FEUCHT – Acht Tage, acht Orte, vier Länder. Die Alpen zur schönsten Jahreszeit. Allein die Gedanken an den „perfekten Urlaub“ im kommenden August zaubern Nadine Wolff stets ein verträumtes Lächeln ins Gesicht. Nur dass diese Tour mit Urlaub im Sinne von Erholung wenig bis nichts zu tun hat. Bei der Rundreise der gebürtigen Feuchterin handelt es sich nämlich genau genommen um einen Rund-Rennen: den Transalpine-Run – was in Zahlen übersetzt bedeutet: 15.000 Höhenmeter verteilt auf 250 Kilometer. Alles zu Fuß! Und dann auch noch im Laufschritt! Völlig gaga, werden Sie jetzt denken – und liegen damit gar nicht mal so falsch…
„A weng an Schaden muss man dafür schon haben“, grinst Wolff, wenn sie von ihrem Hobby erzählt, das sie irgendwann zum Beruf, besser zu ihrer „Berufung“ gemacht hat. Dass allzu viele Mitmenschen die 30-Jährige, die mittlerweile in Schwarzenbach ihr Revier gefunden hat, um diesen „Schaden“ beneiden, ist unwahrscheinlich. Schließlich nehmen die Teilnehmer des Transalpine-Runs Strapazen auf sich, die man normalerweise seinem ärgsten Feind nicht wünschen würde.
Berg auf und Berg ab, über 3000 Meter hohe Pässe und wieder hinunter in tiefe Täler führt der Weg die rund 250 Ausdauerathleten, die sich bislang für diese Ochsentour quer über die Alpen angemeldet haben. Von Oberstdorf in Bayern über Lech am Arlberg (Österreich) und Samnaun (Schweiz) bis nach Latsch in Südtirol. Eine traumhafte Strecke. Nur: Fürs malerische Panorama bleibt kaum Zeit, wie Wollf beschreibt: „Man schaltet da alles aus. Am Schluss zählt dann nur der Gedanke: Ich will das schaffen!“
"Nur tauchen kann ich nicht"
Ohne die entsprechende Vorbereitung ist so ein Rennen natürlich gar nicht zu schaffen. Aber zum Glück besteht ihr Leben seit ein paar Jahren aus nicht viel anderem. Wollf ist im Hauptberuf Personaltrainerin, also jemand der andere Menschen gegen Bezahlung in Form bringt. Und in ihrem Job vermutlich nicht die Schlechteste. Denn es gibt mittlerweile wohl kaum eine Solo-Sportart, die sie nicht beherrscht. „Nur tauchen kann ich nicht“, sagt Wolff und muss dabei schon selbst ein wenig schmunzeln.
Dabei ist Wasser eigentlich ihr Element. Neuerdings hat sie zusätzlich das 24-Stunden-Schwimmen für sich entdeckt. Bei dieser Disziplin kommt es, grob gesagt, darauf an, innerhalb eines Tages möglichst viele Kilometer zurückzulegen. 25 in neun Stunden waren es trotz einiger Querelen am Ende ihres ersten Wettkampfs. Keine schlechte Bilanz für eine Premiere. „Ach, das habe ich ganz spontan gemacht“, beteuert Wolff.
So wie eigentlich alles in ihrem Leben. Wenn ihr etwas gefällt, macht sie es einfach. Ultramarathon, Triathlon, Fitness, Crossläufe, Schwimmen oder Bewegungslehre – zuerst hatte sie all diese Sportarten ausprobiert und dann anschließend gleich die passende Ausbildung zum Trainer absolviert. Heute fungiert sie nebenbei auch noch als Kampfrichterin bei Triathlonveranstaltungen wie der „Challenge Roth“. Im Winter gibt sie bei entsprechender Schneelage Langlauf- und Skikurse am nahen Entenberg. Im Sommer Schwimmkurse in ausgesuchten Ferienklubs fast überall auf dem Globus und in den heimischen Freibädern. Und geboxt in der Muckibude des Nürnberger Promi-Bodyguards Peter Althoff hat sie auch schon öfter. „Aber wirklich nur zum Hobby“, betont Wolff. Schließlich ist sie eine Frau und möchte auch weiterhin so aussehen.
Opa Kurt war Profi beim 1. FC Nürnberg
Apropos Ausehen. Fit, ja klar. Aber dass Wolff vor Wettkämpfen bis zu 220 Kilometer in der Woche joggt und darüber hinaus noch ihre Kunden tagtäglich mehrere Stunden lang zum Schwitzen bringt, sieht man der blonden Feuchterin auf den ersten Blick nicht an. Vielleicht, weil sie erst relativ spät angefangen hat, sich so extrem zu quälen.
Genetisch ist Wolff in gewisser Weise vorgeprägt, ihr Opa Kurt Ucko verdiente jahrelang als Fußballprofi beim 1. FC Nürnberg (1948 – 1961) seinen Lebensunterhalt. Sport mochte sie auch schon immer, aber eben auch nicht mehr als Anderes. „Als Kind habe ich beim TSV 04 Feucht eigentlich nur Leistungsturnen betrieben“, erzählt Wolff fast schon ein wenig entschuldigend. Eine Karriere als Extrem-Sportlerin war damals jedenfalls noch nicht abzusehen. Die begann erst als sie ihr Cafe in Nürnberg vor ein paar Jahren verkaufte. „Mit dem Cafe hatte ich kaum noch Zeit für mich oder Freunde“, erklärt Wolff, warum sie damals von jetzt auf gleich einen kompletten Neuanfang wagte. Dazu kam noch 2007 ein Ermüdungsbruch. Und als ihre Mutter dann als Rehamaßnahme vorschlug, ,geh doch mal zum Schwimmen‘, war es um sie geschehen.
Energie für mehrere Leben
Seitdem ist sie mit dem Sportvirus infiziert – und „Heilung“ ist nicht in Sicht. „Ich mach‘ das, einfach, weil es mir Spaß macht“, betont Wolff, gibt aber gleichzeitig zu: „Natürlich kann es eine Sucht werden – und ist es bei mir wahrscheinlich auch!“ Allerdings dürfe aus der Leidenschaft niemals ein Wahn werden, findet Wolff: „Mein Kunden sage ich auch immer, dass sie Spaß am Sport haben müssen. Und dazu gehört auch, an schlechten Tagen mal faul zu sein. Man lebt schließlich nur einmal!“ Solche Tage kommen selbst bei Energiebündel Nadine Wolff manchmal vor. Macht ihr aber nichts. Schließlich reicht ihr Bewegungsdrang für mehrere Leben. Krischan Kaufmann
Tipps von Nadine Wolff wie Sie fit durch den Winter kommen, lesen Sie in der Print-Ausgabe ihres Feuchter Boten