Ob bessere Präsentationen, noch größerer Schutz vor Hackerangriffen oder „mitdenkende“ Wärmenetze: Im Kommunalunternehmen Stadtwerke Hersbruck und bei der HEWA GmbH könnte künstliche Intelligenz bald eine tragende Rolle spielen.
„Initialzündung“ für den Einsatz künstlicher Intelligenz bei den Stadtwerken Hersbruck ist die Verbindung der bestehenden IT-Systeme des herkömmlichen Rechenzentrums mit der Microsoft Azure Cloud. Das hat nicht nur erhebliche Vorteile in puncto Sicherheit, sagt Toni Zahner, Leiter der IT-Abteilung der Stadtwerke, damit „können wir auch die unterschiedlichen Co-Pilot-Produkte von Microsoft nutzen“ – und jedem Anwender in der Stadtverwaltung und im Kommunalunternehmen die Welt der künstlichen Intelligenz erschließen.
Zunächst bekommen die Mitarbeiter im Rathaus, in der HEWA, den Kindertagesstätten und anderen Einrichtungen der Stadt Hersbruck direkten Zugriff auf den „Co-Piloten“ des MS Office-Pakets. Damit lassen sich einfache, wiederkehrende Tätigkeiten erledigen – wie Geschäftsbriefe, Rechnungen, Anträge, Fragebögen oder komplexe Präsentationen erstellen. Weil die KI den bisherigen Schriftverkehr des jeweiligen Nutzers analysiert, bleibt dessen individueller Stil auch in den vom digitalen Helferlein mitverfassten Dokumenten erhalten.
„Wir hoffen, dass mit dieser Unterstützung künftig vor allem komplexe Excel-Tabellen deutlich leichter von der Hand gehen“, sagt Toni Zahner. Bei Energiebilanzen zum Beispiel ließen sich so aus einer Vielzahl an vorbereiteten Daten und Zahlen recht zügig aussagekräftige Tabellen erstellen. „Das schafft Zeit für andere Aufgaben – und minimiert obendrein Fehler“, ist der IT-Leiter überzeugt.
Auch in seiner eigenen Abteilung setzt Toni Zahner auf die Vorteile der KI – um „unser Sicherheitsniveau um ein Vielfaches zu erhöhen“. Für die zur kritischen Infrastruktur zählenden Unternehmen HEWA und Stadtwerke ist das existenziell wichtig. Sich vor den ständig steigenden Risiken in der digitalen Welt zu schützen und die eigenen Systeme pausenlos auf mögliche Angriffspunkte für Hacker abzuklopfen, bedeutet derzeit noch einen großen Aufwand. „Bei der Vielzahl an Bedrohungen und Schwachstellen ist damit ein Mitarbeiter die ganze Woche über gebunden“, sagt Toni Zahner.
Der „Co-Pilot for Security“ könne diese unverzichtbaren Sicherheits-Checks auch in einem umfangreichen Netzwerk wie dem der Stadtwerke binnen kurzer Zeit durchführen. Wieder und wieder checkt die KI dabei das ganze System auf mögliche Schwachstellen, bewertet das jeweilige Risiko und meldet den IT-Spezialisten der Stadtwerke, ob Hacker dort bereits einen Angriff versucht oder gar schon Schadprogramme platziert haben. „KI ist auch in der Hackerszene inzwischen gang und gäbe, da müssen wir so was wie Waffengleichheit herstellen“, sagt Toni Zahner.
Auch bei der HEWA gewinnt die KI in den nächsten Jahren an Bedeutung, etwa bei der Kommunalen Wärmeplanung. Die Bestandsaufnahme hat der lokale Energie- und Trinkwasserversorger abgeschlossen. Die Angaben zu aktuellen oder möglichen Wärmeverbräuchen jedes Gebäudes, zu bestehenden Netzinfrastrukturen, ihrer Leistungsfähigkeit, zu potenziellen klimaneutralen Wärmequellen wie Geothermie, Photovoltaik oder industrieller Abwärme liegen vor. Jetzt gilt es, aus dem riesigen Datenmaterial ein schlüssiges Konzept zu entwickeln.

„Da kommt die künstliche Intelligenz ins Spiel“, sagt Hendrik Nijhuis, Leiter der Abteilung Wärmeversorgung und Erneuerbare Energien bei der HEWA. Mit dem Einsatz von KI können die verschiedensten Szenarien simuliert – und so herausgefunden werden, welche Varianten wirtschaftlich sind und welche unter den gegebenen Umständen derzeit nicht oder nur mit sehr viel Geld umzusetzen sind. „Aus den Ergebnissen können wir dann eine Umsetzungsstrategie entwickeln.“
Daneben testet die HEWA gerade, inwieweit künstliche Intelligenz dabei hilft, noch effizienter mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. Aktuell wird eine spezielle Software-Anwendung getestet, die bei den bestehenden Wärmenetzen die (im Viertelstundentakt) ankommenden Daten der Verbrauchszähler mit denen der Heizzentralen abgleicht. „Wir wollen herausfinden, wo wir besonders hohe Wärmeverluste haben“, sagt Hendrik Nijhuis, „und wir wollen unsere Netze weiter optimieren und noch feiner auf den tatsächlichen Verbrauch unserer Kunden einstellen.“ In einer späteren Ausbaustufe der Software soll es dann mithilfe von KI möglich sein, die Wärmelast auf Basis von Wetterdaten und Nutzerverhalten vorherzusagen und den Netzbetrieb entsprechend zu optimieren.
Das ist dann schon ein erster Vorgriff auf einen der Eckpfeiler für eine gelingende Energiewende – effizientes Energiemanagement. Denkbar ist zum Beispiel, dass die KI künftig je nach dem aktuellen Wetterbericht steuert, ob die PV-Anlage im Wärmenetz Raiffeisenstraße Süd die dazugehörige Wärmepumpe weiter mit Sonnenstrom versorgt, um die im Geothermiefeld gewonnene Erdwärme für alle Verbraucher auf die nötige Vorlauftemperatur zu bringen. Oder ob der Strom anderswo eingespeist wird, weil im Pufferspeicher schon genügend Wärme vorrätig ist und die Sonne auch am nächsten Tag scheint. „Noch ist das Zukunftsmusik“, sagt Hendrik Nijhuis, „aber eines steht fest: Ohne KI wird die Wärmewende nicht gelingen.“
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