LAUF (fi) — Exakt 624 Gäste, und damit wieder so viele wie jedes Jahr, konnte Bürgermeister Benedikt Bisping am Freitagabend zum traditionellen Neujahrsempfang der Stadt Lauf begrüßen. Ein Empfang, der mehr als zuletzt die Veranstaltungen in der Aula der Bertleinaula, im Zeichen der Kontaktpflege und Gespräche stand. Wohl auch, weil sich Bisping und Landrat Kroder in ihren Reden kurz fassten und auf große Bilanzen verzichteten, und weil es heuer keine zusätzlichen Gastredner oder Vorstellungsrunden gab. So blieb einfach mehr Zeit und Energie für gegenseitige Neujahrswünsche, Smalltalk oder politische Ausblicke.
Unter den Gästen waren auch dieses Jahr wieder viele Vertreter von Vereinen oder Unternehmen, von Kirchen und gemeinnützigen Organisationen, sowie von Feuerwehr und Rettungsdiensten, die ganz besonders herzlich von Bisping begrüßt wurden. Zu Gast waren auch die heimischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten Norbert Dünkel und Marlene Mortler, sowie Bürgermeister aus Nachbarorten. An ihrer Spitze Klaus Hacker von der Laufer Patenstadt Röthenbach. Einen besonderen Applaus forderte Bisping für den tschechischen Honorarkonsul Hans-Peter Schmidt, der sich Verdienste um die Weiterentwicklung der Laufer Kaiserburg erworben habe und sich weiter einsetze.

Die Wiedereröffnung des Wenzelschlosses, die noch laufende Sonderausstellung zum Jubiläumsjahr 700. Geburtstag Kaiser Karl IV. und die Zukunft der Kaiserburg waren dabei ein Schwerpunkt in der Bürgermeisterrede. 2016 schon habe sich die Burg zu einem Leuchtturm in Sachen Stadttouristik entwickelt, sei sie zu einem Juwel in der Region geworden. Seit der Eröffnung im Mai haben die Kaiserburg mit der Begleitausstellung rund 10 000 Besucher besichtigt. Wenn nun ganze Reisegruppen kommen, wenn Gäste aus München und Altbayern nach Lauf reisen, dann könne er nur feststellen, „die Diskussionen und die mühevolle Arbeit haben sich gelohnt“.
Schon in den nächsten Tagen werde es Gespräche im zuständigen Ministerium über die Zukunft des Wenzelschlosses geben, kündigte Bisping an. Dabei gehe es um die Frage, „ob wir mit einer „Wenzelakademie“ in unserer Stadt ein interkulturelles Kompetenzzentrum für Sprachen und Wirtschaft etablieren können“. Die Chancen stünden gut, so Bisping, dass mit dem Freistaat als Eigentümer und in Kooperation mit der Uni Erlangen-Nürnberg, der Universität Prag, der heimischen Wirtschaft und der IHK sowie dem Landkreis Nürnberger Land, der Stadt Lauf und der VHS Unteres Pegnitztal „eine Bildungsstätte von europäischem Rang entsteht.“
Lauf entwickelt sich prächtig, hatte Bürgermeister Bisping gleich am Anfang seiner Rede festgestellt und die neueste Einwohnerzahl verkündet: Genau 28 009 Einwohner mit Erst- und Zweitwohnsitz zähle Lauf jetzt. Dabei sei die Stadt nicht nur weiter gewachsen, auch die Zahl der Arbeitsplätze stieg in den letzten fünf Jahren um fast 15 Prozent. Und damit Wohnraum für weitere Neubürger entstehen könne (schon in den letzten beiden Jahren gab es 550 Bauvorhaben) habe der Stadtrat ein Innenentwicklungskonzept verabschiedet. „Neue Wohnungen in der Stadt und den Ortsteilen stehen ganz oben auf der Agenda.“
„Verantwortung übernehmen, Chancen ergreifen und Neues wagen“, nannte Bisping als das Motto seiner Neujahrsrede. Viele Menschen seien zum Empfang gekommen, die Verantwortung in Lauf übernommen haben und übernehmen. Ob politisch im Stadtrat, ob in der Verwaltung, in Vereinen oder Organisationen. Ehrenamtliche in Asylhelferkreisen, in Kirchen und in Unternehmen hätten Herausforderungen gemeistert und Zeichen für Verständigung und Toleranz gesetzt.
Als Beispiele für lobenswerte Aktion im vergangen Jahr nannte Bisping unter anderem das Kulturmemorandum mit der tschechischen Stadt Loket, das Zeitzeugenprojekt des Stadtarchivs und die Feiern zum Karlsjubiläum und zur Eröffnung der Kaiserburg mit den Stadtführern oder Altstadtfreunden.
Auch 2017 erwarten die Bürger in Lauf zwei Jubiläen, wie Bisping ankündigte. So werde die Musikschule, die erst vor einem Jahr ihre neuen Räume beziehen konnte, schon 35 Jahr alt. Und erfreue sich dabei immer größerer Beliebtheit, so Bisping. Die Zahl der Schüler habe sich seit dem Schuljahr 2008/2009 mit heute 590 Musikschülern fast verdoppelt. Die Lehrercombo der Musikschule, die den Empfang wieder musikalisch umrahmte, sorgte denn auch für eine Sondereinlage.
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Einen noch runderen Geburtstag feiert in diesem Jahr das Laufer Industriemuseum. „Diese unschätzbar wertvolle und erfolgreiche Kultureinrichtung wird 25 Jahre alt“, so Bisping, „hier wurde und wird eine Erfolgsgeschichte geschrieben, an der viele beteiligt waren: Freistaat, Bezirk, Landkreis, Stadt, Förderverein, Unternehmer und ein engagiertes Museumsteam“.
Dieses habe für das Jubiläumsjahr eine große Ausstellung unter dem Titel „Erfindergeist“ auf die Beine gestellt. In dieser werde ein Bogen gespannt von der Vergangenheit zu Zukunft, ebenso wie im Museum selbst, dem es gelungen sei, Historie und Moderne zu verbinden. Und so wie Erfinder Risiken eingingen, „so sollten wir mehr zu Pionieren werden, kreativer sein, etwas wagen und unsere Möglichkeiten nutzen, statt schicksalshörig in Digitalwelten zu verkümmern“, so Bisping am Ende seiner Rede.
Gewohnt locker und unterhaltsam dann Landrat Armin Kroder in seinem Grußwort, in dem er sich wie immer auch mit sich (also dem Redner), den Gästen (also den Zuhörern) und der Rede an sich (also der Interaktion von Redner und Zuhörer) beschäftigte. Beispiel gefällig: Genau vier Reaktionen habe er beobachtet: 1. Schäi woars, 2. Gscheid woars, 3. Kommt drauf an und 4. Des is mer woschd, Hauptsach rum is.
Aber auch ernsthaft kann Armin Kroder. Wenn er davon spricht, dass man sich gar nicht oft genug bewusst machen könne, „wie gut es uns geht“, und man vor diesem Hintergrund das politische System der Bundesrepublik gar nicht genug verteidigen könne. Er jedenfalls sei gerade jetzt froh, in diesem System leben und arbeiten zu können.
Kommunalpolitisch sieht der Landrat zwei große Aufgaben für die nächsten Jahre: Die Entwicklung der Kaiserburg in Lauf zu einem Sprachenzentrum für die Wirtschaft und die Elektrifizierung der Bahnstrecke rechts der Pegnitz mit der S-Bahn auf dieser Linie auch bis Hersbruck.