NÜRNBERGER LAND — Ferienzeit ist Reisezeit und dann haben immer auch die Einwohnermeldeämter Hochkonjunktur. Und manchmal sind die Frauen und Männer in den Rathäusern tatsächlich Retter im letzten Moment. So beispielsweise in Lauf, als ein Mann erst am Nürnberger Flughafen bemerkte, dass sein Pass abgelaufen ist. Schnell ging es zurück nach Lauf, wo das Amt schon informiert war. Der Not-Ausweis war ruckzuck fertig und der vergessliche Laufer erwischte tatsächlich noch seinen Flieger.
Aufgeregte Bürger, die kurz vor dem Urlaubsbeginn noch eine dringende Anfrage haben, sind auch für Jörg Richter vom Einwohnermeldeamt der Stadt Röthenbach keine Seltenheit. „Das hatten wir heute erst wieder. Die betreffende Person fliegt morgen in den Urlaub“, erzählt er. In solchen Fällen führt der Weg über die Staatsgrenze oft nur über ein schnelles Einwohnermeldeamt. 33 vorläufige Reisepässe und ebenso viele Express-Reisepässe wurden allein in Röthenbach seit Mai dieses Jahres ausgestellt. In Lauf sind die Zahlen niedriger. Dort sind es im Schnitt rund fünf Pässe pro Monat, sagt Natalie Pilhofer vom Passamt. Ausreißer nach oben gebe es aber immer wieder im August.
Meist kann den Urlaubern aber noch in der sprichwörtlich letzten Sekunde weitergeholfen werden. Pilhofer erinnert sich an einen besonders brenzligen Fall: An den Laufer, dem erst am Nürnberger Flughafen aufgefallen ist, dass sein Reisepass abgelaufen war. Neben den obligatorischen 26 Euro für den vorläufigen Reisepass dürfte der Abstecher nach Lauf den Mann einige Nerven gekostet haben.
Auch die Gemeinde Schwaig kennt das Problem der abgelaufenenen Papiere, wenn auch in geringerem Maße. Rund zwanzig Dokumente musste das Amt in diesem Jahr bereits kurzfristig bearbeiten. „Wir kriegen aber immer eine Lösung hin“, sagt Herbert Ermer vom Schwaiger Einwohnermeldeamt. In besonders akuten Fällen habe er sich schon mal am Wochenende ins Auto gesetzt und sei ins Amt gefahren, um einen vorläufigen Reisepass auszustellen. Eine Selbstverständlichkeit sei das nicht, aber „wir machen es möglich“.
Es gibt allerdings Fälle, in denen auch der vorläufige Pass nicht weiter hilft. Zum Beispiel bei USA-Reisen, für die die Einreisebestimmungen besonders restriktiv sind, weiß Jörg Richter. „Wir hatten zwei Fälle von Familien aus Röthenbach, die tatsächlich auf den Flughäfen in Frankfurt und München von der Airline stehen gelassen worden sind.“ Für Reisen in die Vereinigten Staaten empfehle er mittlerweile, rechtzeitig einige Wochen vorher alles im Konsulat abklären zu lassen, um keine böse Überraschung zu erleben.
Wer trotzdem erst ein paar Tage vor der Reise feststellt, dass der Pass nicht mehr gültig ist, kann auch einen Express-Reisepass beantragen – die sicherste, wenn auch teuerste Variante. Dieses Exemplar entspricht in jeglicher Hinsicht einem ganz normalen Reisepass und wird wie dieser nur von der Bundesdruckerei in Berlin ausgestellt. Anders als den gewöhnlichen Reisepass, dessen Bearbeitung mehrere Wochen dauert – gibt es das Notfallpapier schon innerhalb von 72 Stunden. Dafür fallen zusätzlich zu den normalen Gebühren von 37,50 Euro bis zum 24. Lebensjahr oder 59 Euro ab 25 Jahren weitere 32 Euro an.
Nach den Erfahrungen von Natalie Pilhofer in Lauf ist es häufig der Nachwuchs, der noch kurzfristig mit den nötigen Dokumenten ausgestattet werden muss. „Es wird oft vergessen, dass Kinder auch einen Reisepass brauchen“, sagt sie. Von der Geburt an bis zum zwölften Lebensjahr gebe es spezielle Kinderreisepässe mit einer Gültigkeit von sechs Jahren. Diese würden allerdings nicht von jedem Land akzeptiert, beispielsweise nicht von den USA.
In jedem Fall raten die Angestellten der Einwohnermeldeämter dazu, von Beginn an auf Nummer sicher zu gehen und zusätzlich zum Personalausweis auch einen regulären Reisepass zu beantragen. Zwar reiche der Personalausweis in vielen EU-Ländern aus, die Bestimmungen änderten sich aber regelmäßig. „Wir geben deshalb selbst keine Information heraus, welches Dokument benötigt wird, weil wir uns damit möglicherweise haftbar machen würden“, sagt Richter.
Eine allgemeingültige Liste all der Länder, für die in jedem Fall ein gültiger Reisepass nötig ist, gibt es aber auf der Internetseite des Auswärtigen Amts unter www.auswaertiges-amt.de.
Damit niemand plötzlich ganz ohne Dokumente dasteht, bietet beispielsweise das Einwohnermeldeamt in Röthenbach einen besonderen Service an: Es schreibt seine Bürger rechtzeitig an, sollten beide Dokumente – also Personalausweis und Reisepass – gleichzeitig ablaufen.
