Kiloweise Haschisch und Amphetamin verscherbelt

Rocker weint vor Gericht

Vor den Richtern in Nürnberg musste sich der 36-Jährige für seine Taten verantworten. Foto: Kappes
Vor den Richtern in Nürnberg musste sich der 36-Jährige für seine Taten verantworten. Foto: Kappes2015/01/P1080752.jpg

NÜRNBERGER LAND – Drogengeschäfte, Erpressung, Bedrohung: Seit seinem 14. Lebensjahr kifft er — nun wandert ein 36-Jähriger aus einem Dorf bei Hersbruck fünf Jahre hinter Gitter.

Den Gerichtssaal darf der bullige Mann nur mit Fußfesseln betreten. Er ist Mitglied in verschiedenen Rockerclubs, seine Verbindungen nutzte er aus, um Drogengeschäfte im Kilobereich abzuwickeln. Er beschäftigte fünf sogenannte Läufer, eine Art Unterhändler. Eine weitere Frau, sie ist gelernte Erzieherin, unterstützte ihn bei Kurierfahrten.

Als er sie vor einem Jahr verdächtigte, ihn bei der Polizei verpfiffen zu haben, schlug er sie und drohte ihr und ihrem Freund an, dass er ihnen „die Birne vom Hals schießen würde“. Zwischen April und Juni 2013 verkaufte er in Hersbruck 40 Gramm Methamphetamin – eine chemisch hergestellte, hochpotente Droge. Sie gilt als extrem suchterzeugend. Mit der Erzieherin fuhr er im Juni 2013 im Mietwagen nach Mannheim, für 5000 Euro erwarb er ein Kilo Haschisch. Er verkaufte das Zeug weiter, die Frau entlohnte er mit ein paar Gramm zum Eigenkonsum. Damals bunkerte er zu Hause auch ein Kilo Amphetamin, davon versuchte er über besagte Läufer rund 400 Gramm zu verscherbeln, den Rest konsumierte er selbst. Als ein Kunde aus dem Nürnberger Land – ihm gab er zum Weiterverkauf 50 Gramm Amphetamin auf Kommission – die Rechnung schuldig blieb, streifte der Angeklagte seine Motorradhandschuhe mit den Plastikprotektoren über und verprügelte den Mann. Eingeschüchtert händigte ihm der Geschädigte sein Motorrad samt Fahrzeugschein als Pfand aus – die geschaffene Atmosphäre der Angst ist leicht vorstellbar.

Doch vor der 7. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth zeigt der großflächig tätowierte Angeklagte, ein dreifacher Familienvater, Herz. In seinen Augen stehen Tränen. Ohne Umschweife legt er ein umfangreiches Geständnis ab — ermöglicht so eine Prozessabsprache und verschafft sich Strafrabatt: Die Schläge und Bedrohungen träfen zu, ebenso die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Haargutachten belegt Konsum Seit Juli 2014 sitzt er in U-Haft, nun kassiert er eine Gesamtfreiheitsstrafe von fünf Jahren. Seit seinem 14. Lebensjahr konsumiert er Drogen, heute ist ihm der Umgang mit seinen Kindern verwehrt.

Nun wolle er endlich ein Leben frei von Sucht und Straftaten führen. Da der Gutachter und die Richter überzeugt sind, dass er eine Therapie erfolgreich durchstehen kann, wird er in einer Entziehungsanstalt untergebracht werden. Ein Haargutachten belegt den intensiven Drogenmissbrauch des Mannes, doch nach eigenem Bekunden leide er nicht unter körperlichen Entzugserscheinungen. Bliebe er unbehandelt, besteht die Gefahr, dass er infolge seines Hanges zu Drogen weitere erhebliche rechtswidrige Taten begehen wird.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren