontmann die fränkische Ekstase, ein leichtes Bewegen des Fußes unter dem Sitz, lobt, ahnt noch niemand, was kommt. Das Theater in den ehrwürdigen Mauern fängt an, den Twist zu tanzen. Nach der Einlage des begnadeten Tänzers auf der Bühne, hält es keinen mehr auf dem Stuhl. Man könnte meinen, man befinde sich in einem großen amerikanischen Musikclub der siebziger Jahre.
Weitere Stücke handeln von einer Pizzeria an der Donnersberger Brücke in München „Bella Italia“ in welcher es „Tiramisu“ als Dessert gibt. „Weil Du so süß bist und ich so scharf“ lässt offen, ob es sich bei dem Text wirklich nur um eine Nachspeise handelt. Im Englischen Garten sitzt jedenfalls Günther Sigl im Sommer gern unterm „Kastanienbaum“.
Der Songwriter beherrscht nicht nur seine Stromgitarre, auch mit dem Bass und der kleinen Ukulele macht er eine gute Figur. Das von ihm zusammengestellte Programm steht auf eigen Säulen und ist keine Kopie der Spider Murphy Band, auch wenn dies einige Besucher erwartet hatten. Diese werden sehr positiv überrascht durch die Mischung aus Jazz, Western, Chanson und Rockmusik gemischt mit meist witzigen Geschichten aus dem wahren Leben. Dass dieser seit über vierzig Jahren auf der Bühne stehende Künstler viel Freude und vor allem Kondition hat, beweist er nach fast drei Stunden mit dem Song „Aber heit is wieder schee“.
Am Ende gibt es langanhaltenden Applaus, gar nicht so typisch Fränkisch, den die Musiker sichtlich gerührt und freudig in sich aufsaugen. Sigl erwidert „Passt scho“!