EISMANNSBERG – Eismannsberg bekommt ein neues Windrad. Der Stadtrat will bei dem Bau vor allem eins: nicht noch mal den gleichen Fehler machen. Also kleiner bauen. Oder doch größer?
„Eismannsberg – Stadt Altdorf b. Nürnberg – Kreis Nürnberger Land.“ So steht es auf dem Ortsschild. Schwarz auf Gelb. Fehlt eigentlich nur der Zusatz „Energiegewinnungszentrale“. Zumindest hat Bürgermeister Martin Tabor (SPD) den nordöstlichsten Außenort in der Stadtratssitzung am Montagabend so bezeichnet. Immerhin wird hier in großer Menge Strom aus Wind und Sonne gewonnen. Und schon bald noch eine ganze Ecke mehr. Denn ein Windrad auf der Eismannsberger Höhe ist in die Jahre gekommen und soll durch einen Neubau ersetzt werden. Die Frage ist nur, wie hoch die neue Windkraftanlage werden soll beziehungsweise darf.
Bauen wird das Windrad die Firma Wust, Wind & Sonne (WWS), die auf der Hochebene bereits zwei Anlagen realisiert hat – die beiden einzigen Windräder, die 2020 überhaupt in Bayern gebaut wurden. Sie ragen 217 Meter in den Himmel und produzieren gemeinsam rund 19 Millionen Kilowattstunden Strom. Das deckt den Jahresbedarf von mehr als 4000 Einfamilienhäusern. Das Unternehmen, das aktuell 180 Bürger als Gesellschafter vor Ort mit einbezieht, möchte das neue Windrad nun genauso hoch bauen wie die beiden Bestehenden.
Doch das nehmen einige Mitglieder des Stadtrats WWS nicht ab. Der Grund: Vor dem Bau der beiden anderen Windräder war lange von einer Höhe von 190 Metern die Rede, im Bauantrag beim Landratsamt standen dann plötzlich 241. Geworden sind es am Ende 217.
„Über den Tisch gezogen“
„Wir fühlten uns damals über den Tisch gezogen“, sagt CSU-Fraktionssprecher Thomas Kramer in der Sitzung am Montagabend. Und seine Parteikollegin Christa Wild äußert die Befürchtung, dass es dem Stadtrat auch diesmal so gehen könnte. Darum fordert sie, einen Bebauungsplan aufzustellen und die Höhe auf diesem Weg festzuschreiben. Ganz ähnlich sieht dies die FW/UNA-Fraktion um Thomas Dietz, der fordert, keine Maßnahmen gegen die Bevölkerung vor Ort durchzudrücken. Von einem Bebauungsplan rät Bauamtsleiter Bernhard Dotzer allerdings ab. Zu aufwendig, zu teuer, lautet seine Einschätzung. Stattdessen rät er – wenn der Stadtrat alle Hintertürchen schließen möchte – zu einem Vertrag mit WWS.
„Klotzen, nicht kleckern“
Die Grünen halten derlei Maßnahmen für unnötig. Im Gegenteil: Eckart Paetzold argumentiert mit dem Pariser Klimaabkommen und plädiert dafür, höher zu bauen. „Bei einer Höhe von 241 Metern hätten wir einen Mehrertrag von 25 Prozent“, rechnet Paetzold vor und fordert, „nicht zu kleckern, sondern zu klotzen“. Der Unterschied sei schließlich nicht enorm. 24 Meter höher, das merken die Bewohner Eismannsbergs nicht mal, meint Paetzolds Fraktionskollegin Margit Kiessling. Hätte der Stadtrat bei den ersten beiden Windrädern nicht gekniffen, wäre die Stadt laut Kiessling heute beinahe klimaneutral. Diesen Fehler solle der Stadtrat bitte nicht noch einmal machen, appelliert die Grünen-Vertreterin.
Schließlich erläutert WWS-Projektentwickler Stefan Paulus die Sicht des Unternehmens. „Natürlich stehe ich hinter der Energiewende und würde mich freuen, wenn wir höher bauen dürften“, sagt er und bestätigt die Einschätzung der Grünen, dass ein Laie den Unterschied zwischen 217 und 241 Metern kaum erkennen könne. Doch sei es nicht die Art des Unternehmens, Beschlüsse zu umgehen. Bei den ersten beiden Windrädern habe aber jahrelang Stillstand geherrscht, verteidigt er die Vorgehensweise von einst. Dann schlägt er der Stadt einen Vertrag vor, der die Höhe des neuen Windrads auf 217 Meter fixiert und eine Vertragsstrafe vorsieht, sollte sich WWS nicht daran halten. Unter dieser Voraussetzung stimmt der Stadtrat mit großer Mehrheit dem Projekt zu. Nur bei CSU und Grünen sind nicht alle überzeugt.