LAUF — Es war das erste Aufeinandertreffen der Laufer Bürgermeisterkandidaten auf einem Podium: Amtsinhaber Benedikt Bisping (Bündnis 90/Die Grünen) und seine Herausforderer Norbert Maschler (CSU), Thomas Lang (Freie Wähler) und Anastasios Pasalidis (SPD) haben sich am Donnerstagabend in St. Jakob den Fragen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden gestellt.
Oft lagen die Positionen dabei nicht weit auseinander, vor allem bei aus Sicht der Kirchen wichtigen Themen wie Fair Trade, Jugendarbeit, Kinder- und Seniorenbetreuung. Ausreichend Plätze in Kindertagesstätten wie in Altenheimen sind allen Kandidaten ein Anliegen – aber über Patentrezepte, zum Beispiel gegen den Mangel an Pflegekräften, verfügt keiner.
Wohl deshalb hatte die von Annemarie Wiehler und Thorsten Franke moderierte Veranstaltung ihre stärksten Momente, als sie die Persönlichkeit der Lokalpolitiker erkennen ließ. So ging SPD-Mann Pasalidis, der als einziger der Kandidaten nicht dem Stadtrat angehört und erst 2019 zum Ortsvorsitzenden der Genossen gewählt wurde, überraschend offen mit seiner Außenseiterrolle um. Er will sich einsetzen für „Leute, die abgehängt werden“, die „einen kleinen Geldbeutel“ haben. So begründete er etwa seine Forderung nach einem kostenlosen ÖPNV.
Bürgermeister Bisping hingegen blieb ganz der Politik-Profi: Nie um eine Zahl verlegen, um die aus seiner Sicht zahlreichen Erfolge seiner 2008 begonnenen Amtszeit zu belegen, aber auch nie um Formulierungen aus dem Wahlkampfprospekt, von „Zukunftsprogramm“ bis zum – bei ihm unvermeidlichen – „Wir“.
Die FW- und CSU-Herausforderer mühten sich redlich, Kontrapunkte zu setzen. Manchmal geriet das aber auch zum persönlichen Schlagabtausch. Hatte Norbert Maschler den Bürgermeister zu Beginn „als leidenschaftlichen Fahrradfahrer“ charakterisiert, „der seinen Helm an jeder Straßenecke ablegt, damit auch jeder sieht, dass er mit dem Rad da ist“, konterte Bisping am Ende des Abends auf Nachfrage damit, dass er den stämmigen Herausforderer beim Altstadtfest-Kanurennen gerne mit ins Boot nehme. Das gebe dem Kanu „gute Stabilität“, so der 52-jährige.
Erste inhaltliche Differenzen bot die Frage nach einer Gewerbesteuererhöhung. Eine solche sei zwar derzeit nicht geplant, so der Bürgermeister, er könne sie sich aber vorstellen, denn auch die Wünsche an die Stadtpolitik nähmen zu. Lauf sei – neben Herzogenaurach – die Kommune mit den niedrigsten Hebesätzen in der Region. Trotzdem: „Das ist ein sehr sensibles Thema.“ Maschler warnte hingegen klar davor: „Die Stadt ist kein Selbstbedienungsladen.“ Was örtliche Unternehmer an Steuern zahlten, hätten sie „zum Investieren nicht mehr übrig“. Thomas Lang glaubt ebenfalls, dass „wir damit Gefahr laufen, die Entwicklung der Unternehmen zu gefährden“. Es gehe dabei auch um Arbeitsplätze, so der Gymnasiallehrer. Eine Argumentation, die der SPD-Kandidat nachvollziehen kann, der dabei aber weniger an die „Großen“ wie Thomas Sabo oder Emuge als vielmehr an kleine Händler denkt, die sich „vielleicht auch Pacht- oder Mietverträge nicht mehr leisten können“, so Pasalidis.
Eislaufbahn auf dem Marktplatz?
Überhaupt, der Handel: Was kann Lauf für eine weiterhin attraktive Innenstadt tun? Er habe „keine Amazon-Kundennummer“, sondern kaufe vor Ort ein, sagte Bisping, und rief dazu auf, es ihm gleichzutun. Maschler will den Marktplatz, „die gute Stube“, stärken – für seine Idee einer Kunsteisbahn erntete der 51-Jährige jedoch auffallend wenig Applaus. Pasalidis will auf jeden Fall „die Einzelhändler einbeziehen“, und Lang nutzte die Gelegenheit für Kritik an Bisping. Es bringe ja nichts, so der FW-Bewerber, „auf Amazon zu schimpfen“, die Stadt müsse Anreize schaffen. Dazu gehöre es auch, Genehmigungsverfahren nicht zu einer Hürde werden zu lassen – beim Fischmarkt hatte es Debatten darüber gegeben.
Ein wichtiges Thema war schließlich die Frage nach bezahlbarem Wohnraum. Hier sprach sich Lang für eine „maßvolle Ausweisung“ von Neubaugebieten aus. Pasalidis stellte einen SPD-Antrag vor, der vorsieht, den Großparkplatz an der Nürnberger Straße zu überbauen, unter anderem mit Sozialwohnungen. Bisping lobte das 2018 einstimmig beschlossene Wohnraumprogramm. Er will nun Druck auf Eigentümer ausüben, ihre Flächen zur Verfügung zu stellen, indem brachliegende Grundstücke „aus der Nutzung herausgenommen“ werden. Maschler hingegen blieb defensiv: Die Stadt verfüge über kein großes Grundvermögen, das sie zur Verfügung stellen könne, analysierte er. Und auf dem Markt gebe es eben Baugesellschaften, die „Mondpreise zahlen“.
Die Pegnitz-Zeitung veranstaltet ebenfalls eine Podiumsdiskussion. Sie findet am Donnerstag, 13. Februar, um 19 Uhr im CJT-Gymnasium statt.