Alte Sorten

Streuobstinitiative Hersbrucker Alb sucht Zulieferer

Regelmäßiges Prüfen des Wuchses gehört zu den Aufgaben von Ottmar Fischer (links). Renato Pasalic (rechts) ist für die Vermarktung der Saftschorlen und des neuen Cider zuständig. | Foto: M. Gundel2020/06/DSC-1318.jpg

HERSBRUCK – Die bunte Blütenpracht des Frühlings weicht langsam aber sicher den ersten kleinen Früchten an Sträuchern und Bäumen. So auch bei der Streuobstinitiative Hersbrucker Alb, die auf ein gutes Obstjahr hofft und weitere Zulieferer sucht.

„Die Streuobstwiese gehört mit über 5000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen in Europa“, macht Ottmar Fischer, Vorsitzender der Streuobstinitiative, deutlich. Das sei auch der große Unterschied zu Obst aus Plantagenanbau, das mittlerweile einen Großteil auf dem Markt ausmache. Diese Vielfalt könne aber nur erhalten werden, wenn ihr ein entsprechender Wert gegeben werde, sagt Fischer. Genau das ist das Ziel des Vereins: Alte Apfel- und Obstsorten auf Streuobstwiesen erhalten und vermehren und so zu einer größeren Vielfalt in Flora und Fauna beitragen, denn unter und auf den Bäumen fühlen sich Insekten und andere Tiere wohl.

Über 30 Hektar „bio“

Eines ist dabei besonders wichtig: kein Einsatz von Pestiziden oder chemischen Düngemitteln. Deshalb sind sowohl die Sortenwiese bei Hersbruck als auch die anderen Flächen der Streuobstinitiative und deren Partner biozertifiziert. Mit diesem Siegel können sich mittlerweile insgesamt über 30 Hektar im Landkreis schmücken, verrät Renato Pasalic, Geschäftsführer der Vermarktungsgesellschaft.

Trotzdem sucht die Initiative weiter nach Zulieferern, die mit dem Verein zusammenarbeiten und ihr Obst unter deren Dach verarbeiten lassen. „Pro Jahr brauchen wir 50 Tonnen Äpfel, damit das Projekt 0 auf 0 aufgeht“, erklärt Pasalic. Außerdem werde durch mehr Zulieferer die Kontinuität gewährleistet, denn: „Ist man nach einem schlechten Erntejahr einmal aus den Regalen der Märkte verschwunden, ist es schwer, wieder reinzukommen.“ Mit Bäumen in unterschiedlichen Lagen gebe es eine größere Chance, dass zum Beispiel nicht alle Frostschäden erleiden, und es ließen sich mehr Reserven anlegen.

Seinen Partnern bezahle die Initiative das Vier- bis Fünffache im Vergleich zu konventionellen Obstpreisen. Zudem gibt es Hilfestellungen und Kurse rund um die Baumpflege. Damit sich auch Leute mit kleineren Baumbeständen beteiligen können, organisiert der Verein Gruppenzertifizierungen, die deutlich günstiger sind. Jährlich komme dann ein Kontrolleur vorbei, der zum Beispiel Bodenproben entnimmt und sich so vom Bioanbau überzeugt.

Aus dem Saft der Äpfel entstehen im Herbst vier Schorlen, die unter dem Namen „Pomme 200“ unter anderem in den Bioläden der Region verkauft werden. Seit neuestem bereichert ein Cider das Sortiment, ein leicht vergorener Saft mit drei Prozent Alkohol.

Testen und vermehren

Auch die Streuobstwiese neben dem Radweg zwischen Hersbruck und Hohenstadt wird erweitert: Der Verein hat eine sich anschließende Ackerfläche gekauft. Damit vergrößert sich der Sortengarten auf viereinhalb Hektar, sagen Fischer und Pasalic stolz.

„Mit der Verteilung auf viele verschiedene Gebiete und Höhenlagen testen wir auch, wo welche Sorten die immer stärker werdende Trockenheit am besten vertragen“, erklärt Fischer mit Blick auf den Klimawandel. „Diese wollen wir dann gezielt vermehren.“

Sicher versorgt

Und ein anderer Gedanke trete gerade jetzt wieder stärker in den Vordergrund: die regionale Selbstversorgung. „Die Rohstoffe für die meisten Apfelsäfte aus dem Supermarkt stammen von Plantagen aus Polen oder es sind Konzentrate aus China.“ Heimische Sorten würden dieser Abhängigkeit ein Schnippchen schlagen.

Am 29. Juni findet eine Gruppenzertifizierung der Streuobstinitiative statt. Wer interessiert ist oder Zulieferer werden möchte, schreibt eine Mail an ottmarfischer
@web.de.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren