NÜRNBERGER LAND – Kabarettist Bernd Regenauer setzt sich für die fränkische Sprache ein, wo es nur geht. „Man darf schon über uns lachen, aber sich lustig über unseren Dialekt zu machen, geht gar nicht“, sagt der 57-jährige Metzgerei-Boggnsagg-Erfinder, der darüber auch sein Büchlein „Fränkisch für Anfänger“ geschrieben hat. Welche Eigenheiten das Fränkische auszeichnen und warum sich der Bamberger, Nürnberger oder Hersbrucker für seinen Dialekt nicht zu schämen braucht, erklärt Bernd Regenauer im HZ-Interview.
Sie sind in München geboren, also sind sie ja eigentlich gar kein richtiger Franke.
Bernd Regenauer: Jetzt hören Sie mal! Ich habe schon bevor ich im sprechfähigen Alter war München verlassen. Manche sagen ich wurde befreit, andere sagen verschleppt.
Wie sehe Sie es?
Ich wurde befreit.
Also haben Sie schon immer fränkisch gesprochen.
Ich wurde hochdeutsch erzogen, das Fränkische kam von selbst dazu. So habe ich mir auch immer meine Außenansicht auf den Dialekt bewahrt und kann auch hochdeutsches Fränkisch sprechen, wenn ich will.
Wie geht das denn?
Naja, gewisse Begriffe, die beispielsweise mein norddeutsches Publikum nicht verstehen könnte, lasse ich weg oder formuliere sie einfacher.
Zum Beispiel?
Statt „Etz hobbdi halt net ersuu“ sage ich dann „Jetzt stell dich nicht so an“. Da geht es nur um Nuancen.
Welche Erfahrungen machen Sie als Franke im „deutschen Ausland“?
Dass der fränkische Einschlag sehr geschätzt wird. Ich kann mich erinnern, dass das in den 80er Jahren noch nicht so war. Als ich meine Metzgerei Boggnsagg bei Antenne Bayern etablieren wollte, habe ich zuerst große Widerstände gespürt. Die haben alle gesagt: „Das versteht doch im Bayerischen Wald oder in Schwaben keine Sau!“ Zum Glück hatte ich einen tollen Programmchef, der sagte: „Wir machen das jetzt einfach!“
Hat der Franke wirklich einen so schlechten Ruf, wie immer behauptet wird?
Der Franke hat auch heute noch einen leisen Komplex, wenn es um den Vergleich mit den „echten“ Bayern geht. In München waren schon immer Geld und Macht, in Franken war nur Provinz. Aber natürlich ist die Konkurrenz heute nicht mehr so vorhanden wie früher.
Das Nürnberger Einwohneramt hat bei der Passverlängerung einmal Ihren eigentlichen Vornamen Berndt in Bernd abgeändert. Lag’s an dem harten „T“, das der Franke nicht gut leiden kann?
Das könnte man vermuten, aber ich glaube, es war einfach nur ein Übertragungsfehler. Ich hatte damals ein Visum für die DDR und habe kurz vor der Abfahrt gemerkt, dass mein Pass bald abläuft. Ich hatte dann die Wahl, mich entweder mit dem Einwohneramt herumzustreiten und die Reise in die DDR sausen zu lassen, oder es einfach zu akzeptieren. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Seitdem heiße ich halt Bernd ohne hartes „T“. Das hat seitdem keiner mehr hinterfragt.
Wo wir schon beim Streiten sind: In Ihrem Buch „Fränkisch für Anfänger“ gehen Sie auch ausführlich auf die Fluchkultur der Franken ein.
Ja, mit der Diplomatie hat es der Franke nicht so recht. Er sagt halt lieber gern ohne Umwege, was er denkt. Dadurch unterscheidet er sich aber beispielsweise auch sehr angenehm vom Rheinländer, der eher oberflächlich ist. Manche Zugereisten haben deshalb auch so ihre Probleme mit der Ehrlichkeit der Franken.
Der Franke ist auch ein Pessimist.
Ich sag blos: „Gell, an Sellerie hobbder gwiss ned?“
Es gibt ja Tausend verschiedene fränkische Sub-Dialekte.
Oh ja. Die fränkische Sprache ist schwer zu greifen. Da gibt es Unterschiede zwischen Ober- und Unterfranken oder einfach nur im Abstand von 15 Kilometern. Ich habe aber festgestellt, dass der Nürnberger und der Hersbrucker Einschlag noch relativ kompatibel sind. In Lauf redet man aber zum Beispiel wieder ganz anders als in Hersbruck.
Als Kabarettist kommen Sie ja viel herum. Welche Erfahrungen haben Sie da als Franke mit dem Publikum gemacht?
Ich spreche in meinen Bühnenprogrammen ja hauptsächlich über gesellschaftspolitische Themen, keine fränkischen. Aber ich merke schon, dass die Leute die weiche Sprache der Franken sehr mögen. Es amüsiert sie, aber sie machen sich nicht darüber lustig. Das ist mir auch wirklich wichtig.
Aber Sie als Kabarettist nutzen diese unfreiwillige Komik natürlich auch für Ihre Programme.
Ich ziehe den Franken aber nie ins Lächerliche, ich nutze nur seine Sympathie. Wenn der Franke mutwillig als Depp dargestellt wird, tut mir das weh. Man kann unsere Sprache wunderbar dafür nutzen, Gefühle auszudrücken. Ich finde, man muss sich nicht dafür schämen Franke zu sein.
Wer in Ardiggl aaf Frängisch leesn mooch, deä solld si morng däi Häschbrugger Zeidung kaafn! Wall däi is kombledd in Frängisch gschriem.