FEUCHT/ALTDORF/BURGTHANN – Die Staatsregierung lockert die Beschränkungen für Kunst- und Kulturveranstaltungen. In Feucht kann deshalb gleich morgen eine Ausstellung eröffnen, in Altdorf planen Kulturschaffende eine Solidaritätsaktion.
Theater und Konzertsäle in Bayern öffnen wieder. Dürfen seit Montag in geschlossenen Räumen bis zu 50 Personen und im Freien bis zu 100 Personen an kulturellen Veranstaltungen teilhaben, hat die Staatsregierung für kommende Woche bereits die nächsten Lockerungen angekündigt. Dann dürfen in Sälen und Theatern bis zu 100 Besucher Platz nehmen, unter freiem Himmel bis zu 200. Es gilt jedoch Abstandsregel und Maskenpflicht.
Mit Kieseln zur Kunst
Von diesen Auflagen nicht abhalten lässt sich der Feuchter Themenkunstverein. Schon für morgen Abend lädt er zu einer Ausstellung in die Galerie des Café Bernstein. Dort präsentiert die Feuchter Künstlerin Irene Klößinger ihre Aquarelle. Nach einer kurzen Ansprache im Freien erhalten je zehn Personen einen Kieselstein: die Eintrittskarte für 20 Minuten Kunst in der Galerie. Danach wird der Kiesel desinfiziert und weitergereicht, die nächsten Besucher dürfen hinauf in den ersten Stock. „Solange, bis wir die Million voll haben“, scherzt Hans Joachim Strauß, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins und freut sich über die Lockerungen und die erste Veranstaltung nach dem Lockdown. „Das ist ein Zeichen, ganz klar.“
Ein Zeichen dafür, dass es wieder losgeht. Und das nicht nur ein bisschen. Rund 90 Veranstaltungen organisiert der Themenkunstverein in einem normalen Jahr. „Und das schaffen wir auch dieses Mal“, meint Strauß und kündigt an, alle für 2020 angemeldeten Veranstaltungen neu terminieren zu wollen. Nicht zurück in den Kalender schaffen wird es die größte Veranstaltung des Jahres, Feucht kann Kultur (FkK). Diese nachzuholen, ist dem Verein zu heikel. „Wenn da etwas passiert, können wir FkK abschreiben. So eine Veranstaltung lebt schließlich von ihrem guten Ruf.“
Ohne Mundschutz in der Galerie
Bei den zahlreichen kleineren Veranstaltungen in der Galerie soll dem Verein die Tatsache helfen, dass die Galerie nicht Teil des Café Bernstein ist, sondern ein privater Raum. Und so dürfen sich zehn Personen aus verschiedenen Hausständen dort sogar ohne Mundschutz treffen. Wenn am Freitag die ersten Besucher in die Ausstellung kommen, müssen sie laut Strauß eine Maske aufsetzen, um durch das Café hinauf in den ersten Stock zu gehen. Am Ende der Treppe angekommen, sollen sie die Maske aber abnehmen dürfen. „Wir haben eine hervorragende Lüftungsanlage. Dazu öffnen wir alle Türen. Das ist fast wie im Freien“, sagt Strauß und verweist zusätzlich auf den Mindestabstand zwischen den Gästen. Bei zehn Personen, verteilt auf etwas mehr als 60 Quadratmeter, sollte dieser schließlich einzuhalten sein.
Jazzverein wartet auf den Herbst
Etwas ruhiger angehen lassen es die Verantwortlichen des Jazzvereins Burgthann. Seit 15. Februar ist dort niemand mehr aufgetreten. Alle Konzerte wurden abgesagt. Auch den Jahreshöhepunkt, das Jazzwochenende am letzten Juniwochenende, haben die Jazzfreunde gestrichen. Trotz der Lockerungen, die die Staatsregierung bereits vollzogen beziehungsweise angekündigt hat. Nikolaus Renner und sein Team konzentrieren sich stattdessen auf den Herbst und hoffen auf weitere Lockerungen. Denn im Burgkeller seien die Abstandsregeln kaum umsetzbar. „Er ist relativ klein und man sitzt relativ eng“, sagt Renner und berichtet von Veranstaltungen, bei denen sich bis zu 150 Gäste in den Raum gedrängt hätten. Unter Einhaltung der Abstandsregeln blieben davon keine 40. „Dann wird es finanziell schwierig, ein Konzert zu veranstalten.“ Den Auftakt nach dem Lockdown machen nun die Namenlosen am Samstag, 19. September. Danach folgen im Zwei-Wochen-Rhythmus weitere Auftritte. „Wenn nichts dazwischen kommt.“
Brauhaus plant um
Vor dem gleichen Problem wie die Jazzfreunde steht auch das Altdorfer Brauhaus mit seinem Gewölbekeller. „Stehkonzerte sehen wir im Moment nicht“, sagt stellvertretende Vorsitzende Carolin Schaner und freut sich zunächst einmal, dass aufgrund der Lockerungen in der kommenden Woche ein Vereinstreffen stattfinden kann. Dann sollen diverse Ideen besprochen werden. Im Raum steht unter anderem, das Kinoprogramm Movie Feeling ausnahmsweise auch im Sommer anzubieten und das Herbstprogramm umzugestalten: von Stehkonzerten hin zu bestuhlten Veranstaltungen wie Lesungen und Kabarett. Und natürlich hofft auch Schaner, dass die Vorschriften bis zum Ende der sommerlichen Brauhaus-Pause weiter gelockert werden.
Die Soulbuddies um Günther Kraußer planen indes den kulturellen Neustart für August, September. Ihnen schwebt eine Solidaritätsaktion für Altdorfer Kulturschaffende vor.