Kabarettist Dave Davis in Röthenbach

Lachen hilft gegen üble Typen

Er rät den Deutschen zu mehr Gelassenheit: Dave Davis wirbt für afrikanische Spontaneität. In der Röthenbacher Karl-Diehl-Halle wurde er dafür gefeiert. | Foto: Grzesiek2016/02/davis-dave-rothenbach-karl-diehl-halle.jpg

RÖTHENBACH — Kölner Kabarettist? Das könnte einer dieser alten Herren mit Bierbauch sein, die am liebsten zotige Witze auf der Bühne zelebrieren. Nicht dieser Kölner: Dave Davis hat in der Röthenbacher Karl-Diehl-Halle gezeigt, dass er am Rhein den Schalk seiner afrikanischen Vorfahren nicht verloren hat. Davis ist nicht nur schwarz, er hat auch schwarzen Humor.

Aphrodisiaka sind die Zauberdrinks zur Steigerung der Lust, „Afrodisiaka“ heißt Davis‘ neuestes Programm. Denn der Rolle des armen schwarzen ­Toilettenmanns Motombo­ Umbokko, den er jahrelang im Fernsehen erfolgreich verkörperte, ist Davis entwachsen. Jetzt setzt er sich mit den Deutschen, seinen „geliebten Albino-Äffchen“, auf Augenhöhe auseinander und versucht, ihnen ein bisschen afrikanische Lässigkeit anzudienen.

Wenn er in Uganda, das der Kölner nur vom Urlaub kennt, „an der Lehmhütte seines Nachbarn klingelt“, dann hat der spontan Zeit für ein Bier. Wenn er in Köln mit einem deutschen Freund um die Häuser ziehen will, dann vertröstet der ihn mindestens auf die übernächste KW (Kalenderwoche). Aber so geht das nicht, so werden wir nie entspannt. „Lasst uns jetzt hier mal Neger mit Köpfen machen“, lebt mehr im Jetzt. Und vor allem: Akzeptiert euch so wie ihr seid und nicht wie die Mode- und Konsumwelt euch formen will.

Das ist die Botschaft dieses Gute-Laune-Kabarettisten („Ich hab ja auch einen Bildungsauftrag!“). Sie klingt so einfach und ist doch so schwierig. Davis spielt das mit vielen Themen durch: „Bravo-Bitch“ will alle Mädels schlank machen, „bis man mit ihnen den Strohhalm vom Cappuccino von innen sauberwischen kann“. Den Jungs soll eine teure Rolex angedreht werden: „Wasserdicht bis zehn Meter, aber wozu, wenn du nicht mal ein Seepferdchen hast?“ Und vor allem: Deutschland ist eines der reichsten Länder der Erde, Gesundheit, soziale Sicherheit. „Aber: Warum zeigt ihr das nicht? Was für Gesichter sehe ich morgens in der Bahn!“

Schlechte Laune ortet dieser lässige Weltendeuter vor allem im Osten. Die Menschen dort seien von dem dicken Helmut mit seinen „blühenden Landschaften“ ordentlich verschaukelt worden. Und jetzt suchten sie den Schuldigen für ihr Minderwertigkeitsgefühl – im Flüchtling. Apropos: Was sucht ein Neger im Osten? „Nach den Rechten sehen.“

„Jeder ist einzigartig“

Die üblen Typen einfach auslachen und auf die eigene Stärke vertrauen – das ist die Methode Davis. „Ihr seid hier alles Rohdiamanten, sehr gutes weißes Material“, lobt er sein Publikum aus dem Nürnberger Land. „Jeder von euch ist einzigartig, ihr müsst euch nur sagen: ‚Ich bin eine geile Sau!‘ und zu euch stehen.“

Ansonsten beherrscht dieser erfolgreich integrierte Afrika-Flüchtling auch noch etliche deutsche Dialekte. Und es wirkt für uns Franken immer noch saukomisch, wenn ein Schwarzer sächselt. Davis hat sich seinen weltmännischen Blick bewahrt, um den Deutschen den Spiegel vorzuhalten – seien es die Eigenheiten des Kölner Karnevals oder die Eigenwilligkeiten emanzipierter Frauen, die heimlich „Fifty Shades of Grey“ lesen. Oder: Grönemeyers Liedgut mit schnarrender Führerstimme zu interpretieren, hingegen Lindenbergs Genuschel als lässigen afrikanischen Singsang – das kann eben nur ein schwarzer Kölner mit Voodoo-Hintergrund. Schlaues Kabarett, das durch den Bauch geht.

Am Donnerstag, 10. März, in der Röthenbacher Karl-Diehl-Halle: Max ­Uthoff (ZDF-„Anstalt“). Karten im Service-Center der Pegnitz-Zeitung, Telefon 09123/175-150.

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