FEUCHT – Von der A-Klasse in vier Jahren bis in die Landesliga – ein Fußballmärchen made in Selb! Bislang war das Provinzstädtchen am Rande des Fichtelgebirges vor allem für sein edles Porzellan bekannt, mittlerweile machen die Oberfranken aber auch mit allerfeinstem Amateurfußball überregional von sich reden.
Trotzdem hatten zu Saisonbeginn nur die Wenigsten den Neuling auf dem Schirm. SC-Coach Florian Schlicker, der mit seinen Feuchtern die Kickers heute um 19 Uhr im Waldstadion zum Verfolgerduell Dritter gegen Vierter empfängt, gehörte nicht dazu und darf sich jetzt bestätigt fühlen: „Vor der Saison hat mich ja jeder für blöd gehalten, weil ich gesagt habe, dass Selb eine gute Rolle spielen wird.“ Abgehakt.
Mäzen und Trainer in einer Person
Dabei muss man gar kein Kickers-Insider sein, um zu ahnen, dass fußballerisch in der Porzellan-Stadt derzeit etwas Großes entsteht. Über Geld spricht man nicht – da macht auch der Amateurfußball keine Ausnahme. Trotzdem ist klar, dass die einzigartige Erfolgsgeschichte der Kickers ohne die großzügige Unterstützung ihres Hauptsponsors Jakob Schleicher so niemals möglich gewesen wäre. Allein diesen Sommer kamen zwölf neue Spieler dazu, die meisten davon vom nahegelegenen Bayernligisten Bayern Hof. Und diese Hochkaräter werden wohl kaum nur wegen der guten Luft in Selb spielen.
Andererseits passt der erfolgreiche Grill-Unternehmer auch nicht so ganz ins übliche Bild des Fußball-Mäzens. Denn der kometenhafte Aufschwung der Kickers, die er zusammen mit Steuerberater Thomas Lang im Jahr 2015 nach der Übernahme der Fußballabteilung des FC Selb aus der Taufe gehoben hatte, ist nicht nur finanziell, sondern auch sportlich ganz eng mit seinem Namen verbunden.
Als Coach stand er bis Ende letzten Jahres noch selbst an der Seitenlinie und übergab erst Anfang 2019 an Spielertrainer Martin Damrot (29). Die drei bisherigen Meisterschaften und ein Aufstieg als Tabellenzweiter tragen also eindeutig Schleichers Handschrift.
Kantersieg gegen Tabellenführer
Allerdings dürfte der Kickers-Boss auch mit der Arbeit seines Nachfolgers hochzufrieden sein. Denn die tiefgestapelte Vorgabe, sich in der Landesliga zu etablieren, hat Damrot mit seiner hochgerüsteten Mannschaft längst übererfüllt. Auch wenn es bei den Kickers zwischendurch nicht mehr ganz so rund lief wie zu Beginn, als Selb vier Spieltage lang auf Platz eins thronte, konnten sie mit dem 5:0-Kanstersieg gegen den neuen Primus Stadeln zuletzt wieder ein dickes Ausrufezeichen setzen. Die Konkurrenz ist auf jeden Fall gewarnt.
Toptorschütze in Selber Diensten
Vor allem die Selber Offensiv-Power hat schon so manchen der etablierten Landesligisten große Kopfzerbrechen bereitet. Dank des hohen Tempos sind die Kickers in der Lage, die gegnerischen Abwehrreihen immer wieder in arge Bedrängnis zu bringen. Wohl nicht umsonst führt Kickers Neuzugang Danny Wild aktuell mit zehn Treffern die Torschützenliste an und sein Teamkollege Kevin Winter (kam von Bayern Hof) ist mit sieben Assists der beste Vorlagengeber der Liga.
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„Das ist schon eine Topmannschaft“, findet auch SC-Coach Schlicker, der allerdings darin für seine Elf auch Vorteile sieht. Anstatt wie die meisten Gegner, die wenn es gegen den SC Feucht geht, gerne mal einen Bus vor ihrem Tor parken, werden die Selber „ihr Heil in der Offensive suchen“, ist sich Schlicker sicher. Und er fügt hinzu: „Das wird ein Schmankerl!“
Hoffentlich ein Schmankerl, das den Feuchter am Ende nicht allzu schwer im Magen liegt.