LAUF — Kennen Sie jemanden, der mit einer städtisch-staatlichen Einrichtung so rundum zufrieden ist? In Lauf gibt es einige. Sie heißen Umut, Utku, Dogukan, Daniel, Peter, Svenja, Laura und Melanie, sind zwischen elf und 14 Jahre alt und gehen in die offene Ganztagsschule an der Bertleinschule. Mit ihrem Urteil stehen sie für viele, welche diese Einrichtung besuchen, die 2005 vom Stadtrat ins Leben gerufen wurde.
Kein Naserümpfen, kein Stöhnen erntet man an einem schwül-warmen Donnerstag um 15 Uhr im Pavillon hinter der Bertleinschule auf die Frage: Wie gefällt es euch hier? Umut (12), Utku (13) und Dogukan (14) haben gerade ihre Hausaufgaben fertig, und nach einem „super“, „alles prima“, sprudelt es nur so aus ihnen heraus:
Zum Mittagessen gibt es oft Schnitzel mit Kartoffelsalat, wir haben eine festgelegte Hausaufgabenzeit, für die Benutzung der Spieltonne gibt es Regeln, wir gehen auch mal Eis essen, dienstags dürfen wir in die Turnhalle, wenn‘s warm ist, gehen wir zum Hausaufgaben machen nach draußen, wir haben hier auch schon gegrillt und übernachtet.
Später wird Sozialpädagogin Eva Abele, festangestellte Mitarbeiterin beim Zweckverband Volkshochschule Unteres Pegnitztal für den Bereich offene Ganztagsschule, erzählen, wie letztes Jahr alle von dieser Übernachtungsaktion gezehrt haben. Die Aussicht, bald wieder eine Nacht lang schlaflose Kinder in Zaum halten zu müssen, scheint sie nicht zu schrecken. Ganz im Gegenteil.
Volkshochschule und offene Ganztagsschule – was hat das eine mit dem anderen zu tun? Alles. Als der Laufer Stadtrat vor sechs Jahren die Einführung dieses Betreuungsangebots an den beiden Laufer Hauptschulen beschloss, übertrug er die Durchführung der VHS. Im Schuljahr 2005/06 ging an Bertlein- und Kunigundenschule je eine Gruppe von rund 18 Fünft- bis Siebtklässern an den Start.
Für Streetworker Kurt Hofmann war die Koordinationsarbeit bald nicht mehr zu leisten, 2007 stellte die VHS eigens für diese Aufgabe Sozialpädagogin Nina Neises ein. Das Angebot wurde kräftig erweitert, und seit dem Schuljahr 2008/09 gibt es nun für alle Hauptschüler ein ihren Bedürfnissen angepasstes Nachmittags-Betreuungsprogramm, das vom Freistaat Bayern und der Stadt Lauf finanziert wird. Die Eltern müssen nur für das Mittagessen aufkommen.
Übung für den Quali
„Betreuung“ ist in den Jahrgangsstufen acht und neun freilich maßlos untertrieben. Die 14- bis 17-Jährigen erhalten nach dem offiziellen Vormittagsunterricht ein ausgefeiltes Coaching, das den allermeisten nicht nur den Quali, sondern gleich noch den nahtlosen Übergang in eine Ausbildung beschert. Die Achtklässer unternehmen Betriebs- und Firmenbesuche, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welcher Beruf ihnen gefallen könnte. .
Die Neuntklässer trainieren gezielt für die Quali-Prüfung und machen erste betriebliche Erfahrungen – diese Maßnahme nennt sich Qualifizierungsoffensive (Quafi). Einige Laufer Unternehmen, wie CeramTec, Emuge, Zeitlauf, Thomas Sabo, Euwe, Obi Faunberg oder Sembach, sind sogar eine feste Kooperation mit der VHS eingegangen.
Derzeit gibt es an der Bertleinschule außerdem eine Kleingruppe von vier Zehntklässern, welche die offene Ganztagsschule besuchen. Sie wollen sich gezielt auf den Mittleren Schulabschluss vorbereiten und opferten dafür sogar die Vormittage der Osterferien. Die VHS-Mitarbeiter natürlich auch.
Bei den jüngeren Schülern, den Fünft- bis Siebtklässern, helfen zwei bis drei Pädagogen den Kindern bei den Hausaufgaben. Danach wird gespielt und gebastelt. „Wenn ich nach der Schule heim gehe, weiß man nie, ob jemand da ist“, sagt Daniel, „ hier ist immer jemand da zum Spielen.“ Und Peter: „Hier mache ich die Hausaufgaben gleich und kann danach raus und Fußball spielen.“
Schon werden die Hefte zugeklappt, und es geht hinaus zum Ballhochschuss. Schließlich gibt es zur nochmaligen Stärkung Eistee und Wackelpudding, rot oder grün. Gut gelaunte Kinder machen sich um vier Uhr auf den Nachhauseweg.