HERSBRUCK – Kontrastreiches Doppelkonzert beim Internationalen Gitarrenfestival: Christina Lux mit leisen Tönen und ruhiger Stimme, danach das Duo Friend n Fellow mit wildem Gesang und harten Saitenschlägen. In einer Weltpremiere, dem gemeinsam interpretierten „Summertime", zeigten die drei zum Schluss, welches Ziel sie eint: Die Virtuosität der Gitarre um die Vielfalt der menschlichen Stimme zu bereichern.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Popgrößen wie Purple Schulz, Deep Purple oder Status Quo merkt man der zeitlos jungen Christina Lux mit ihren langen blonden Haaren immer noch an. Ihre zarte, varianten reiche Stimme kann auch laut röhren. Ihr sanfter Schlag an den Gitarrensaiten kann auch rhythmisch ausholen. Wo es zu harmonisch zu werden droht, folgt ein unerwartet aufrüttelnder Akkord. Mit Echo und Schall verwandelt sie ihren sehr intimen Vortrag in der großen Turnhalle zum Klang-Hörspiel.
Persönliche Themen
Was ihre Fans aber auch schätzen, sind die sehr persönlichen Themen, die die Mutter inzwischen erwachsener Kinder anspricht. Wer – wie in der neuen CD „Playground" – melancholisch auf die Spielplätze der eigenen Kindheit zurückblickt, weiß, worauf es im Leben wirklich ankommt: aufs Lieben und Geliebtwerden, auf eine realistische Selbstwahrnehmung, auf die kleinen Momente des Glücks: „Manchmal sitz ich mit mir und meinen anderen Ichs gemeinsam am Tisch und schau mir mein Leben wie eine TV-Serie an", erzählt Lux. Man kann sie sich vorstellen, wie sie zurückgezogen nach dem Sinn des Lebens sucht – um diese Suche dann in einem neuen anrührenden Song zu verarbeiten.
Die Botschaft von Friend n Fellow hingegen ist klar: überschäumende Lebenslust, Erotik und spielerischer Wettkampf. Thomas Fellow, heute Musikprofessor in Dresden, lernte seine kongeniale Bühnenpartnerin Constanze Friend beim Musikstudium im ruhigen Weimar kennen. Die schwarze drahtige Sängerin mit der herausragenden Bluesstimme und der zurückgenommene Gitarrenvirtuose, bereits zum dritten Mal Festivalgäste in Hersbruck, zerlegen seit nunmehr 20 Jahren die Welthits der Jazz- und Popgeschichte und bauen sie mit unglaublichem Tempo, rhythmischem Saitenschlag und einer grenzenlos wandelbaren Stimme neu zusammen. Selbst „Ring f Fire" mag man so wieder hören.
Mimisch und musikalisch
Noch interessanter sind die zahlreichen Eigenkompositionen, die zwischen Swing, Folk und Soul wandeln. Konzentriert auf die Partnerin haut Fellow seine Akkorde heraus. Constanze Friend nähert sich ihm mimisch, tänzerisch und musikalisch, Die beiden scheinen um die höchste Höhe und den lautesten Laut zu wetteifern. Und die Spannung im Saal gleicht der bei einem Drahtseilakt.
Weltpremiere
Auch wenn sie nie mit Al Jarreau gespielt hätte: Man glaubt bei der Sängerin die kehligen, gurgelnden, knatternden Stimmlaute des US-Jazz-Stars zu hören. Mit einer solchen Stimme und einer solchen Saitenvirtuosität lässt sich auch der Dank an die Hersbrucker Organisatoren, an Festivalleiter Johannes Tonio Kreusch und an den Tontechniker in eine eigene Komposition packen. Ein berührender und bereichernder Auftritt.
Und dann kommt zu Gershwins "Summertime" nochmals Christina Lux mit auf die Bühne. Auch von dieser Weltpremiere des Trios hätte man noch mehr hören mögen. In der Begegnung unterschiedlicher musikalischer Welten liegt der besondere Reiz des Hersbrucker Festivals.