Der beste Jahrgang im „Rotstiftmilieu“

ESCHENAU — Am Eckentaler Gymnasium hat am Freitag der bisher beste Jahrgang seine Abiturzeugnisse entgegen genommen. Die 110 Schüler haben einen Notendurchschnitt von 2,30 erzielt, über 30 Prozent der erfolgreichen Abolventen haben eine eins vor dem Komma in ihrer Abiturnote. Dass es im Jahrgang 2008/10 aber keineswegs nur ums Lernen ging, zeigt das Motto der abendlichen Feier: „Abi Rouge – 13 Jahre Rotstiftmilieu“.

Vor dieser „Ansammlung von Schönheit und Intelligenz“, wie die stellvertretende Schulleiterin Gisela Trautnitz die soeben feierlich in die Aula eingezogenen Abiturienten nannte, blickte Landrat Eberhard Irlinger in seine eigene Schulzeit zurück. Er erinnere sich noch ans Schafkopfspielen mit Paul Breitner – der sei auf seiner Schule gewesen. An seine eigene Abiturfeier könne er sich überhaupt nicht mehr erinnern – das läge aber nicht daran, dass er sie verdrängt habe.

Fest stehe aber, dass seine Zeit eine ganz andere gewesen sei als die der heutigen Absolventen. „Auf Ihnen lastet viel mehr Druck, Sie müssen viel höheren Ansprüchen genügen“, sagte er. Mit auf den Weg gab der ehemalige Grundschullehrer den Ex-Schülern das Konstantin-Wecker-Lied „Was keiner wagt“ und animierte sie damit zum immerwährenden Querdenken.

Schulleiter Friedrich Arnet blickte nicht in seine eigene Vergangenheit, sondern in die der Abiturienten zurück. Sie haben die Euphorie nach der Wiedervereinigung erlebt, ebenso wie die Ernüchterung und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten danach. Sie haben erlebt, wie alle Welt in die IT-Branche investierte, und wie 2000 diese Blase platzte. Und natürlich haben sie die jüngste Wirtschaftskrise erlebt. „Ihr erster Schultag am Gymnasium Eckental war der 11. September 2001 – Sie sind sicher besser aufs Leben vorbereitet, als jemand, der nur Sonnenschein kennt“.

Wie schon im Vorjahr erntete Eckentals stellvertretende Bürgermeisterin Ille Dölle für ihr Grußwort –oder besser ihren Auftritt – viel Beifall. Getreu des Mottos „Abi Rouge“ trug sie ein schwarzes, paillettenbesetztes Kleid, einen roten Hut und rot Handschuhe mit Federbesatz. Die Schulzeit der Schüler verglich sie mit einem Varietétheater.

Schließlich ließ auch sie die Anwesenden an einem Rückblick auf ihre Schulzeit – sie war am Laufer Gymnasium –teilhaben. Einige ihrer damaligen Klassenkameraden seien inzwischen grauhaarig und dickbauchig, hätten ihr Coming Out oder eine Scheidung erlebt oder einen Job verloren. Und doch, so rief sie den Abiturienten zu: „Erhalten Sie sich Ihren Optimismus und vor allem: Genießen Sie diesen Sommer!“

Andrea Mehlig, die ihr erstes Abiturgrußwort als neue Elternbeiratsvorsitzende sprach, philosophierte gekonnt über die beiden Weisheiten „Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir“ und „Nach der Schule beginnt der Ernst des Lebens“. Ihr Fazit: „Der Ernst des Lebens beginnt mit der Geburt und nach der Schule geht das Lernen weiter“. Und einen guten Ratschlag – einen von naturgemäß sehr vielen an diesem Tag –hatte sie auch für die frisch gebackenen Absolventen: „Legen sie den Spaß nicht beiseite.“

Und das hatten die Abiturienten auch nicht vor: Am Ende des offiziellen Teils in der Aula bekamen sie unter tosendem Applaus ihre Reifezeugnisse, ehe es zum festlichen Ball in die Turnhalle ging. Im Anschluss daran hatten sie eine große „After-Show-Party“ in Heroldsberg organisiert. Der Ernst des Lebens beginnt zwar mit der Geburt, setzt aber für die Abifeier kurz aus.

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