HERSBRUCK – „Ein Jahr Pause ist definitiv genug“, findet Bürgermeister Robert Ilg. Er freut sich sichtlich, dass er das Internationale Gitarrenfestival in Hersbruck nicht absagen muss. Dennoch müssen sich die Fans der feinen Saiten umgewöhnen und bis Herbst gedulden.
Das Ziel sei ehrgeizig gewesen, gibt Ilg zu, nämlich die Festivalwoche in üblicher Form durchzuführen. „Wir hatten einfach mit dem Impfen und sinkenden Inzidenzen einen Hoffnungsschimmer gesehen.“ Auch deswegen sei er auch zögerlich mit verfrühten Absagen von beispielsweise Sommerfest, Altstadtfest oder Kirchweih.
Intensiv habe man sich im Team daher in den vergangenen Wochen Gedanken gemacht, wie man mit dem Thema „Ausfall/Verschieben“ umgehe. „Nur irgendwann mussten wir eine Entscheidung fällen, weil wir ja in Sachen Künstlerbuchungen, Sponsorensuche und Tickets entsprechenden Vorlauf benötigen“, erklärt Ilg.
Open-Air im Herbst
Wäre die Söder-Botschaft der Lockerungen in der Kultur etwas früher gekommen, „dann hätten wir vielleicht noch einmal neu überlegt“, gibt er zu. So steht aber nun fest: Die gewohnte Festivalwoche wird es in diesem Jahr nicht geben, dafür aber „drei grandiose Kultur-Abende“ von 10. bis 12. September als Open-Air-Konzert auf den Schulhöfen vor der Geru-Halle.
Sollte das Wetter nicht passen, könne man in die Dreifachturnhalle ausweichen. „Wir planen doppelt mit zwei Bühnen“, verrät Ilg. Format und Zeitpunkt habe man aus verschiedenen Gründen so gewählt, führt Ilg weiter aus: Zum einen werde das AOK-Bildungszentrum saniert und ohne „Hersbruck Musik Akademie“ sei man da unabhängig. Außerdem baut das Team im Herbst auf eine höhere Impfquote, weitere Lockerungen und dass weniger einheimische Gitarreninteressierte im Urlaub sind als vielleicht im August.
Herzstück in Ketten
Man habe auch überlegt, ob das Festival mit einem Sicherheitskonzept im Sommer möglich gewesen wäre, ergänzt Johannes Tonio Kreusch. Jedoch sei man übereingekommen, dass gerade die HMA und die direkte Begegnung mit den Künstlern „das Herzstück“ der Veranstaltung ausmachen.
Daher sei nach „einer schwierigen Entscheidungsfindung“ fest gestanden, die Woche mehr oder weniger auf drei Tage zu komprimieren, und zwar in Form einer „musikalischen Reise durch Länder, Kontinente und Kulturen“, wie es der künstlerische Leiter beschreibt.
Heikle Gespräche
Dieses bunte Programm stemmen ausschließlich internationale tätige Künstler mit Wohnsitz in Deutschland: „Wir wollen, dass die Konzerte sicher stattfinden können“, erläutert Kreusch. Auch damit und aufgrund des gekürzten Zeitrahmens war klar, dass die geplante Woche nicht eins zu eins übertragbar ist. „Ich habe ein neues Programm gestrickt, denn es muss ja stringent sein.“
Und das musste Kreusch den Künstlern erst einmal vermitteln. „Die Verhandlungen waren heikel, weil viele – ausgehend von ihrem Heimatland – meinte, es würde ja wieder gehen.“ Natürlich seien viele enttäuscht gewesen, gibt er zu. Seine offene Kommunikation und die Tatsache, dass das Festival als „verlässlicher Partner“ wahrgenommen werde, habe dazu geführt, dass die Musiker 2022 oder 2023 nach Hersbruck kommen werden, so Kreusch.
Viele Stile
Auch wenn die Zahl der Teilnehmer ebenfalls reduziert ist, der Bandbreite des 21. Internationalen Gitarrenfestivals Hersbruck werde das laut Kreusch keinen Abbruch tun: Wenn sich der Gitarrist Luis Borda mit seinem Trio „Orientation“ zusammen mit den arabischen Musikern Roman Bunka und Ehab Abou Fakhr auf Reisen zwischen Orient und Okzident begibt, die junge Sängerin „Laura“ mit ihrer Band eine Brücke zwischen Folk, Soul und französischem Chanson schlägt, Festivalleiter Johannes Tonio Kreusch zusammen mit Doris Orsan an der Violine berühmte Tango-Klassiker zum besten gibt, der grandiose Joscho Stephan in die Fußstapfen des großen Django Reinhardt tritt oder der Ausnahmegitarrist Claus Boesser-Ferrari sich vor Jimi Hendrix verneigt, dann wird das Publikum an Orte versetzt, die aktuell sehr fern erscheinen. Doch hier träfe das Motto der Hersbrucker zu: „Music unites – Musik verbindet.“
Nämlich nicht nur Jazz, Folk, Tango, Klassik und Weltmusik, sondern auch die Instrumente: „An jedem Abend wird es jeweils eines jenseits der Gitarre geben“, blickt Kreusch voraus – wie den „Hersbrucker Flügel“. „Zur Aufwertung der Geru-Halle können wir aus den Sponsor-Mitteln dafür einen eigenen Flügel anschaffen“, klärt Ilg auf. Er werde für Konzerte und die Schulbands zur Verfügung stehen. Auch ein Ausdruck einer Verbindung. „Aus der Taufe gehoben“ werde das gute Stück, so Ilg, gleich beim Auftaktabend mit Jazz-Pianist Cornelius Claudio Kreusch – vom Boston Globe als „Pianist, der klingt wie kein anderer“ gefeiert.
Dreierpack und solo
„Da lohnt sich ein Festivalticket“, ist Ilg überzeugt. Preise, Verkaufsstellen und -start könne man aktuell noch nicht benennen, fügt Organisator Max Weller an. Angedacht sei aber ein Festivalpass sowie Einzeleintrittskarten und den Verkauf selbst in die Hand zu nehmen – mit Hilfe ausgewählter Verkaufsorte. Für Details fehlten noch „finale Abstimmungen“ und auch Sponsoren, so Ilg.
„Auch wenn es nur ein Wochenende ist, benötigen wir Zusatzmittel.“ Er freut sich, dass einzelne Unterstützer bereits nachgefragt hätten, wie es mit dem Festival aussieht: „Das zeigt, wie eng die Wirtschaft mit dem Kulturevent verbunden ist“, für das sich auch der Förderverein in gewohnte Weise einsetzen werde.
Einsatz werden weitere heimische Künstler an dem Wochenende auch im Rahmen des Tag des offenen Denkmals am 12. September zeigen. Das findet Ilg eine passende Kombination: „Dann könnten die Leute tagsüber Kunst und abends Kultur genießen.“