„Das Rohrenstädter Tal – ein kleines Paradies im Bayerischen Jura“ lese ich auf der Informationstafel am Parkplatz hinter dem Kirchlein St. Coloman in Oberrohrenstadt und – so meine Meinung – es ist nicht übertrieben.
Obwohl das idyllische Tal sehr abgelegen ist, ist es doch leicht zu finden. Fährt man auf der A 3 in Richtung Regensburg, empfiehlt sich die Ausfahrt Oberölsbach, danach ein kurzes Stück auf der Bundesstraße nach rechts, wiederum rechts Richtung Stöckelsberg/Lauterhofen und kurz danach der Wegweiser nach Oberrohrenstadt.
Schon die vier Kilometer lange Fahrt das Tal entlang bis zum letzten Haus ist ein Genuss. Schön der Blick zum Schlösschen von Oberrohrenstadt. Einst war es von Wassergräben umgeben. Die Rornstätter, ein reiches, angesehenes Adels- und Rittergeschlecht, hatten es um 1450 erbaut, nachdem die Racklburg auf dem Schlossberg oberhalb von Mitterrohrenstadt verfallen war.
Während ich das Schloss fotografiere, blickt eine Frau vom Balkon ihres Hauses auf mich. „Schön ist es hier“, ruf ich ihr zu. „Bei uns ist es immer schön, zu jeder Jahreszeit“, kommt als Antwort.
Der Rundweg (sechs Kilometer Länge) ist mit einem roten Kringel markiert. Mit dem Bimmeln der Kirchturmglocken beginne ich die kleine Wanderung. Zuerst komme ich an einigen Weihern vorbei, Frösche springen schnell ins Wasser, Sumpfdotterblumen blühen am Rand. Ich bleibe unten im Tal, das allmählich immer enger wird. Der Bach hat hier eine kleine Schlucht gegraben, ein umgestürzter Hochsitz fällt mir auf, dessen Holz inzwischen vollkommen mit Moos bedeckt ist. Immer wieder ist ein Rinnsal zu überqueren. Feuersalamander soll es hier geben und sogar die vom Aussterben bedrohte gestreifte Quelljungfer, eine Libellenart.
Bald erreiche ich die ersten Häuser von Deinschwang. Der Ort hat zwar eine Kirche, aber leider kein Wirtshaus mehr. Also mache ich mich mit dem roten Ring gleich wieder auf den Rückweg. Der Weg verläuft angenehm im Wald. Veilchen, Buschwindröschen, Vogelgezwitscher sind meine Begleiter.
Die Markierung zeigt nach links, es geht jetzt einen Pfad entlang, es wird immer mystischer: bemooste Steine, glucksernde Bächlein, Farnkräuter, „ein Regenwald im Frankenland“ sozusagen.
Mitten im Wald fällt mir eine Wasseranlage, ein sogenannter „Widder“, auf. Eine Tafel informiert, dass es zu dem eigentümlichen Namen des Technik-Denkmals gekommen ist, weil die permanenten Druckstöße beim Verschließen des Stoßventils an die Rammstöße eines Widders erinnern. Der Erfinder des Widders war kein Geringerer als Joseph Montgolfier, der ältere der beiden Luftfahrer. Er ließ sich das Prinzip des Widders im Jahr 1796 einfallen, – 13 Jahre nach seiner ersten Ballonfahrt.
Ein halbes Jahrhundert (von 1936 bis 1985) versorgte der hydraulische Widder die Einwohner von Wünricht mit Trinkwasser. In der stromlosen Wasserhebevorrichtung wird die Kraft einer höher gelegenen Quelle mit ihrem Wasserreservoir benutzt, das kostbare Nass auf die noch höher gelegene Albhochfläche zu heben.
Ganz allmählich senkt sich der Weg wieder ins Tal hinab und die Runde schließt sich.
Als Einkehrmöglichkeit fällt mir das Gasthaus Kellermann in Stöckelsberg ein – ab Mitterrohrenstadt ist es nur einen Kilometer entfernt.