RÖTHENBACH — Den 15 Röthenbacher Schülern, die am Donnerstag mit Kreislaufbeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert worden sind, geht es gut. Der Massenkollaps nach einer Schwimmstunde war laut Informationen beteiligter Ärzte ein „psychologisches Phänomen“. Absicht kann man den Jugendlichen nach jetzigem Kenntnisstand nicht unterstellen.
Noch am Donnerstagabend waren 14 der 15 betroffenen Schüler des Gymnasiums und der Mittelschule aus den Krankenhäusern entlassen worden. Ein Kind musste bis Freitag zur Beobachtung in der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg bleiben, inzwischen ist es auch wieder wohlbehalten zu Hause. Die 12- bis 18-Jährigen seien gesund, hieß es gestern sowohl aus dem Staatlichen Gesundheitsamt in Lauf als auch aus dem Südklinikum, in dem ein Großteil der Jugendlichen behandelt wurde.
Jan-Holger Schiffmann, der Chefarzt der dortigen Kinderklinik, hat eine Erklärung für den Massenkollaps, der sich nach einer Schwimmeinheit in den ersten beiden Stunden ereignet hat: „Solche Situationen bekommen eine gewisse Eigendynamik“, sagt der Professor der Medizin. „Für mich war relativ schnell klar, dass sich hier ein psychologisches Phänomen abspielt.“ Demnach hätten sich die Schüler also in ihre Symptome hineingesteigert.
Den Betroffenen könne man jedoch keinen Vorwurf machen, so Schiffmann: „Subjektiv haben die das geglaubt.“ Ein böser Scherz der Zehntklässler, die an der Schwimmstunde teilgenommen haben, und mehrerer Schüler der Mittelschule kann damit ausgeschlossen werden. Derlei Phänomene seien gar nicht so selten, sagt der Chefarzt, der einen ähnlichen Massenkollaps bereits in Göttingen erlebt hat. Es sei eine „Frage des Managements vor Ort“, ob die Situation eskaliere.
Organisatorischer Leiter des Rettungsdienstes war Peter Gebhard. „Wir mussten situationsabhängig entscheiden“, äußert er sich im Gespräch mit der Pegnitz-Zeitung. „Die Patienten hatten entsprechende Gesundheitsstörungen.“ Vier Schüler wurden von den Helfern – die mit 19 Fahrzeugen inklusive mobiler Leitstelle vor Ort waren – sogar als schwer verletzt eingestuft. „Und ich bleibe bei meiner Einstufung“, so Gebhard. Zum Einsatz kam in Röthenbach das sogenannte Triage-System, das für den Katastrophenfall entwickelt wurde.
Spricht man mit Behördenvertretern, kritisieren diese den ihrer Ansicht nach überdimensionierten Einsatz. Öffentlich äußert sich allerdings niemand dazu. Schiffmann gibt zu bedenken: „Die Verantwortlichen werden natürlich einen Teufel tun, die ganze Angelegenheit nachlässig zu behandeln.“
„Schülern ging es schlecht“
Im Direktorat des Geschwister-Scholl-Gymnasiums verweist man auf die Ärzte, die die jungen Patienten am Donnerstagmorgen nach der Schwimmstunde noch im Schulgebäude versorgt haben. Auf deren Urteil habe er sich verlassen müssen, so Schulleiter Hans Wittmann. „Ich habe außerdem mit eigenen Augen gesehen, dass es den Schülern schlecht ging.“ Die Zehntklässler würden sich gewaltig darüber ärgern, dass ihnen direkt nach dem Vorfall unterstellt worden war, sie hätten simuliert. „Für einige, die ich gut kenne, lege ich meine Hand ins Feuer“, so Wittmann, der vor allem froh darüber ist, dass der Vorfall am Ende doch relativ glimpflich ausgegangen ist.
Eine objektive Ursache für den Massenkollaps lässt sich indes nicht feststellen: Die umgehend verständigte Feuerwehr hat im Hallenbad eine Chlorkonzentration in der Luft von unter 0,03 Teilchen auf eine Million anderer Teilchen gemessen. Erste Symptome zeigen sich laut Experten erst bei drei bis sechs Teilchen. Selbst eine Kohlenmonoxidvergiftung, sagt Uwe Drochner vom Staatlichen Gesundheitsamt, sei in Betracht gezogen worden. Doch dafür hätten sich ebenfalls keine Beweise finden lassen.
Chlorgas wird nach Auskunft der Stadt Röthenbach in dem Hallenbad, das Teil des Schulzentrums am Steinberg ist, nicht verwendet. Zum Einsatz kommt ein Granulat, das dem Wasser beigemischt wird. Dessen Konzentration wird von einer modernen Computeranlage überwacht. Zusätzlich werden zwei- bis dreimal am Tag manuelle Proben entnommen
„Alle Werte waren unauffällig“, sagt Drochner, der angesichts der Diagnose der Ärzte im Südklinikum nun nicht mehr weiß, wonach er in dem Becken suchen soll. In Absprache mit dem Gesundheitsamt wird die Stadt schon am Samstag den Badebetrieb wieder aufnehmen.
Ich finde es immer noch nicht richtig, dass so sehr an der „Hysterie“ bzw. „Gruppendynamik“ festgehalten wird. Denn dann würde es jetzt allen wieder gut gehen, aber so ist es nicht. Ich bin selbst betroffen und es geht mir nicht gut. Einer Klassenkameradin geht es noch viel schlechter. Außerdem habe ich selbst eine Krankheit, bei der mir oft vorgeworfen wurde, ich würde „simulieren“ oder mir etwas „einbilden“. Jetzt ist die Diagnose gestellt und es ist keine „Einbildung“. Es ist immer so, dass wenn keine Ursache gefunden werden kann, erst einmal die Psyche schuld ist. So pauschal kann man dass allerdings nicht sagen oder abtun.
Es ist soo lächerlich.
Das hier ist ein guter Artikel, der viel erklärt, aufarbeitet und diverse Experten zu Wort (Chefarzt, Schulleiter, Rettungsdiensleiter usw) kommen lässt, die ihre Meinung und Untersuchungsergebnisse darstellen.
Und was ist?
KEIN SCHWEIN interessiert sich mehr für den Artikel, keiner Schreibt mal einen Kommentar von wegen „Guter Bericht“ „Interessant“ usw.
Wie es gestern schon jemand gesagt hat, die Leute können nur meckern und sich über „schlechte“ Berichte aufregen. Gute Leistungen werden als absolut selbstverständlich abgetan, aber wehe! irgendwas entspricht mal nicht ihrer Meinung.
Mir geht es gar nicht darum, was jetzt letzten Endes die Ursache war, denke nicht das die Schüler hier absichtlich einen Scherz veranstaltet haben.
Mir geht es vielmehr um die Art der Reaktion auf Berichterstattung.
Ich finde es aber sehr bedenklich wie Leute ständig nur das Negative, vermeintlich schlecht Gemachte suchen um auf etwas eindreschen zu können (hallo@ „Bildzetungsniveau“ weil in einem journalistischen Artikel die FRAGE aufgeworfen wird, ob ein Scherz die Ursache war…pfff) , gute Berichterstattung aber NIE ,nicht nur hier sondern allgemein, (Schaut man sich die durchschnittliche Kommentarzahl von „normalen“ Artikeln an liegt die vlt. bei 3) nicht ansatzweise gewürdigt wird.
Just my 2 cents
@Elite Banker:
Niemand kritisiert hier diesen neuen Artikel! Denn an diesem gibt es nichts auszusetzen. Außer dass kein einziger Betroffener befragt wurde, aber das ist eine Kleinigkeit.
Ich möchte jetzt nicht angreifend wirken,aber sind Sie(in Frankfurt) nicht ein wenig weit weg vom Geschehen, um urteilen zu können? (dies darf bitte keinesfalls als Vorwurf o.Ä. gesehen werden.)
Der Artikel selbst ist gut, dem/der Journalist(in) kann man kaum was vorwerfen, man hat ja die richtigen Personen gefragt ( Nur, wie No Name schon gesagt hat, die Schüler nicht, das wäre vielleicht noch besser gewesen ).
Herrn Dr. Schiffmann kann man auch kaum etwas vorwerfen, aber wenn er gewusst hätte, dass der Erste, bei dem Beschwerden aufgetreten sind, ein Vereinsschwimmer ist und einer Klassenkameradin von mir es wirklich sehr schlecht geht ( dieselbe, die Lena D genannt hat ), hätte er wohl eine andere Aussage gemacht. Somit muss ich Lena D meine volle Zustimmung geben.
@Elite Banker, Frankfurt
Am Artikel „Massenkollaps nur ein schlechter Scherz?“ konnte man aber wirklich kaum etwas gutes feststellen. Und wenn Sie schon uns Lesern vorwerfen, wir würden nur schlechte Berichte kommentieren, dann geben Sie ihren richtigen Namen und Ort an ;).
Man hätte zwar vielleicht noch Betroffene befragen können, ansonsten erscheint der neue Artikel allerdings inhaltlich einwandfrei.
Es ist nuneinmal so, dass Unterbewusstes einen viel größeren Einfluss auf uns hat als wir uns oft eingestehen wollen. Man denke nur mal an den Placebo-Effekt oder versuchsweise durchgeführte Scheinoperationen, durch die selbst Symptome schwerwiegender Krankheiten innerhalb kürzester Zeit zurückgegangen oder sogar verschwunden sind.
Genauso kann sowas auch andersherum laufen, indem durch diesen unterbewussten Einfluss Symptome auftreten.
Zwar lässt sich diese Hypothese nicht nachweisen, sie erscheint aber momentan offensichtlich als am wahrscheinlichsten.
Daher wird diese Möglichkeit im Artikel zwar in Betracht gezogen und erläutert, aber richtigerweise nicht als absolut dargestellt.
Meiner Meinung nach kann als Betroffener zwar persönlich nicht überzeugt sein, informativ, differenziert und objektiv geschrieben ist der Artikel jedoch.