Tag des Einbruchschutzes

Geheime Einbrecher-Zeichen: Von Gaunerzinken bis „Warchalking“

Eine seltsame Kreidezeichnung kann ein harmloser Streich der Nachbarskinder sein – oder ein geheimes Einbrecherzeichen. Foto: AdobeStock #103081594
Eine seltsame Kreidezeichnung kann ein harmloser Streich der Nachbarskinder sein – oder ein geheimes Einbrecherzeichen. Foto: AdobeStock #1030815942024/10/A_HHZ617111.jpg

Ein Plastikstreifen an der Tür, eine seltsame Kreidezeichnung am Briefkasten oder ein Stein im Hauseingang – dabei kann es sich um harmlose Streiche der Nachbarskinder handeln, aber auch um geheime Einbrecherzeichen, die andeuten, dass das Zuhause ausgespäht wurde.

Diebe gehen mitunter sehr professionell vor, denn ohne gezielte Vorbereitung besteht ein erhöhtes Entdeckungsrisiko sowie die Gefahr, dass Bewohner beim Einbruchversuch anwesend sind. Besonders wenn Einbrecher in Banden organisiert sind, besteht eine gewisse „Aufgabenteilung“: Zuerst wird das Haus beobachtet, um Gewohnheiten auszuspähen und herauszufinden, wann die Bewohner außer Haus sind. Auch Einstiegsmöglichkeiten, vorhandene Sicherheitsstandards sowie mögliche Fluchtwege werden von Spähern oft im Vorfeld auskundschaftet. Somit kann der eigentliche Einbruch zu einem für Diebe geeigneten Zeitpunkt stattfinden und durch die vorherige Planung zügiger vonstattengehen.

Gaunerzinken: Zeichensprache aus dem Mittelalter

Bekannt für die Kennzeichnung von Häusern und deren Bewohner sind vor allem sogenannte Gaunerzinken. Dabei handelt es sich um versteckte, meist mit Kreide angebrachte Symbole, die unterschiedliche Bedeutungen besitzen. Diese Botschaften sind an Komplizen gerichtet und warnen zum Beispiel vor einem Hund im Haus. Sie kennzeichnen aber auch, ob sich ein Einbruch lohnt oder in diesem Haus womöglich nichts zu holen ist. Die Tradition der Gaunerzinken geht bis ins Mittelalter zurück. Damals von umherziehenden Bettlern oder Landstreichern am Haus eingeritzt, vermittelten die Zeichen den nachfolgenden Bettlern, ob sich ein Klopfen an der Haustür lohnt.

Heute werden Gaunerzinken nur noch selten verwendet, denn die technologische Entwicklung macht auch vor Einbrechern nicht Halt, die sich Botschaften inzwischen lieber per Handy zukommen lassen. Die geheimen Zeichen fungieren heute meist als Botschaften innerhalb organisierter Banden. Im Gegensatz zu digitalen Medien besitzen die Geheimzeichen nämlich den Vorteil, dass sie komplett anonym bleiben und nicht zurückverfolgt werden können. Deshalb werden von Zeit zu Zeit noch immer Gaunerzinken an Häusern gefunden.

Die wichtigsten Markierungen von Einbrechern

Gaunerzinken sind vergleichbar mit einer eigenen Sprache. Es gibt eine Vielzahl an Symbolen, deren Bedeutung sich regional oder je nach Organisation stark unterscheiden können. Von daher gibt es keine fundierte Kenntnis, was die Symbole tatsächlich im jeweiligen Kontext bedeuten. Althergebrachte Gaunerzinken aber, die teilweise auch heute noch verwendet werden, können in ihrer Bedeutung leicht entschlüsselt werden.

Eine gezackte Linie steht beispielsweise für „Ein Hund ist im Haus“, eine waagerechte Linie mit zwei oder drei senkrechten Strichen bedeutet „Hier lohnt sich ein Einbruch“ und ein waagerechter Strich „Hier gibt es nichts zu holen“. Ein weiteres Zeichen ist ein auf dem Kopf stehendes T, „Hier wohnt eine alleinstehende Person“ wird damit gekennzeichnet. Ein Kreis mit einem Kreuz in der Mitte soll die Kollegen warnen: „Hier keinen Versuch unternehmen“ oder „Hier wohnt ein Polizist“.

Wenn man eine dieser oder ähnliche Zeichnungen am Haus entdeckt, sollte man zuerst ein Foto von dem Symbol machen und es anschließend entfernen. Das Foto sollte danach an die Polizei übermittelt werden, die einschätzen kann, ob es sich tatsächlich um ein Einbrecherzeichen handelt oder doch um einen harmlosen Kinderstreich.

Vorsicht bei weiteren Einbrecherzeichen

Einbrecher legen in der Regel keinen Wert auf eine Begegnung mit den Bewohnern, für sie ist es wichtig, dass sich niemand im Haus befindet. Deshalb bietet sich für einen Einbruchversuch besonders die Urlaubszeit an. Neben dem Ausspähen im Vorfeld kommen weitere Tricks zum Einsatz, um herauszufinden, ob die Bewohner verreist sind.

Einbrecher arbeiten mit in die Tür eingeklemmten Plastikstreifen oder Schaumstoffteilchen. Diese durchsichtigen kleinen Teilchen werden zwischen Haustür und Türrahmen geklemmt und sind von außen kaum sichtbar. Befindet sich das Teil nach einigen Tagen noch immer an der gleichen Stelle, sind die Bewohner offenbar nicht im Haus und höchstwahrscheinlich im Urlaub.

Ähnlich funktionieren Tricks wie zum Beispiel Äste oder einen kleinen Stein im Hauseingang abzulegen. Auch eine tagelang umgedrehte Fußmatte oder ein durchsichtiger Klebestreifen über dem Türschloss zeigt Kriminellen an, ob das Haus zurzeit bewohnt ist. Diese kleinen Veränderungen fallen weder Nachbarn noch Passanten auf, sie bieten Einbrechern aber wertvolle Informationen über die An- oder Abwesenheit der Bewohner.

Gaunerzinken 2.0: „Warchalking“

Im Zuge der Digitalisierung des Wohnbereichs entstehen neue Gefahren, wie der „digitale Einbruch“. Dabei hacken sich Einbrecher ins Heimnetzwerk und können so unter Umständen auf vernetzte Geräte zugreifen. Das erleichtert zum einen das Ausspionieren von täglichen Gewohnheiten, zum anderen ist es je nach verwendeten Sicherheitsstandards aber auch möglich, dass smarte Anwendungen wie Alarmsysteme, digitale Türschlösser oder automatisierte Rollladensteuerungen geknackt und fremdgesteuert werden. Ein Einbruch wird damit zum leichten Spiel.

Dementsprechend setzen Einbrecher inzwischen auch auf das sogenannte „Warchalking“. Diese moderne Form der Gaunerzinken besteht aus überwiegend kreis- und halbkreisförmigen Kreidesymbolen an Laternenmasten oder Häusern, die offene oder ungesicherte WLAN-Netzwerke kennzeichnen. Über diese Zeichen erkennen andere technisch versierte Kriminelle, dass ein „digitaler Einbruch“ in diesem Bereich einfach zu bewerkstelligen ist. Zum Teil sind sogar Netzkennung oder Kennwörter in den Kreidesymbolen verschlüsselt vermerkt.

Um sich vor digitalen Gefahren zu schützen, ist es daher wichtig, das Heimnetzwerk sicher zu verschlüsseln und Passwörter in regelmäßigen Abständen zu ändern. heimhaus.de

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