SCHWARZENBRUCK – Das pharmazeutische Logistikunternehmen trans-o-flex liefert den Corona-Impfstoff an die Impfzentren. Ob der Schwarzenbrucker Standort involviert ist, wird aus Sicherheitsgründen geheim gehalten.
Besucht man die Internetseite des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, könnte man den Eindruck gewinnen, die Ende Dezember begonnen Massen-Impfungen gegen das Corona-Virus verliefen bis dato reibungslos: „Mit der aktuell vorgesehenen Kapazität der Impfzentren sind täglich bis zu 38 000 Impfungen möglich. Bislang wurden insgesamt 441 525 Impfdosen nach Bayern geliefert (Stand: 20. Januar, 10 Uhr), seit Beginn der Impfungen wurden in Bayern bis einschließlich Dienstag, 19. Januar, 230 186 Menschen gegen das Virus geimpft“, heißt es dort.
Doch längst läuft noch nicht alles nach Plan, Lieferpannen zu Beginn und noch immer anhaltende Engpässe sorgen nach wie vor für Unmut in Teilen der Bevölkerung. So steht im Röthenbacher Impfzentrum heute noch eine Impfstoff-Lieferung aus, damit sollen die Malteser bis Mitte nächster Woche auskommen. Neue Impftermine will das Landratsamt allerdings erst wieder ausmachen, wenn auch sichergestellt ist, dass weitere Impfdosen das Nürnberger Land erreichen – und sich so die Schmach ersparen, erneut bereits ausgemachte Termine wieder absagen zu müssen, wie es Anfang des Monats der Fall war. „Wegen der geringen Mengen Impfstoffs, die uns aktuell zugewiesen werden, muss Geduld geübt werden. Diese Lage wird sich im Lauf der Zeit verbessern“, kommentierte gestern auch Landrat Armin Kroder. Damit der Impfstoff, wenn er denn verfügbar ist, auch sicher in den Impfzentren ankommt, holte sich das bayerische Gesundheitsministerium die Firma trans-o-flex ins Boot. Der auf Arzneimittelverteilung spezialisierte Logistikdienstleister soll landesweit die Auslieferung sichern.
Aktive Temperaturführung
Eine Besonderheit dabei: das Unternehmen befördert die Sendungen in Fahrzeugen mit aktiver Temperaturführung. Nach Aussage der Unternehmenspressestelle verfügen die Fahrzeuge „über ein Aggregat für den Laderaum, das je nach Außentemperatur kühlt oder heizt, um die Temperatur des Laderaums konstant zwischen zwei und acht Grad Celsius zu halten.“ In diesen Fahrzeugen wird der Impfstoff an rund 100 verschiedene Orte geliefert, neben Impfzentren werden auch die von kreisfreien Städten und Landkreisen bestimmten Lagerstätten angesteuert.
„Unsere Direktverkehrsdisposition, die eingesetzte Fahrzeugtechnik mit GPS-Überwachung und aktiver Temperaturführung sowie eine spezielle Task Force für die Corona-Impfstoff-Logistik sorgen nicht nur für ein Höchstmaß an Sicherheit, sondern auch für die nötige Transparenz in der Lieferkette der sensiblen Güter“, sagt Wolfgang P. Albeck, Vorsitzender der Geschäftsführung von trans-o-flex.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Weinheim bei Heidelberg ist mit seinem Tochterunternehmen trans-o-flex ThermoMed auf Transporte im Temperaturbereich von zwei bis acht Grad spezialisiert und transportiert regelmäßig temperaturanfällige Arzneimittel wie auch Grippe- und andere Impfstoffe an Apotheken, Krankenhäuser oder den Pharmagroßhandel. Deutschlandweit werden 38 Standorte betrieben, unter anderem in Bayreuth, Würzburg und Schwarzenbruck.
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Strenge Geheimhaltung der Standorte
Ob auch der Standort im Nürnberger Land an der Auslieferung des Corona-Impftstoffs beteiligt ist, ist unklar. „Dezidierte Angaben zu Standorten können aus Sicherheitsgründen nicht gemacht werden“, teilt eine Sprecherin des Logistikunternehmens auf Nachfrage des Boten mit und verweist dabei auf eine Direktive des bayerischen Gesundheitsministeriums. Zu groß ist die Sorge vor möglichen Angriffen von Impfstoffgegnern, auch ein Diebstahl des begehrten Vakzins ist zu befürchten, sollte bekannt werden, wo sich der Imfpstoff zu welcher Zeit befindet. Klar ist jedoch: „Wir halten uns bei der Lieferung strikt an die Vorgaben des Ministeriums“, stellt die Sprecherin klar. Um die Fahrzeuge und deren Inhalt bestmöglichst vor Angriffen und Diebstählen zu schützen, werden sie während der Auslieferung von Polizeistreifen begleitet.
Daten werden aufgezeichnet
Sollte ein Impfstoff nach Herstellerangaben bei anderen Temperaturen als zwei bis acht Grad Celsius transportiert werden müssen, erhält trans-o-flex die entsprechenden Sendungen in Spezialverpackungen, die je nach Produktanforderung zusätzlich mit Kühlelementen und einem Datenlogger versehen werden. Diese messen die Temperatur im Innern der Boxen und speichern sie, sodass der Temperaturverlauf stets dokumentiert und später überprüft werden kann. „Sollte bei den Spezialverpackungen einmal ein Defekt auftreten, ist bei uns sichergestellt und dokumentiert, dass die Waren in einer kontrollierten Umgebung transportiert wurden. Der Hersteller kann dann auf Basis unserer Dokumentation entscheiden, ob die Wirksamkeit des Impfstoffs durch den Verpackungsschaden beeinträchtigt wurde oder nicht“, erklärt Wolfgang P. Albeck. Lieferpannen wie sie Ende Dezember in Oberfranken passiert waren, als Kühlketten unterbrochen wurden und der Impfstoff im Anschluss unbrauchbar war, sollen damit der Vergangenheit angehören.