BURGTHANN – Kommendes Wochenende beginnt in Burgthann die traditionelle Treidelsaison. Ob auch das Museum auf der Burg Burgthann öffnen kann, soll sich nächste Woche entscheiden.
Endlich wieder lautlos über den König-Ludwig-Kanal gleiten: Diesen Wunsch hegen nicht nur die zehn Treidelkapitäne und die Verantwortlichen im Burgthanner Rathaus. Im vergangenen Jahr musste auf die kultigen Treidelfahrten pandemiebedingt verzichtet werden. „Das lag einerseits an den Gegebenheiten, außerdem hätte es sich nicht gelohnt, weil das Schiff im Winter ausgehoben werden muss, was sehr kostenintensiv ist“, erklärt Katrin Hirche von der Gemeinde Burgthann. Darüber hinaus sei die Situation zu unsicher gewesen, da alle Kapitäne der Risikogruppe angehörten.
Umso mehr freuen sich Besucher und Betreiber gleichermaßen auf diesen Sommer. Denn es sind – wenn auch etwas eingeschränkt – wieder Fahrten möglich. Wegen den gängigen Hygiene- und Abstandsregeln stehen in diesem Jahr nur 35 Plätze auf der Elfriede zur Verfügung. Das gelte auch für die gesondert buchbaren Sonderfahrten für Geburtstage, Betriebsausflüge und Jubiläen. „Sowohl die normalen Fahrten als auch die Sonderfahrten waren in den vergangenen Jahren immer recht gut besucht“, sagt Hirche rückblickend. Das Publikum sei dabei nicht nur aus dem Einzugsgebiet, sondern auch von außerhalb gekommen.
Tradition bleibt bestehen
Am Ablauf selbst ändert sich dagegen nichts. Elfriede legt in Schwarzenbach an der Gaststätte Zum Ludwigskanal ab und wird vom Kaltblüter Florian ungefähr zwei Kilometer bis zum Dörlbacher Einschnitt gezogen. Dort wird das Pferd umgespannt und es geht wieder zurück zur Anlegestelle. Während der rund 45 Minuten langen Fahrt informiert das Schiffpersonal über die Geschichte des Kanals. Das besondere ist, dass diese Fahrt das einzige Angebot dieser Art in der Umgebung ist. „Es gibt noch ein Schiff etwas südlicher in der Oberpfalz“, erklärt Hirche.
Auch das Heimat- und Kanalmuseum in der Burg Burgthann, das viele Gäste nach einer Treidelfahrt besuchen, hat ein Alleinstellungsmerkmal. „Wir sind das einzige Kanalmuseum zum Alten Kanal“, erzählt Ingeborg Herrmann, die sich ehrenamtlich im Museum engagiert. Weil die Ausstellungen sowohl zum Kanal, als auch zum Wohnen und Kleidungsverhalten der vergangenen 100 Jahre und zur Burggeschichte nur über sehr kleine Räume verteilt sind, ist eine Öffnung derzeit noch nicht sicher – auch aus Personalmangel. „Wir würden gerne aufmachen, sehen uns zur Zeit aber nicht in der Lage“, sagt Herrmann.
Bei einer Sitzung in der kommenden Woche wird Näheres besprochen, dann könnte bereits eine Entscheidung fallen. „Wir bieten aber Führungen für bis zu zehn Gäste an, die auch parallel möglich sind“, stellt Herrmann klar. Vor 175 Jahren wurde der Ludwig-Donau-Main-Kanal eingeweiht und seit 25 Jahren schon werden die traditionellen Treidelfahrten von der Gemeinde Burgthann angeboten.
Geschichtsträchtige Fahrten
Das Bauwerk, das in Burgthann und Umgebung einfach nur der Alte Kanal genannt wird, ist mittlerweile ein romantisches Relikt, übriggeblieben aus Zeiten der Industrialisierung. Was vor 175 Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg vor allem für den Transport von Gütern und Rohstoffen wie Getreide und Holz benutzt wurde, ist heute ein Naherholungsgebiet.
Ursprünglich gab König Ludwig I. den Befehl zur Errichtung eines Kanals, der die Donau mit dem Main verbinden sollte.
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1836 begannen dann die Arbeiten am Ludwigskanal. 1846 wurde das Bauwerk offiziell eingeweiht und die ersten großen Frachter, die mit Seilen von Pferden gezogen wurden, konnten die 178 Kilometer lange Strecke befahren. Doch schon kurz nach seiner Einweihung kam die Umstellung auf den weitaus rentableren und weniger zeitaufwendigen Eisenbahnverkehr. Erst im Rahmen der 150-Jahrfeier des Kanals wurde das Treideln in der Gemeinde Burgthann wieder belebt.
Entstehung in Frankreich
Auch das Treideln selbst hat eine lange Geschichte: Es entstand im Frankreich des 17. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der es viele schiffbare Kanäle gab, auf denen stromaufwärts meist mit Zugtieren Schiffe gezogen wurden. Stromabwärts konnte man sich auf die Strömung und den Wind zur Beförderung der Waren verlassen. Mit der Zeit wurden auch technische Hilfsmittel zur Erleichterung benutzt. Im Panamakanal etwa wurden Treidelloks eingesetzt. Heute haben Treidelfahrten freilich keinen industriellen Nutzen mehr, stattdessen erfüllen sie den Zweck der Naherholung.
Info:
Die Treidelfahrten finden immer sonntags am 4. und 18. Juli, am 1. und 22. August sowie am 5. und 19. September jeweils stündlich zwischen 13 und 16 Uhr statt. Vorreservierungen sind nur bei Sonderfahrten möglich. Näheres im Internet unter www.burgthann.de. Weitere Informationen zum Heimat- und Kanalmuseum gibt es unter www.museum-burgthann.de.