KÜHNHOFEN – Einen langen Atem brauchten die rund 40 Interessierten, die in Kühnhofen hören wollten, wie der ökologische Landbau in der Region vorangebracht werden könnte. Drei Stunden lang informierten und diskutierten Experten aus vielen Bereichen, die sich kürzlich zum „Ökopakt Bayern“ zusammengeschlossen hatten, und ließen auch die Zuhörer zu Wort kommen.
Das Publikum wusste es offenbar zu schätzen, dass so viele Fachleute unterschiedlicher Lager an einem Tisch versammelt waren, die um einen gemeinsamen Weg zu ringen bereit sind. Neben Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bund Naturschutz (BN), hatten die Vorsitzende der Kreisgruppe, Heide Frobel, und die BN-Agrarreferentin Marion Ruppaner auch den Vizepräsidenten des Bayerischen Bauernverbandes, Günther Felßner, Kühnhofens Gastwirtin Anita Eberhard für „Heimat auf’m Teller“, Judith Hock-Klemm von der Ökoregion Nürnberger Land-Roth, Georg Stöckl vom Landwirtschaftsamt, Uwe Neukamm für „Die Biobauern“ und Ottmar Fischer von der Streuobstinitiative, eingeladen, um Landwirte in der Region für den Umstieg auf Bio-Landbau zu gewinnen.
Landrat Armin Kroder sah Verantwortung auch bei den Verbrauchern: „Sie können jeden Tag ein Statement abgeben durch Ihre Kaufentscheidungen“, ermunterte er die Anwesenden. Hersbrucks Bürgermeister Robert Ilg berichtete von der Sensibilisierung der jüngsten Verbraucher: Beim Grundschulprojekt „Tolle Knolle“ erleben Kinder den Anbau der Kartoffel von Anfang bis Ende.
Hubert Weiger machte in seinem Vortrag deutlich, dass die „sensibilisierten und motivierten“ Verbraucher im Laden die ökologischen Produkte aus der Region überhaupt erst erkennen müssen. Dafür wird momentan ein Bio-Siegel für Ökoprodukte aus heimischer Erzeugung geschaffen. Bei weltweit den teuersten Küchen und den meisten Kochsendungen würde doch immer weniger selbst gekocht. Deshalb sei es so wichtig, schon bei den Kleinsten an Kindergärten und Schulen den Geschmack zu bilden. Planungssicherheit für umsteigende Landwirte hänge ja auch von der anhaltenden Nachfrage nach Bio-Produkten ab.
Fast Food im Porsche
Gastwirtin Anita Eberhard erwähnte praktische Aspekte beim Einsatz von mehr regionalen und ökologisch erzeugten Produkten in der Gastronomie, etwas, das der „Grüne Baum“ bereits vor der „Heimat auf dem Teller“-Initiative angestrebt habe. „Höhere Preise beim Einkauf schlagen sich in höheren Preisen bei den Gerichten nieder …“, so Eberhard.
Ottmar Fischer mit seinen 280 Apfelsorten der Streuobstinitiative träumt von einem Stand auf dem Hersbrucker Markt. Da der Obstbedarf der Region nur zu 40 Prozent gedeckt werden kann, ist durchaus noch Luft nach oben für seine Äpfel in Tafelobstqualität. Bei der Streuobstinitiative können sich Obstwiesenbesitzer übrigens für eine Teilnahme zertifizieren lassen. Uwe Neukamm von der
„Solidarischen Landwirtschaft Vorderhaslach“ wurde deutlich: „Die Franzosen fahren mit dem klapprigen R4 in ein Nobelrestaurant zum Essen, wir Deutschen fahren mit dem Porsche zu McDonald’s“, charakterisierte er das noch zu fördernde Qualitätsbewusstsein vieler Verbraucher. Judith Hock-Klemm berichtete von den Bemühungen der noch recht jungen Öko-Modellregion Nürnberger Land und Roth und Günther Felßner fasst die Bemühungen des Bauernverbandes für die Biobauern so zusammen: „Wir sind im Ökopakt dabei, die Bio-Landwirte haben bei uns einen eigenen Vertreter und wir bemühen uns um Infos zum Bio-Landbau in der Ausbildung.“
Das Publikum beschäftigten oft ganz persönliche und örtliche Anliegen. Das Anlegen von Maisflächen im Überschwemmungsgebiet an der Pegnitz empörte einen Anwohner, ein Landwirt hatte Bedenken wegen der Getreidezuchtmethoden, die zur sprichwörtlichen „Weizenwampe“ führen könnten, und ein Bio-Hühnerhalter aus dem Gemeindegebiet Kirchensittenbach monierte den steinigen Weg zu einem Stall-Neubau. In einer Schlussrunde versuchten die Podiumsteilnehmer diese Fragen zu beantworten und Ängste zu nehmen. Dass noch viel Arbeit vor den Beteiligten des Ökopaktes liegt, wurde aber auch deutlich.
