OBERES PEGNITZTAL – Die Bahn will die Strecke durchs obere Pegnitztal elektrifizieren und deshalb die alten Stahlbrücken durch neue Konstruktionen ersetzen – wenn da der Denkmalschutz nicht wäre.
Die Vision ist klar: Der Güterverkehr soll über die Franken-Sachsen-Magistrale von Nürnberg Richtung Dresden rollen, über Marktredwitz und Schirnding nach Tschechien, bis in die Slowakei und noch weiter.
Wirtschaftsräume zusammenbringen über Ländergrenzen hinweg ist das Credo. Und das natürlich mit elektrisch betriebenen Zügen. Der Umwelt zuliebe. Das aber funktioniert nur, wenn die Strecke elektrifiziert ist. Große Teile sind es bereits. Nicht aber die Strecke von Nürnberg durchs Pegnitztal nach Marktredwitz.
Vier von 23
Eigentlich habe die Bahn schon 2012 die alten Stahlbrücken ersetzen wollen, weil mit ihnen eine Elektrifizierung nicht möglich sei. Da aber machte ihr der Denkmalschutz einen Strich durch die Rechnung. Derzeit dürfen zwar vier der insgesamt 23 Brücken durch neue Verbundbrücken ersetzt werden, weil hier laut Gutachten eine Sanierung nicht mehr möglich ist. Was mit den anderen alten Bauwerken geschieht, ist laut Bahn größtenteils aber noch offen. Für eine Elektrifizierung der Strecke aber seien eine Erhöhung des Gleisabstands und eine Aufweitung der Tunnel vonnöten, um deutsche und europäische Vorschriften einzuhalten. Das jedoch sei mit den alten Bauwerken nicht machbar.
Landrat und Bürgermeister sehen Eile geboten. Die Strecke habe europaweite Bedeutung, sagen sie. Sollte die Bahn mit der Elektrifizierung hier allerdings nicht vorankommen, befürchten sie, dass die Strecke über kurz oder lang abgehängt werde und Verbindungen über Regensburg oder über Amberg und Furth im Wald nach Tschechien zum Zug kommen.
Deshalb hat das Landratsamt eine Bustour durchs Pegnitztal organisiert, mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und natürlich der Bahn, um noch einmal zu unterstreichen, wie wichtig ihnen die Franken-Sachsen-Magistrale für die Region ist.
Traute Einigkeit
Kritiker wie die BI, die sich den Erhalt der historischen Eisenbahnbrücken auf die Fahnen geschrieben hat, waren nicht dabei. Umso einmütiger die Meinung auf der Bustour. Der Freistaat Bayern unterstütze die Elektrifizierung, ließ Landtagsabgeordneter Norbert Dünkel wissen.
Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler pflichtete ihm bei. Die Bürgermeister aus Hersbruck, Vorra, Hartenstein, Velden und Neuhaus sprachen sich dafür aus. Ebenso Landrat Armin Kroder. Und auch die Gäste aus Tschechien stellten sich auf die deutsche Seite und wünschten „starke Nerven im Kampf mit dem Denkmalschutz“.
An verschiedenen Stationen legte die Gruppe einen Stopp ein. In Güntersthal erklärte zum Beispiel Stefan Kaim, Projektleiter bei der DB, wie sie die marode Brücke dort durch eine neue ersetzen. „Wir bauen unter dem rollenden Rad, um den Bahnbetrieb möglichst wenig einzuschränken“, sagte er.
S-Bahn nach Neuhaus?
Günter Finzel, Leiter der Abteilung Strukturentwicklung der Stadt Bayreuth, brachte neun Argumente vor, die für einen sofortigen Neubau aller Brücken sprechen – von der Lärmminderung dank der neuen Konstruktionen über den Erhalt regionaler und überregionaler Schienenverbindungen bis zur dann möglichen Erweiterung der S-Bahn bis nach Neuhaus. Und Sabine Rupp, Chief Financial Officer bei Eckart, steuerte die Sichtweise eines weltweit tätigen Unternehmens bei.
Eckart beschäftige in Güntersthal über 1100 Mitarbeiter. Die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln spiele da eine große Rolle, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Und auch für den eigenen Güterverkehr könnte die Schiene oder gar ein direkter Bahnzugang künftig wieder an Bedeutung gewinnen. Vorausgesetzt, die Strecke ist zukunftsfähig ausgebaut, so Sabine Rupp.