Erneuerbare Energien

Der Münzinghof ist beinahe autark

Oliver Schlicht überprüft Hackschnitzelheizung. | Foto: S. Fuchs2021/10/redwebM-nzinghof-autark-05.jpg

MÜNZINGHOF – Selbst bei steigenden Strom- und Heizkosten blicken die Verantwortlichen der Dorfgemeinschaft Münzinghof gelassen in die Zukunft: Dank Photovoltaikanlagen und zwei Heizkraftwerken ist der Ortsteil der Stadt Velden mit seinen rund 160 Bewohnern fast autark. Michael Fick und Oliver Schlicht, Mitglieder des dorfeigenen Arbeitskreises Ökologie, erklären das Konzept.

Michael Fick, Gruppenleiter der Käserei, ist Diplomphysiker, arbeitet aber schon ein Berufsleben lang im Sektor Landwirtschaft. Mit Begeisterung erklärt das von ihm seit rund zehn Jahren „gehegte und gepflegte“ Holzvergaser-Blockheizkraftwerk: „Die Älteren unter uns kennen sicher noch die Holzvergaser-Lkws, die nach dem Zweiten Weltkrieg wegen mangelndem Treibstoff fuhren.“

Zwei Drittel des Stroms

Im Kraftwerk wird Holz aus eigener Waldwirtschaft vergast. Es erzeugt über einen Generator Strom – rund 220 Megawattstunden (MWh) im Jahr. Damit würden etwa zwei Drittel des Strombedarfs der Lebensgemeinschaft abgedeckt. Die anfallende Abwärme wird in das Wärmenetz des Ortes eingespeist.

Ergänzt wird die Wärmegewinnung für die insgesamt zwölf Wohn- und vier Werkstattgebäude durch eine konventionelle Hackschnitzelheizung. Sie betreut Oliver Schlicht, Ingenieur für Gebäudetechnik. Auch hier wird das Angebot der benachbarten Waldbauern genutzt: Ohne lange Transportwege können größere Mengen Hackschnitzel zum Münzinghof geliefert werden.

Großes Sparpotential

In der etwas abseits gelegenen Gärtnerei – ohne Anschluss an das Wärmenetz – sorgen zwei Stückholzheizungen für die notwendige Wärme in den Gewächshäusern. Laut Fick und Schlicht würden insgesamt bei der aufgezeigten Wärmegewinnung rund 100 000 Liter Heizöl im Jahr eingespart.

Das noch „fehlende Drittel“ bei der Stromversorgung decken seit einem Jahr vier Photovoltaik-Anlagen auf Kuhstall, Bäckerei, Käserei und Werkstattgebäude ab. Zusammen werden über diese Anlagen etwa 90 MWh erzeugt, 76 für die Eigennutzung und 14 fürs öffentliche Netz. Durch die gewonnene Strommenge von insgesamt 310 MWh erspare sich die Lebensgemeinschaft nach derzeitigem Stand weit über 60 000 Euro im Jahr.

Im Notfall

Sollte eine Anlage ausfallen oder gewartet werden, steht noch ein Ölbrenner als Reserve zur Verfügung, so Oliver Schlicht. Der sorgt auch in sehr kalten Wintern für Wärme. Gerne würden die Münzinghofer die PV-Anlagen erweitern.

Noch behindern bürokratische Schwierigkeiten das Vorhaben. Sollte sich die derzeitige Gesetzeslage aber ändern, stünde zum Beispiel der Errichtung von Ladestationen für E-Autos nichts mehr im Wege.

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