175 Jahre Ludwig-Donau-Main-Kanal

Gestern Frachtstraße, heute Erholungsgebiet

Zum Kanal-Jubiläum trafen sich in der Gaststätte zum Brückkanal (von links) der Rother Landrat Herbert Eckstein, die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Ivona Papak, Burgthanns Bürgermeister Heinz Meyer und Umweltminister Thorsten Glauber mit vielen anderen Gästen. | Foto: Alex Blinten2021/07/Schwwarzenbruck-Kanal-Jubilaeum.jpg

SCHWARZENBRUCK – Zur Feierstunde für das 175-jährige Bestehen des Ludwig-Donau-Main-Kanals kommt Umweltminister Thorsten Glauben nach Schwarzenbruck.

Ein großes Fest wollten Ulrich Fitzthum, der Chef des Nürnberger Wasserwirtschaftsamts, und der Burgthanner Bürgermeister Heinz Meyer gemeinsam zum 175-jährigen Jubiläum des Ludwig-Donau-Main-Kanals organisieren. Mindestens so groß wie das 150-jährige Jubiläum vor 25 Jahren, mit Treidelfahrten und Veranstaltungen entlang der alten Wasserstraße, mit Festzelten und Musik.

Vor zwei Jahren haben die beiden zusammengesessen und geschwärmt vom Jubiläumsdatum 15. Juli 2021. Es hätte so schön werden können – und kam dann wegen Corona doch ganz anders. Aus der großen Jubiläums-Party wurde eine kleine Feierstunde am Brückkanal, zu der immerhin der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber vorbeikam und die Festrede hielt.

100 Schleusen, 100 000 Arbeiter

Das Technikdenkmal ist in seinem Erhaltungszustand einmalig in Europa. Über 170 Kilometer erstreckt sich die Wasserstraße, an der über ihre gesamte Bauzeit rund 100 000 Menschen arbeiteten, die 100 Schleusen bauten und auf Höhe von Neumarkt die Europäische Wasserscheide überquerten. Die Ingenieure konstruierten damals Europas höchstgelegenen Kanal für Frachtschiffe, die auf der Strecke von Bamberg nach Kelheim, gezogen von Treidelpferden, fünf Tage unterwegs waren. Um die Jahrhundertwende wurden die alten Treidelschiffe von dampfbetriebenen Frachtschiffen abgelöst.

Schon bald nach seiner Fertigstellung schrieb der Kanal allerdings rote Zahlen, weil er Konkurrenz durch die neue Eisenbahn bekam und binnen kurzer Zeit nicht mehr konkurrenzfähig war. Schon unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg war der Kanal als Frachtweg bedeutungslos. Ab 1960 wurde er auf seiner Strecke von Nürnberg nach Bamberg überbaut, heute rollt dort der Verkehr der A 73. Ab 1980 wurden andere Kanalstrecken zwischen Kelheim und Berching vom neuen Main-Donau-Kanal überbaut.

Wichtige Sozialfunktion

Heute hat der Alte Kanal eine ganz eigene Bedeutung, eine wichtige Sozialfunktion, wie Umweltminister Glauber betont. Die Landschaft und die Treidelwege sind touristische Magneten, so schön und so beeindruckend, dass hier heutzutage an Sonn- und Feiertagen viel mehr Menschen unterwegs sind, als dies jemals der Fall war, als der Kanal noch Frachtstraße war. „Lieber am Kanal Urlaub machen als auf den Seychellen“, formuliert es Glauber kurz und knapp, ein Satz, der gerade in Corona-Zeiten seine Bedeutung hat.

Für die Menschen in der Region ist das Technikdenkmal jedenfalls ein Segen. Damit es erhalten bleibt, müssen viele zusammenarbeiten, Kommunen und Wasserwirtschaftsämter und die in Landratsämtern und Rathäusern zuständigen Abteilungen für Fremdenverkehr.

Der Rother Landrat Herbert Eckstein kann in Sachen Kooperation dem Umweltminister nur zustimmen und erwähnt bei der Erhaltung des Kanals neben Städten, Gemeinden und der Wasserwirtschaft auch die Anglervereine. „Die helfen viel“, betont Eckstein, der als gebürtiger Wendelsteiner am Alten Kanal selbst Angeln gelernt hat. Und noch viel mehr. Weil sein Elternhaus in unmittelbarer Nähe der alten Wasserstraße steht, hat der Landrat hier Schwimmen gelernt, Schlittschuhlaufen und Eishockeyspielen.


Ein Bürgermeister mit Hafen und Schiffahrtslinie

Für den Burgthanner Bürgermeister Heinz Meyer ist der Alte Kanal mit seinen Treidelwegen die Hauptverkehrsader für den Fremdenverkehr und die Naherholung in seiner Gemeinde. „Und ich bin der einzige Bürgermeister weit und breit, der einen eigenen Hafen und eine eigene Schifffahrtslinie besitzt“, fügt er hinzu.

Der Hafen ist in Schwarzenbach, wo das Treidelschiff Elfriede an Sommertagen in Richtung Neumarkt losfährt. Nachdem Elfriede im vergangenen Jahr im Trockendock blieb, ist sie heuer bereits zu Wasser gelassen, der Betrieb läuft wieder an.

Abgerundet wurde die Jubiläumsveranstaltung am Brückkanal mit einem Film über den Ludwig-Donau-Main-Kanal, der die Besonderheiten der Wasserstraße zeigte: seine Geschichte, seine Bedeutung für den Tourismus im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen und in der benachbarten Oberpfalz und als Naturraum für Artenvielfalt.

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