HERSBRUCK – Vielleicht sollten sich die „Grizzlies“ des TV Hersbruck ja in „Moose“ umbenennen, wird den nordamerikanischen Elchen doch nachgesagt, immer ihren Weg zu gehen, ohne Rücksicht auf eventuell im Weg stehende Hindernisse. Und genauso unbeirrbar marschieren die Basketballer des ältesten Hersbrucker Sportvereins heuer durch die Bezirksoberliga: Am Sonntag zerlegten sie den TSV Ansbach II – bis dahin die einzige andere ungeschlagene Mannschaft – mit 112:66 förmlich in alle Einzelteile.
Coach Roland Weber war nach dem eindrucksvollen fünften Sieg der noch jungen Saison denn auch ein breites Grinsen ins Gesicht geschrieben: „Wir haben heute als Team sehr gut funktioniert“, sagte er, „und vor allem über weite Strecken sehr gut verteidigt.“ Drei Ziele stehen bei den „Grizzlies“ vor jedem Spiel auf dem Plan: gewinnen, über 100 Punkte erzielen und den Gegner unter 50 Zählern halten – fast alle erreichten Webers „Jungs“ beim Spitzentreffen der beiden einzigen Teams, die nach vier Spieltagen noch eine makellose Bilanz aufwiesen.
Blitzstart der „Grizzlies“
Und die Hersbrucker zeigten von der ersten Sekunde an, dass sie ihre „weiße Weste“ unbedingt behalten wollen. In der Defensive gingen Anthony Ray „Junior“ Woodson, Florian Göbbels und Co. mit der nötigen Aggressivität zu Werke, im eigenen Angriff lief der Ball sehr gut durch die Reihen – bis der freie Mann gefunden war. Illija Rybyy gab mit dem ersten seiner insgesamt drei „Dreier“ den Ton für die anschließenden 40 Minuten vor und schraubte das Ergebnis beim nächsten Angriff mit einem Korbleger plus dem fälligen Freiwurf, weil er dabei unfair behindert worden war, auf 6:0.
Erst nach vier weiteren Punkten von Woodson und Courtney Dollard brachten auch die Gäste die ersten Zähler aufs Scoreboard – fast drei Minuten waren da schon absolviert. Danach war auch die „zweite Garde“ des Regionalligisten aus der Bezirkshauptstadt (endlich) angekommen in der Partie, die Ansbacher „zogen“ mit robustem Spiel über ihren baumlangen Center Damian Dubienka viele Fouls, ließen aber auch etliche Freiwürfe liegen. Wer weiß, welchen Verlauf das Spiel genommen hätte, wären sie nicht so fahrlässig mit diesen Chancen umgegangen.
So erhöhten Alexey Bondar und Rybyy (mit 12 seiner insgesamt 19 Zähler „Mann des ersten Viertels“) mit erfolgreichen Versuchen von „downtown“ – wie Basketballer Würfe von jenseits der 6,75 Meter vom Korb entfernten Dreierlinie gerne nennen – und einem schnellen Gegenangriff („Fastbreak“) binnen einer Minute vom zwischenzeitlichen 14:10 auf 22:13.
Im zweiten Durchgang machte sich dann die weitaus tiefere Bank der „Grizzlies“ bezahlt – Weber konnte im Unterschied zu seinem Gegenüber Klaus Philipeit auf elf (statt sieben) Spieler zurückgreifen und wechselte in der Folge munter durch. Neuzugang Maximilian Schmidt zeigte mit etlichen cleveren Zuspielen seine Spielmacherqualitäten, während „Junior“ Woodson Punkt um Punkt sammelte, sich in diesen zehn Minuten aber auch drei Fouls „anhängen“ ließ, was seine Einsatzzeit in der zweiten Halbzeit ziemlich limitierte – bei der Ausgeglichenheit der Hersbrucker mit gleich vier im Schnitt zweistellig punktenden Akteuren freilich kein Grund zur Sorge. Zudem zitterte den Ansbachern an der Freiwurflinie weiter das „Händchen“, auch deshalb lagen sie zur Pause mit 31:48 vorentscheidend hinten.
Es folgte das wohl beste Viertel der jüngeren TV-Basketballgeschichte. Von Roland Weber richtig heiß gemacht („Jetzt legen wir noch eine Schippe drauf!“) und angetrieben vom nun richtig aufdrehenden Dollard (19 Punkte), spielten die „Grizzlies“ ihre fast schon bemitleidenswerten Gäste förmlich an die Wand.
Etwas mehr als zwei Minuten nach Wiederanpfiff sorgte Woodson mit zwei verwandelten Freiwürfen für die erste 20-Punkte-Führung der Hersbrucker (54:33), dreieinhalb Minuten später forcierte er einen Ballverlust des TSV („Steal“) und stellte mit einem Korbleger auf 75:35. Als sich Philipp Winterhalter dann auch noch bei einem freien Dunking „verstopfte“ – den Ball statt durch die Reuse genau auf den Korbring hämmerte – war den Gästen endgültig klar, dass dies ein „gebrauchter Tag“ ist.
Es regnet „Dreier“
Im letzten Durchgang bewies erst Alexey Bondar seine Wurfqualitäten und verwandelte drei „Dreier“ am Stück, dann lief sich Forward Oliver Lennartz im Rücken der TSV-Abwehr frei und versenkte aus der linken Spielfeldecke den nächsten der insgesamt elf erfolgreichen Distanzwürfe der Gastgeber für die Punkte 98, 99 und 100.
Zwei Minuten später servierten die Hersbrucker den Zuschauern auch noch ein echtes Basketball-Schmankerl, als Dollard einen Pass von Woodson in der Luft annahm und direkt im Korb versenkte – ein „Alley oop“vom Feinsten und passendes Schlusszeichen unter eine über weite Strecken exzellente Vorstellung, die Lust auf mehr und die TV-Korbjäger wohl endgültig zum Topfavoriten für den BOL-Titel und den Aufstieg in die Bayernliga macht.