Hilfe für die Ukraine

Seit 1992 unterstützt Fritz Körber die Einwohner von Charkiw: „Viele stehen vor dem Nichts“

Auch wenn die Front inzwischen weiter östlich verläuft: Noch immer schlagen in Charkiw Raketen ein, zuletzt etwa am Mittwochabend. Viele Häuser sind zerstört, die Infrastruktur hat es ebenfalls getroffen. Für Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, ist das ein Problem.
Auch wenn die Front inzwischen weiter östlich verläuft: Noch immer schlagen in Charkiw Raketen ein, zuletzt etwa am Mittwochabend. Viele Häuser sind zerstört, die Infrastruktur hat es ebenfalls getroffen. Für Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, ist das ein Problem. | Foto: Vasyl Holosnyj2024/01/Raketen-Charkiw.jpeg

CHARKIW/BEHRINGERSDORF – Manchmal erkennt er ihm vertraute Orte in den Nachrichten. Das Rathaus zum Beispiel – völlig zerstört. „Das tut dann schon weh“, sagt Fritz Körber. Charkiw vermisst er. Mehr aber noch „die Menschen, die dort auf mich warten“. Ob er sie jemals wiedersehen wird? „Schön wäre es“, sagt der frühere Schwaiger Bürgermeister.

Im April 2021 war der heute 84-Jährige zum letzten Mal im Osten der Ukraine, dem Land, für das er seit 1992 Spenden sammelt. Zwei Suppenküchen wurden mithilfe des Gelds aus Mittelfranken eingerichtet, mehrere Kliniken bekamen neue Betten und Verbandsmaterial, vielen Kranken konnte eine Behandlung ermöglicht werden – doch seit dem russischen Angriff sei es einfach zu gefährlich, in die Ukraine zu reisen, sagt Körber.

Helfen tut er trotzdem, mit ungebrochener Kraft. Zu den 25 Ordnern mit Dankesbriefen und Verwendungsnachweisen aus Charkiw werden wohl bald weitere hinzukommen.

2022 etwa, da brachte Körber gemeinsam mit Kurt Bauer von den Laufer Naturfreunden dringend benötigte Medikamente an die Grenze. „Wir sind sogar 500 Meter in die Ukraine hineingekommen, um den Transport zu übergeben“, erinnert sich der Behringersdorfer.

Angriff vor fast zwei Jahren

Und heute, fast zwei Jahre nach dem russischen Überfall auf das Land? Ist Hilfe nötiger denn je, sagt Körber, auch wenn die Ukraine in den Abendnachrichten zunehmend von anderen Konflikten verdrängt werde. „Das Spendenaufkommen ist geringer geworden, aber jetzt geht es um die Ärmsten der Armen, die Alten und Kranken, die nicht flüchten konnten.“

Auch wenn Charkiw selbst nicht mehr umkämpft ist: Weit ist die Front nicht. Erst Ende vergangener Woche warnten US-Militärexperten vor einer möglichen neuen Offensive Russlands. Die Angreifer könnten versuchen, Kupjansk in der Region Charkiw zu erobern. Kupjansk liegt etwa 100 Kilometer entfernt. Und auch auf Charkiw regnen nach wie vor Raketen. Am Mittwochabend meldete der Militärgouverneur, dass eine umfunktionierte Flugabwehrrakete ins Dach eines Hotels eingeschlagen sei.

Fritz Körber, ehemaliger
Bürgermeister von Schwaig.
Foto: privat
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Aus zahlreichen Telefonaten mit seinen ukrainischen Freunden weiß Körber: „Die Leute haben Angst vor den Raketen.“ Viele stünden zudem vor dem Nichts, „der Krieg hat Zerstörungen hinterlassen“. Das gilt auch für die Infrastruktur: Wenn es weder Strom noch Wasser aus der Leitung gibt, trifft das vor allem die Bettlägerigen, die sich nur schlecht selbst versorgen können. Körber: „Die alten Frauen und Männer müssen dann mit Eimern oder Kanistern laufen, um Wasser zu holen, bis ins achte, neunte oder zehnte Stockwerk. Für die Menschen ist das fürchterlich.“

Pakete für Bedürftige

Die beiden Suppenküchen – sie liegen in den Stadtbezirken Kyivskyj und Saltivskyj – bieten zwar schon seit der russischen Besatzung kein gemeinsames Mittagessen mehr an, doch nach wie vor packen sie Lebensmittelpakete und bringen sie in die Häuser und Wohnungen. Das sei wichtig, sagt Körber, vor allem jetzt, „wo eisige Temperaturen ins Land ziehen“.

53.000 Euro Spenden hat Körber im vergangenen Jahr über das Konto der Arbeiterwohlfahrt Behringersdorf-Schwaig, deren Vorsitzender er ist, in die Ukraine weitergeleitet. Das Sozialreferat der Stadt Charkiw verteilt das Geld dann vor Ort. Über eine Million Euro hat der 84-Jährige insgesamt schon eingesammelt, seit er 1992 mit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit begonnen hat.

Info: Spendenkonto der Arbeiterwohlfahrt Behringersdorf-Schwaig, Stichwort: „Hilfe für Charkiw“, IBAN:DE 26 7605 0101 0240 2517 85, SWIFT-BIC: SSKNDE77XXX.

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