HERSBRUCK – Keine Show, nur der Blues: Wer Action auf der Bühne braucht, sollte auf keinen Fall zu einem Konzert von Keili Keilhofer, Doc Knotz und Patrick Wirschnitzer gehen. Wer allerdings auf puren Blues steht und sich auf Experimente einlässt, ist bei den Dreien goldrichtig. So wie vor Ostern im Hersbrucker „…na und“.
Vielleicht ist es auch einfach die Atmosphäre des Raumes. Eine alte Bahnhofs-Wartehalle, in der über Jahrzehnte frierende Menschen auf den muffigen Zug warteten. Hier weht der Blues durch den Raum, auch wenn er mittlerweile zur wohlig-schummrigen Kneipe umgebaut ist. Und genau hier fühlen sich auch Typen wie Keili Keilhofer wohl. Seit über 40 Jahren steht er auf den Bühnen der Region. Als die anderen Bands den großen Plattenverträgen auf der Spur Richtung Hamburg und London folgten, blieb er. Denn für Leute wie Keili Keilhofer und Doc Knotz zählt nicht der Ruhm und die großen Bühnen er Welt. Sondern nur die Musik der schwarzen Heroen wie Muddy Waters und Jimi Hendrix, die sie damals auf den alten Dual-Plattenspielern ihrer Väter hörten.
Das bürgerliche Leben als Versicherungsvertreter (Doc Knotz) und Dekorateur bei Quelle (Keili Keilhofer) haben die beiden hinter sich gelassen. Und genau wie mittlerweile auch Eric Clapton müssen sich die grauhaarigen Herren nichts mehr beweisen; sie spielen halt einfach nur den Blues, auf ihre Weise und so gut wie nie zuvor.
Bei einem Auftritt wie im „…na und“ braucht Keilhofer nicht einmal einen Gitarrengurt. Lässig sitzt er auf seinem Barhocker, die Fender aufs Bein geklemmt. Doc Knotz ist ein paar Jahre jünger. Er hat die Gitarre umgeschnallt und steht vor dem Mikro. Den Showteil der Band übernimmt der Ausnahme-Schlagzeuger und Percussionist Patrick Wirschnitzer, der sich mit Abstand am meisten bewegt. Doc Knotz (Gitarre und Gesang) und Keilhofer (E-Gitarre) verbreiten eher die Atmosphäre einer Jam-Session im Bandproberaum. Und obwohl nur zu dritt, verbreiten sie eine unglaubliche Spannung mit ihren ganz eigenen Versionen von Klassikern wie „Georgia on my Mind“ oder „Hoochie Coochie Man“. Mit ihren Interpretationen halten sie sich nur im Grundgerüst an die Originale, so jazzig ist der Sound von Doc Knotz, so psychedelisch fiedelt Keilhofer seine Soli. Schlagzeuger Wirschnitzer liefert dazu weit mehr als nur den Beat. Er ist ein wahrer Meister der feinen Nuancen und ein brillanter Drummer, der aus jedem noch so minimalistischen Schlagzeug und einer Tasche voll Percussion das Maximum an Rhythmus heraus zaubert. Gemeinsam treiben die drei mit „Need your love so bad“ oder Lionel Richies „Easy“ kreuz und quer durch Reggae, Swing und Südstaaten-Rock, immer mit einem Bein fest im Blues. Zum Schluss gibt s eine karibische Version von Clapton s „Wonderful tonight“, dann ist Ende. Leider viel zu früh – dafür durfte man drei Großmeistern der fränkischen Blues-Szene beim Jammen zuhören.