Ein Krimi aus Biedrdeckeln und ein extremes Querformat

Außergewöhnliche Werke der Hersbrucker Bücherwerkstätte

Stolz zeigt Günther Tobisch das fertige Werk „Vermisst in Pilsen“- gedruckt auf Bierdeckel-Karton. Foto: Stefanie Camin2015/12/6886980.jpg

Hersbruck –  Während die Fach- und Fanwelt schon auf den neuen Kalender der Original Hersbrucker Bücherwerkstätte wartet, wecken die Künstler und Grafiker erst einmal mit zwei liebevoll gestalteten Büchern den Appetit: Eckhard Henscheid und Michl Gölling sammelten „100 Namen, die uns zwei gefallen“. Elmar Tannert schrieb den längsten Krimi der Welt: „Vermisst in Pilsen“ misst knappe vier Meter!

Der namenlose Privatdetektiv dieser Story, es könnte gut Philip Marlowe sein, nimmt den Auftrag von Cora Stern, nach ihrem in Tschechien vermissten Mann zu suchen, natürlich an – „obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich ihren Mann wirklich aufspüren wollte, als ich in ihre Meeresaugen sah.“ Ein Verbrechen, eine fremde Frau? Tannert entführt uns in dunkle Kaschemmen und an düstere Tresen, bevor der Fall eine unerwartete Wendung nimmt. „Ich wusste, dass Sie kommen würden“, setzt der verschwunden Geglaubte dem Detektiv entgegen, der ihn schließlich zurück zu den grünen Meeresaugen bringt.

Mehr sei nicht verraten. Aber die Spannung des Buches liegt nicht so sehr in der Handlung wie in dessen Handwerk. Acht Typografiken hat Günther Tobisch in das auf dem Original Heidelberger Cylinder gedruckte Buch eingewoben, dazu in jedem der 55 Unikate eine Besonderheit aus Tschechien (Codewort: Karolina).

In E-Book-Zeiten, da die langen Bücherregale an Bedeutung zu verlieren drohen, kommt die Bücherwerkstätte ihren Fans zudem damit entgegen, dass man den Krimi – auseinandergefaltet wie ein Leporello – in einem Satz ohne Umblättern lesen kann. Vier Meter Regalwand sind dann schon mal belegt.

Wer es lieber lustig als spannend mag, der ist bei Eckhard Henscheid und Michl Gölling gut aufgehoben, die in exklusiven 200 Stück ihre „100 Namen, die uns zwei gefallen“ anbieten. Um Dr. Dr. Almut Gunhild Rahäuser Wiegand-Zintl-Strauch und andere eigenwillige Kreationen grafisch angemessen zu präsentieren, wählten die beiden Künstler ein extremes Querformat.

Sie sammelten ihre Lieblingsnamen nicht allein wegen deren Länge, sondern auch wegen der zwangsweise ausgelösten Assoziationen. Wenn es im Journalismus auch verpönt ist, über schräge Namen Witze zu machen, der Künstler darf das ungehemmt. Heißen ein Tenor Feiersinger und ein Trommler Deppenschmidt, dann dürfen sich ein Sägewerk auch Ach und ein Torwart Mühlschwein nennen.

Beide Bücher kann man bestellen oder an drei Tagen im Dezember direkt am Hersbrucker Mauerweg 17a erwerben:

Henscheid / Gölling, 100 Namen, die uns zwei gefallen, handgedruckt, 25 Euro
Elmar Tannert, Vermisst in Pilsen, Leporello, 45 Euro.

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